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Walpertobnd, Hexenfeuer und der 1. Mai in Annaberg-Buchholz – diesmal ohne Maibaum
Zahlreiche Programme erinnern an uralte Traditionen und halten sie mit neuen Ideen wach. Auf dem Markt spricht am 1. Mai die Oberbürgermeisterin auf einer Veranstaltung des DGB. Der Frühling wird dort den gesamten Tag über mit einem bunten Programm für alle Generationen begrüßt.
(24.04.12) - Der 30. April gilt im Erzgebirge als Walbertobnd (Walpurgisabend/Walpurgisnacht). Diese besondere Nacht erhielt ihren Namen nach der Heiligen Walburga (710 in England geboren und als Missionarin bei den Deutschen 777 als Äbtissin in Heidenheim verstorben), deren Gedenktag bis ins Mittelalter am Tag ihrer Heiligsprechung am 1. Mai gefeiert wurde. Viele Walpurgisbräuche lebten in bäuerlichen Maibräuchen im Erzgebirge bis ins 19. Jahrhundert fort. Pfarrer Christian Gottlieb Wild (1785 Johanngeorgenstadt - 1839 Breitenbrunn) schimpfte von der Kanzel gegen diesen Aberglauben: „Jener, und wie man hoffen darf, ziemlich verschwundene Glauben an Hexen und ihre Macht hat aber immer noch im oberen Erzgebirge einen Brauch hinterlassen, welchen man fast in allen Orten desselben antrifft.“
So schützte man seinen Hof durch nächtliches Peitschenknallen, ausgelegte Besen und Maibüsche. Der Maibaum, meist eine Birke, der zugleich als Fruchtbarkeits-symbol und Darsteller des Weltenbaums gilt, ist an zentralen Plätzen errichtet worden, wo dann auch getanzt wurde. Solche Tänze haben auch im Mai unter der Tanzlinde in Frohnau stattgefunden, wenn es auch kein birkener Maibaum war. Es war auch die Nacht der Hexenfeuer. Eine Tradition, die sich bis in unsere Tage erhalten hat, wenn nun auch schon seit ein paar Jahren keine Hexen mehr darin verbrannt werden... Aber der Gang zwischen zwei Walpurgisfeuern soll immer noch reinigen und Seuchen fernhalten (Walpurgis gilt als Schutzheilige gegen Pest, Husten und Tollwut). Mit der Christianisierung wurden zunächst auch in Deutschland diese alten Bräuche als heidnisch verdammt. 
Walpurgisnacht-Szene aus Goethes Faust
War das Hexenfeuer etwas heruntergebrannt so wurde in erzgebirgischen Dörfern der Maisprung gepflegt. Bei dem ist es üblich, dass Verliebte gemeinsam über das Maifeuer springen. In der Nacht schließt sich dann der Tanz in den Maien an, der bis in den Morgen des 1. Mai gehen kann. Diesem heidnische Treiben sollte z.B. laut Verordnung des Königlichen Landgerichtes von Eibenstock vom 11. April 1845 der Garaus gemacht werden. Dort – aber auch in anderen Städten des Erzgebirges, wo man es wohl besonders toll mit den Walpurgisbräuchen trieb – verbot man in dieser Nacht das „Schießen, Raketen- und Schwärmewerfen sowie Freudenfeuern zu Walburga“. Dass man sich an diese Verbot so gut wie zu keiner Zeit gehalten hat, zeigt die Tatsache, dass am 30. April 2012 in Annaberg-Buchholz wieder zu einem bunten Begleitprogramm zu den sechs Höhenfeuern in den verschiedenen Ortsteilen eingeladen wird, wie es im Pressetext der Stadt heißt: Um 18.30 Uhr sind Kinder zu einem Lampionumzug auf den Annaberger Markt eingeladen. Er führt vom Stadtzentrum über Wolkensteiner und Lindenstraße zum Kätplatz, wo das Höhenfeuer des Stadtteils Annaberg entzündet wird. Begleitet wird der Umzug durch zünftige Musik des Fanfarenzuges der Feuerwehr. Das Musikkorps der Feuerwehr begleitet auch den Lampionumzug im Stadtteil Buchholz. Er startet 19.30 Uhr auf dem Platz zwischen Feuerwehr und Katharinenkirche. Von dort geht es über Schlettauer Straße, Einenkelstraße und Buchenstraße zum Höhenfeuer am Dörfler Weg. Im Ortsteil Cunersdorf wird ab 19.30 Uhr am Feuerwehrdepot traditionell der Maibaum aufgestellt. Anschließend führt ein Lampionumzug vom Depot zumSportplatz, wo um 20.00 Uhr das Höhenfeuer entzündet wird. In Frohnau wird am 30. April um 19.00 Uhr auf der „Krönung“ das Höhenfeuer entzündet. Der örtliche Jugendclub sorgt mit Hüpfburg, Kinderschminken, zünftigen Speisen und Getränken sowie einem kleinen Programm für gute Unterhaltung. In Geyersdorf wird um 20.00 Uhr zum Höhenfeuer und zur Maibaumaufstellung auf den Sportplatz eingeladen. Die Kleinrückerswalder entzünden am gleichen Abend auf dem Platz hinter dem Netto-Markt traditionell ihr Höhenfeuer.
Familienfest auf dem Marktplatz zum 1. Mai
Auch in diesem Jahr lädt der DGB mit seinen Partnern am 1. Mai zum Familienfest auf den Annaberger Markt ein. Dieser uralte Lenz-Begrüßungs-Tag wurde 1889 zum Tag der Arbeit erklärt und 1955 von Papst Pius XII. zum Fest „Joseph der Arbeiter“ ausgerufen. Somit kann dieser 1.Mai also auch in Annaberg-Buchholz alljährlich partei- und konfessionsübergreifend begangen werden, was auch im diesjährigen Programm wieder zum Ausdruck kommt:
Von 10.00 bis 17.00 Uhr gibt es ein buntes Programm. Präsentationen von Hilfsorganisationen, Springburg, Bastelstraße, Infostände von Gewerkschaften, Vereinen, Verbänden und kreative Angebote prägen den Tag. Referenten befassen sich u. a. im Rahmen einer Diskussionsrunde mit dem Thema „Billig kommt teuer". Darin werden Lohnfragen thematisiert.
Programmablauf:
10.00 Uhr Bergmusikkorps „Frisch Glück“ 10.20 Uhr Grußwort Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch 10.45 Uhr MdB Caren Lay, DIE LINKE 11.10 Uhr MdL Alexander Krauß, CDU 14.00 Uhr Schalmeienkapelle Steinbach 14.45 Uhr Talkrunde mit Landespolitikern zum Thema „Billig kommt teuer"
Ab dem 1. Mai starten die Züge der Gartenbahn im Gelände der Gemeinnützigen Wohn- und Pflegezentrum Annaberg-Buchholz GmbH in Frohnau in die diesjährige Saison (Foto). Auf einer Fläche von 1400 m² bilden Natur, Bahnstrecken und Miniaturhäuser auf der Anlage eine wunderbare Symbiose. Nachgestaltet ist die Harzquerbahn. Bahnhöfe und andere Nebenanlagen orientieren sich an dieser bekannten deutschen Gebirgsstrecke. Zur Himmelfahrt am 17. Mai und zum Kät-Feuerwerk am 16. Juni 2012 lädt die Frohnauer Gartenbahn zu besonderen Fahrtagen ein. In der übrigen Zeit drehen die Miniaturzüge samstags, sonntags sowie an Feiertagen von 13.00 bis 18.00 Uhr ihre Runden auf der sehenswerten Anlage.
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Und noch eine traurige aber wichtige Meldung: Auf dem Annaberger Markt kann in diesem Jahr aus sicherheitstechnischen Gründen (Markt-Tiefgarage wird gebaut), vor allem im Hinblick auf die unmittelbar benachbarte Baustelle, ausnahmsweise kein Maibaum aufgestellt werden.
Red./Förster
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