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„Mein Freund Wickie“ auf den Greifensteinen
Das Meer ist gleich hinter den Felsen, die Wickinger sind ein wenig feige, deren Frauen selbstbewusst, die Feinde nicht sehr gefährlich und alle folgen einem pfiffigen Jungen.
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Das Stück von Josef Göhlen basiert auf den Erzählungen von Runer Jonsson. Den Kindern sind die Trickfilme über Wickie bereits vertraut. Mit der Musik von Christian Bruhn gelang ein handlungsreiches Musical, dessen Klaumauk-Szenen durch die Gesangsnummern immer wieder zu befriedender Ruhe gebracht werden und zum Mitklatschen einladen. Unter sorgsamer dramaturgischer Führung (Silvia Giese) und der einfallsreichen und manchmal überbordenden Regie von Urs Alexander Schleiff bekamen die Schauspieler viel zu singen und tanzen (Musikalische Leitung: Peggy Einfeldt, Choreographie: Kirsten Hocke) und hatten Auftritte aus allen Himmelsrichtungen. Bei über 30° C und viel Sonne am Vormittag sind die Darsteller dennoch reichlich und amüsant gewandet (Ausstattung: Peter Gross) und in den Kampfszenen (Kampfchoreographie: Udo Prucha) reichlich bewegt. 
Udo Prucha selbst gibt den lieb-trottlichen „Heldenvater“ Halvar in einer besonders dicken roten Haar- und Bartmatte und dem gehörnten Helm. Man darf sich wundern, dass ihm am Ende kein Hitzschlag droht. Zusammen mit seiner hübsche Frau Ylva (Gisa Kümmerling), in einem trendigen Wildlederkleid, versuchen sie Stamm und Familie zu organisieren und singend ihren quirligen Sohn Wickie (Sebastian Schlicht) von Gefahren fern zu halten. Das gelingt natürlich nicht: Der wirft sich ins Getümmel, befreit die gefangenen Wickinger mit List und Frechheit aus den Händen des schrecklichen Sven (Olaf Kaden) im dicken Watteau und vom Überfall der Piraten im eigenen Dorf. Deren Häuptling Snob Goldlocke (Nenad Žanić) mit knallgelbem Outfit und schwuchtlicher Körpersprache wird schließlich kalt geduscht und ausgeschaltet.
Schlichts Wickie ist omnipräsent und unaufdringlich lustig, seine Freundin Ylvi (Monika Reithofer) immer dort, wo schöne Gruppen gefragt sind. Dazwischen tauchen kuriose Figuren auf, die Charakter ins Spiel bringen, wie u.a. Urobe, der Seher im Dorf, gespielt von Michael Junge, und Knoll (Benjamin Muth), der bunte burleske Spaßmacher vom schrecklichen Sven, mit Potenzial zum „Puck“! 
Doch das Beste am und im Stück, das vor gut tausend Jahren spielt, ist die Ironie auf das Heute. Die pädagogischen Zeigefinger sind in den Hosentaschen verblieben, denn die Kinder verstehen eh, dass die Dummen zu besiegen und die Soldaten vom Bösen nicht gefährlich sind, weil sie ihren „Job hassen“. Die Erwachsenen unter den Zuschauern amüsieren sich über hintergründige Texte, skurriles Raubgut der Wickinger und über Details, die viele Kinder übersehen und -hören, weil sie zu oft mit laut raschelnden Chiptüten im Zuschauerraum abgelenkt sind.
Am vergangenen Dienstag, dem 11.8.2015, waren knapp 1.400 Besucher in der Runde und begeistert bei der Sache. „Wickie“ hat das Zeug zum Dauerbrenner für die ganze Familie auch in der nächsten Saison. Und auch, weil ein Ensemble – ein besonderes Lob wieder an die vielen talentierten Kleindarsteller - trotz Hitze, Blitz, Donner und Regen auf einer der schönsten Felsenbühnen Europas ihr Bestes gibt: Talent und Schweiß!
Eveline Figura
Nächste Vorstellungen: Naturtheater Greifensteine, 09427 Ehrenfriedersdorf:
13./27./30.8., 15 Uhr; 18./20.8., 10.30 Uhr
Vorverkauf: Servicebüro Annaberg: 03733/1407 131
Tageskasse Greifensteine (eine Stunde vor Vorstellungsbeginn): 037346 1318
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