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Tanz-Faszination mit Zukunft

Die Dresdener Tanzwoche spiegelte bis 29. April die Fülle einer Kunstgattung, der durch den angespannten Finanzhaushalt der Länder, aber auch durch zu geringe Zuwendung der Verantwortlichen das Überleben schwer gemacht wird.
AW - Tanz


Am 22. April fand im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden die diesjährige Gala der Tanzwoche Dresden (22.-29.4.2013) statt. Im schwarz ausgeschlagenen Raum mit Plätzen, von denen das Auge nicht beengt wird, fand ein übervoller Abend statt. Präsentiert wurden Soli, Pas de deux et troi und fantastische Ensembleleistungen der Oper Halle, des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau, des Theaters Chemnitz, des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, des Theaters Nordhausen, des Leipziger Ballettensembles, der Landesbühnen Sachsen, der Semperoper Dresden, des Theaters Plauen-Zwickau und der renommierten Ballett-Hochschulen Palucca aus Dresden sowie der Staatlichen Ballettschule Berlin. Damit fand ein repräsentativer Abend Ostdeutschen Tanztheaters statt, der vielseitiger, sensibler, kraftstrotzender und jünger hätte nicht sein können. Lassen wir den Vorstand des Vereins zur Förderung der Tanzbühne Dresden e.V., D. G. J. Slowronek zu den Absichten der Tanzwoche 2013 zu Worte kommen:
„Als ich die Ausschreibung für die Tanzwoche 2013 verfaßte, hatte ich nicht nur programmatische, sondern auch inhaltliche und richtungsweisende Tendenzen im Hinterkopf. 
Seit 20 Jahren bzw. eigentlich seit Geburt der Tanzwoche sind wir bemüht, diese immer neu zu entwickeln oder "zu erfinden". In der Ausschreibung luden wir Produktionen ein, die sich dem Wesen des Tanzes - des nonverbalen Ausdrucks – widmen. ... 2012 haben wir sehr bewußt eine neue Reihe ins Leben gerufen. „Kurz und gut" haben wir sie genannt, wobei das kein Qualitätsversprechen, sondern eine abschließende Entscheidung war, das Programm verstärkt dem Experiment und dem Unbekanntem zu öffnen. Da wir meinen, mit diesem Schritt eine gute Richtung eingeschlagen zu haben, werden wir 2013 genau diesem Ansatz verstärkt Platz bieten. An vier Tagen werden wir Miniaturen unterschiedlichster Handschrift erleben. Die Tanzwoche wird zum Labor, in dem neue Wege getestet werden.”AW - Tanz 2

Dieses Experimentelle kam im Nebeneinander der Produktionen bei der Gala nicht nur überzeugend über die Rampe, sondern begeisterte ohne zu verschrecken, ohne die Einheit von Körperbeherrschung und Schönheit des Ausdrucks zu gefährden. Boris Michael Gruhl und seine Kollegin von der Palucca-Schule moderierten den Reichtum des Tanzheaters hierzulande mit sichtlicher Freude und Engagement, das notwendig ist, um ständige Gefährdungen dieser Gattung durch Einsparungen von Geldmitteln zu begegnen. So konnte der Fortbestand des Tanzensembles der Landesbühnen Sachsen verkündet werden, zu welchen Einschnitten wird sich zeigen. Was dann auf der Bühne zu sehen war, gab den Organisatoren Recht, dass Kunst nur in ständiger Erneuerung gesellschaftlich Akzeptanz stattfinden kann. Der Abend war ein Kaleidoskop und begann mit dem Paukenschlag von Strawinskis „Frühlingsopfers” in der Choreographie von Ralf Rossa und der Company Rossa der Oper Halle. Unter dem Titel „Verheddert” zur Musik von J. S. Bach war eine behutsame, ja zarte Annäherung und Abstoßen in der Liebe zu bewundern (Choreographie: Dan Pelleg und Marko E. Weigert), getanzt von E. Weigert und Laura Keil.  Zum anderen wurde  Bach in „Vertigo Maze” vertanzt: in vollendeten, strengen Formen heutigen Ausdruckstanzes der Palucca-Schule Dresden entsprach die Form der Tiefe der Bachschen Solosonaten, wobei die schönen Körper der Damen in allzu strengen Korsetts domestiziert waren. AW - Tanz 3
Ganz anders sechs Tänzer des Gerhardt-Hauptmann-Theaters zur Musik aus „Quattro Balli” von Chr. Willibald Gluck: Eingebettet in klassisches Baroques verstand es Dan Pelleg/Marko E. Weigert (Choregraphie)  soviel Leichtigkeit und Humor in die Paarebewegungen zu bringen, dass Innovation zwischen historischer Musik und Tanz entstand. Bravo! Leider gelang das dem Leipziger Ballet nicht. Zu der Jahrhundertaufnahme der Wagnerschen Wesendonck-Lieder von Jessie Norman blieb die Choreographie von Silvana Schröder nicht nur ein wenig zurück, sondern auch blass. An dieser Stelle war aber wohl jeglicher Tanz verzichtbar. Anders die Wirkung von Wagner-Musik und der Komposition von Nikolai Tscherpin im Nijinsky -Pas de deux (Choreographie: Ralf Rossa, Tanz: Michael Sedlacek und Dalier Burchanow). Mit weit greifender Gestik und Intensität wurde hier männliche Liebe eindrucksvoll thematisiert. Überhaupt waren die Choreographien von Ralf Rossa, dann noch mit dem ganzen Hallenser Ensemble in „Schlafes Bruder” Höhepunkte des Abends. Mit Verve, individueller Gestik der einzelnen Tänzer und Feuer temperamentvollster Lebensfreude gelangen eindringliche Darstellungen von Volksleben, - wahrlich Tanz-Theater in Vollendung. Aber auch ohne Musik kann eine besonder Intimität erreicht werden, wie in Szenen aus „Tristan und Isolde” des Dresdener Semperoper Balletts/Junge Choreographen: Torsten Händler (Choreographie) schuf wunderbare Beziehungsbilder (Tanz: Colombe Vanabelle und Kojiro Suziki). Die Berliner Balletthochschule mit ihrem Trio „Le Corsaire”, Musik A. Adam, L. Minkus, gestaltetet eine charmante Interpretationen in der historischen Choreographie Marius Petipas. Selbstverständlich war der der Pas de deux aus „Dornröschen”, getanzt vom Meisterpaar der Semperoper Gina Scott und Saverio Pecucci (Choreographie: Aaron S. Watkins) in einer anderen Sphären der Grandezza angesiedelt, aber interessant in der Gegenübestellung, was erreichbar ist. Manches jedoch war exzellent getanzt, behielt aber dennoch den Charme von rhythmischer Sportgymnastik, so die Bolero-Variation in der gestrengen Choreographie von Paul Julius, interpretiert von Nao Matzushita. Das an Kenntnis reiche Publikum würdigte jedoch die konzentrierte, strenge Tanzleistung.

Das Kontrastprogramm war die Darbietung der Weichheit klassisch-orientalischen Bauchtanzes von und mit Gejaria aus der Jenidze Dresden. Wie wichtig das Treffen von Musik und Tanz-Interpretation ist, zeigte sich in „...trace...too” des Theaters Nordhausen. Zur Musik von Giora Feidmann und dem Gershwin Quartett tanzten Magdalena Pawelec und Irene López Ros puren Volkscharakter, Klazmerfeeling bis in die Finger und Duttknollen. Bravo auch hier! Abschluss und weiterer Höhepunkt bildete die Ensembleleistung der Landesbühne Sachsen mit Ausschnitten aus „Carmina Burana” zusammen mit dem davor gesehen „Ufer der Zeit” nach der Musik von Herbert Grönemeyer, in der Patrick Finger und dann er im Duett „Deine Zeit” mit Anna Paunok den Stil von Zeit und Musik kongenial trafen (Choreographien: Rainer Feistel). Als Überraschungsgäste brillierten drei Tänzer vom Münchner Gärtnerplatz-Theater mit einer hinreißen Persiflage auf den Schuhplattler, und platzierten sich punktgenau in das Außergewöhnliche vieler der Handschriften der Choreographen des Abends.

Einmal mehr hat das persönliche Engagement der Veranstalter der Tanzwoche Dresden dazu beigetragen, eine überzeugende Leistungsschau auf die Beine der Protagonisten zu stellen, die Tanzkunst aus ihrem überirdischen Image, gleichberechtigt in die Reihe der darstellenden Künste zu platzieren.

Eveline Figura

tanzwoche@tanzbuehne-dresden.de