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Musikalische Weihnachtsüberraschungen

Die Erzgebirgs-Philharmonie Aue unter der sensiblen und leidenschaftlichen Leitung von Dieter Klug wartete mit musikalischen Raritäten in einem nachhaltigen Weihnachtskonzert auf.AW - Klug


Bis auf Bach und Cornelius war das diesjährige Weihnachtskonzert voller musikalischer Überraschungen. Eine Rarität folgte auf die andere.
Und alle wurden großartig, einprägsam, sensibel und leidenschaftlich
vom sehr gut studierten Orchester interpretiert und vom überaus engagierten 1. Kapellmeister Dieter Klug (Foto) dirigiert.

Wer bisher noch nicht wußte, wer Pieter Hellendaal ist und wie die Musik dieses niederländischen Komponisten des 18. Jahrhunderts klingt, der wurde gleich zu Beginn dieses facettenreichen Weihnachtskonzertes von einem wundervoll weihnachtlichen Concerto in Es-Dur gefangen genommen. Dem prächtigen Streicherklang fehlte allerdings mitunter die solistische Spitze, die vom 1. Konzertmeister mit mehr Empathie und ausdrucksstärkerer Tonbildung in dessen Solopassagen erwartet werden darf. Mit der Sinfonia B-Dur von Johann Friedrich Fasch setzte Dieter Klug noch einen weiteren Höhepunkt an diesem Abend. Es ist nahezu unverständlich, dass dieser barocke sächsische Meister in unseren Konzertsälen kaum zu hören ist. Dabei genoss er zu Lebzeiten hohe Wertschätzung von keinem geringeren als Johann Sebastian Bach. Und dass er am Anhalt-Zerbster Hof als Hofkapellmeister bis zu seinem Lebensende wirkte, spricht nicht nur für seine künstlerische Qualität, sondern schlägt auch einen indirekten Bogen zu Annaberg: Schließlich kommen die Vorfahren unserer Familie Köselitz (Peter Gast) aus Zerbst und waren just zu dieser Zeit beim dortigen Fürsten angestellt.

Die nächste Überraschung wurde dem begeisterten Publikum mit Teilen aus dem Weihnachtsoratorium eines Joseph Leopold Eybler geboten. Er gilt als einer der Mitvollender des Mozart-Requiems und des musikalischen „Taufpaten“ der Oper „Cosí fan tutte“, deren Einstudierung ihm von Mozart übertragen wurde. Seine Komposition kann und will daher auch den großen Wiener Meister nicht verleugnen. Nach der voluminösen Ouvertüre mit musikalischem Sonnenaufgang folgen Rezitativ und Arie „Das Kind strekt seinen Arm“. AW - Fauser
Sehr kultiviert und anrührend gesungen von der Solistin des Abends, Therese Fauser (Foto), die seit September als Mezzosopranistin zum Annaberger Ensemble gehört. Neben stimmkräftigen und auch dramatischen Tönen in der Höhe, mangelt es ihr mitunter in der sonoren Tiefe – wie man sie von einem Mezzo erwarten darf - und an Kraft in der Mittellage. Diese Schwächen einer Anfängerin, die noch über keine größeren Bühnenerfahrungen verfügt, wurden dann auch in der Arie „Bereite dich Zion“ aus dem Bachschen Weihnachtsoratorium deutlich. Hier hätte man sich auch etwas größere Legato-Bögen als Kontrast zu den Orchesterbewegungen gewünscht.

Sehr ansprechend gesungen und ausgezeichnet artikuliert dann die drei Weihnachtslieder von Peter Cornelius, wobei der Bläser-Choral beim Lied „Die Könige“ etwas dezenter intoniert werden sollte. Davor hörten wir noch ein glitzerndes und flimmerndes Salonstück vom ebenfalls recht unbekannten russischen Komponisten Anatoli Ljadow, bei dem das Orchester wiederholt seine musikalischen Qualitäten unter Beweis stellen konnte – berauschend schön hier die Pianostellen, die den „Verzauberten See“ (op. 62) weihnachtlich-märchenhaft erscheinen ließen.

Als Überraschungs-Kontrast dann aber Engelbert Humperdinck – nicht „Hänsel und Gretel“ - sondern, ebenfalls in Andenken an den 200. Geburtstag der Brüder Grimm, „Dornröschen“. Ein an Klangfarben, Rhythmen und Taktwechsel überreiches Werk, in dem sich Orchester und Dirigent musikalisch baden konnten. Diese Tonbilder mit ihrem furiosen Finale „Festklänge“ konnten dann scheinbar nur noch vom singesfreudigen Publikum getoppt werde: Die Berlinerin Therese Fauser sang gemeinsam mit dem vollbesetzten Parkett und Rang erzgebirgische und hochdeutsche Weihnachtslieder, die nur unterbrochen von einer schmissig dargebotenen „Schlittenfahrt“ (A Sleigh ride) von Leroy Andersen, mit viel Beifall wiederholt werden mussten.

Es war ein großartiges, sicherlich auch aufwändiges, aber sehr nachhaltiges und lohnenswertes musikalisches Weihnachtsgeschenk, das dramaturgische und künstlerische Maßstäbe gesetzt hat.

G.B.S.

Das Weihnachtskonzert ist noch einmal zu hören
am 26. Dezember 2012 um 19.30 in der St. Nicolai-Kirche in Aue

www.winterstein-theater.de

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