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Mai 2025



Nach-Oster-Stimmungs-Barometer Annaberg

Das Wetter spielte mit. Osterbrunnen statt Maibaum? Gefülltes Theater, zumindest fast!
Kneipen am Abend dicht! Aktives Ordnungsamt.

abg1 (Andere)
Eigentlich ist alles schon gesagt. Trotzdem muss am Anfang immer noch oder wieder erwähnt werden, was der neue Leser nur zum Teil oder gar nicht weiß: Annaberg-Buchholz ist nicht irgendein Kreisstädtel in Sachsen, sondern die Hauptstadt des Obererzgebirges, seit zehn Jahren UNESCO-Welterbe der Montanregion Erzgebirge mit -zig Destinationen und Teil der Aktion Kulturhauptstadt Europa- Chemnitz 2025. Soweit, so gut. Im Laufe des Jahres finden auch tatsächlich viele größere und kleinere Kultur-Höhepunkte (wie man „Events“ auf Deutsch nennen könnte) statt, weswegen Touristen nach Annaberg und Buchholz oder in die eingemeindeten Ortschaften Geyersdorf und Kleinrückerswald sowie unbedingt Frohnau-kommen.

Am Ostersamstag wurde erstmals um 10 Uhr auf dem wunderschönen Renaissance-Marktplatz von Annaberg der als Osterbrunnen verkleidete Barbara-Uthmann-Brunnen theatralisch eingeweiht. Es sieht schön bunt aus; viele der tausenden Eier sind nicht nur bemalt, sondern  mit Ideen gestaltet, umhäkelt und bestrickt und viele, in Nächte langer Kleinarbeit sogar umklöppelt und damit angepasst an die Brunnen-Herrin, die als reiche Verlegerin einst mehr als tausend Bandweberinnen beschäftigte und bei ihnen das Klöppeln, wahrscheinlich kommend aus Belgien oder Holland, einführte. Die Tradition des Osterbrunnens ist bei uns nicht bekannt. Aber durch die viele Reisetätigkeit der Bevölkerung wird eben schön Empfundenes eingeführt, nachgeahmt oder die Ideen geklaut. Was China kann, können wir auch! (Die sollen ja sogar Neuschwanstein nachgebaut haben.) Die Tradition der österlich geschmückten Brunnen jedenfalls kommt aus Franken und die wieder haben es vom Elsass her u.s.w. Im vergangenen Jahr echauffierten sich die Bürger, dass die Tradition des Maibaums einfach abgeschafft wurde, ohne Grund  und ohne Erklärung. Manchmal hält man es einfach nicht für nötig, die Bürger einzubeziehen, außer die im Stadtrat. Und manchmal nicken die nur noch ab. Nu gut, der Brunnen sieht „schie“ aus und schmückt den Markt, wenn gerade kein Markt stattfindet.

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Von Franken, um Goslar herum, sind einst zum Silber-Berggeschrei viele Bergleute auch hier eingewandert. Un nu hätten wir auch `ne historische Begründung für den Osterbrunnen. Die Eier wie der Osterhase sind zudem vorchristliche, antike Fruchtbarkeitssymbole und endlich nach den langen Wintern kam was Frisches zusammen mit den Osterlämmern auf den Tisch, wenn man das eingesalzene Fleisch satt hatte oder es längst alle war.

Falls man und frau aber am Oster-Sonntagabend, nach einem Theaterbesuch, so um 22 Uhr noch durstig waren auf eine Bierchen oder Weinchen, sah es um den Marktplatz aber mau aus. Nicht nur sind die Bürgersteige schon fast hochgeklappt, auch die Türen und Tore vom Hotel („Wilder Mann“, -das einzige am Ort!) und Restaurants zu, Lichter aus. An der Hoteltür verkündete der Hausmeister oder Generaldirektor(?) man könne noch am Getränkeautomaten etwas haben, geschweige in die wunderschöne Renaissancesstube „Silberbaum“ (15. Jh.) zum Sitzen kommen. Daneben im Gässel war das eigentlich zuverlässige, auch länger geöffnete PaperlaPub zu, der in städtischer Hand befindliche „Ratskeller“ dunkel geschlossen und auch sonst ludt nichts mit blinkendem Lichtl ein. Gäste müssen sich nun ihr Weinchen in die Pension oder FeWo mitnehmen oder das Kopfkissen nass weinen. Oh, Schande für soviel Unvermögen! Gründe gibt es natürlich immer mannigfaltige. Und am Ende beißt sich die Katz in den Schwanz: Die Gastronomen klagen über ihre zu hohen Kosten für zu wenige Gäste und die kommen nicht mehr gerne, wenn alles zu ist. Dann sitzen die, die sich was gönnen könnten auf ihrem Geldsack, den sie lieber in die Karibik oder auf Malle entleeren oder die Faulen, die ihren Hintern lieber auf dem Sofa breit drücken und sogar das eigene Theater ignorieren, wo soviel los ist.

Im Theater ist immer was los: Zu Ostern am Samstag die beliebte Rossini-Oper „Der Barbier von Sevilla“ in Bestbesetzung, insbesondere der Hauptrolle durch den Bariton Jacob Hoffmann. Am Sonntag gab`s Weltliteratur-Dramatik,
nämlich Moliéres „Tartuffe“ und am Ostermontag das Familienmusical „Tschitti tschitti bäng bäng“- nach dem berühmten MGM-Film. Applaus, Applaus! Erwähnt muss unbedingt werden, dass zu Jesu-Sterbestunde in Sankt Annen das „Stabat mater von Pergolesi erklang, ein wunderbares Soli-Chorwerk mit hohem Anspruch an die St. Annen-Kantorei unter der Leitung von Kantor Cornelius Hofmann.  Vorausschauend weisen wir schon mal auf einen Höhepunkt im Kirchen- und Stadtleben von Annaberg -Buchholz hin: Unsere herrliche Kirche St. Annen, auch Bergmannsdom genannt, die bedeutendste sächsische Hallenkirche der Spätgotik, feiert am 28. September 2025, 17 Uhr, ihre 500-jährige Weihe (durch den damaligen Erzbischof von Meissen). Kantorei und die Erzgebirgische Philharmonie Aue gestalten dieses Ereignis unter Kantor Cornelius Hofmann aus.

Mieser Nachklang: Gleich am Dienstagmorgen nach Ostern waren die Kollegen vom Ordnungsamt und Polizei in der Gr. Kartengasse am Wirken. Kunststück, denn wie oben beschrieben gab’s ja keine Müdigkeit nach ausgelassenen Feiern (s.O.) Das temporäre Halte- oder Parkverbotsschild wurde schon mal von unkundigen Auswärtigen übersehen... Von aufmerksamen Nachbarn rüde aus dem Bett geworfen, fuhr man das Fahrzeug selbst weg, um es dann wieder zu parken, weil ja die Kehrmaschine schon zweimal rauf und runter gefahren war und kein Futzelchen Schmutz mehr lag. Aber die Ordnungshüter hatten die Schilder noch nicht entfernt und so kam tatsächlich der Abschleppdienst zum einzigen Fahrzeug, was mit Koffern beladen werden sollte. In letzter Minute wurde die Aktion zwar verhindert, aber um die Strafe von 40 Euro und die Kosten für die Anfahrt des Abschleppers sind zu entrichten. Soviel zum Amtsschimmel per excelence. Danke für soviel Gastfreundschaft!

Eveline Figura (Text und Fotos)