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Mehr als nur Konterfeis

Der in Annaberg geborene Fotograf Ulrich Burkhardt stellt in seiner Heimatstadt Porträts aus, die mehr als nur Abbild des Abgebildeten sind. Ergänzt werden sie von effektvollen Bildern aus der Fremde und sehnsuchtsvollen aus der Heimat.
Eine Vorabrezension zur Ausstellungseröffnung am 1. Oktober 2016.
IMG_5380 (Andere)

Ulrich Burkhardts Gesichter von Menschen aus seinem Umfeld sind keineswegs nur Abbilder des oder der Porträtierten. Sie blicken nicht nur den Fotografen an, sondern insbesondere den Betrachter. Und sie blicken darüber hinaus. In ihre Vergangenheit, die sich in wunderbaren Falten abzeichnet, andere selbstbewusst in die Gegenwart, aber mitunter auch welche mit verunsichertem Blick in die Zukunft. Somit geben Burkhartds Bilder einen Sinn wider, werden zu Sinnbilder mit Verweischarakter in die jeweilige Lebenszeit.
Diese Mehrdimensionalität dieser Porträts sind in der Lage, ein Foto zu einem künstlerischen Foto zu adeln. Eine Fotoausstellung zu einer Kunstausstellung werden zu lassen. Hier wird nicht einfach nur die Kamera auf das Objekt Mensch drauf gehalten, hier wird versucht, Hintergründiges in den Vordergrund zu rücken, über das Abbild die Bedeutung zu entdecken. Die Lebensfurchen in den Gesichtern dem Betrachter zu Deutungen freizugeben, möglicherweise eine Charakterspur in diesen nonverbalen Äußerungen der Mimik auszumachen. IMG_5371 (Andere)
Exemplarisch kommt dies möglicherweise zum Ausdruck in zwei so ungleichen Charakteren wie in den ¾ Porträts von Arthur Schramm (Klaanes Getu) und Johannes Schönherr (Hammerhansel). Während der eine in schwarzem Anzug mit Weste, Schlips und Kragen sowie in angedeuteter aristokratisch-intellektueller Haltung auf seinen nie erfüllten Anspruch an das Leben aufmerksam machen will, zeigt der andere per Arm-Hüftstütze und mit verwegenem Hütli seine überlegene Ankunft im Milieu. Bei allem Unterschied in der Haltung dieser beiden Annaberger Originale, haben sie eben diese Originalität gemeinsam, die vom Foto-Künstler Uli Burkhardt treffend gesehen, genau erkannt und überzeugend an uns vermittelt wurde. Auch all die anderen Gesichter sind mehr als nur  ein Konterfei des Bekannten oder Fremden. Neben den lebenszeitlichen Dimensionen, die sie vermitteln, sind sie auch interessante Studienobjekte für Eitelkeit und Bescheidenheit, Gefallsucht und Naivität, echtes Künstlertum und Möchtegerne - ohne sie entblößend darzustellen. Uli 6 (Andere)

Dass Burkhardt auch noch anders kann, zeigt er mit seinen Fotos vom Stierkampf in Südfrankreich, in denen der Stier und der Torero in der Bilderfolge nach und nach zu tanzen beginnen. Neben gekonnten Zufallsaufnahmen bei Christo und mit ihm in Berlin und Italien, berühren seine Bilder aus dem Erzgebirge ganz besonders. Einmalig faszinierend die „Sonnenwirbel“ über dem Erzgebirgskamm bei Gottesgab. Uli 7 (Andere)
Jene seltsame Himmelserscheinung, die beim Einfall der Sonne in einem bestimmten Winkel auf Eiskristalle trifft, um diese eiskalte Schönheit zu produzieren, nach der in alter Zeit auch der Keilberg benannt wurde, da fast nur in dieser Region jenes einmalige Naturschauspiel beobachtet werden kann und ein begehrtes Ereignis für Maler und Fotografen darstellt. In diesen Bildern drückt sich die Heimatverbundenheit des Annabergers Ulrich Burkhardt womöglich am intensivsten aus, da er in der Fremde mit dem Abstand des Wissenden den Blick nicht nur dafür geschult hat...

Die überaus sehenswerte Fotoausstellung von dem in Berlin lebenden Ulrich Burkhardt ist im kleinen Saal des Kulturzentrums Erzhammer noch bis zum
22. Oktober 2016 geöffnet.

red.

 

 

 

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