LESERPOST
ÜBER UNS
IMPRESSUM
WERBEN

Gegründet 1807

www.annaberger.info

Wiedergegründet 2011

    POLITIK   WIRTSCHAFT   KULTUR   LOKALES   HISTORISCHES   STADTFÜHRER    WEIHNACHTEN im Erzgebirge

 

THEATER ABC

 

 


 

Arbeiten wir doch einfach so, als ginge es um UNSER EIGENES!

Die Rede von Rolf Schmidt im vollen Wortlaut - gehalten am 1. Juni 2015 im Ratssaal zum Amtsantritt als Oberbürgermeister von Annaberg-Buchholz
(Zwischentitel und Hervorhebungen von der Redaktion).

Sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
liebe Bürgerinnen und Bürger,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
liebe Freunde und Verwandte,

ich freue mich, heute hier vor Ihnen zu stehen. Es ist nun genau 181 Tage her, dass ich mich entschieden habe, für das Amt des Oberbürgermeisters der großen Kreisstadt Annaberg-Buchholz zu kandidieren. Welchen Ausgang die Wahl letztendlich nehmen würde, war damals nicht abzusehen, denn immerhin gab es vier Kandidaten. Ich möchte an dieser Stelle als erstes meinen Respekt für alle drei Mitbewerber ausdrücken und ihnen für die Zukunft alles Gute wünschen.
Sich so einer Kandidatur und dem damit verbundenen Wahlkampf zu stellen, war keine leichte Aufgabe. Denn neben vielen positiven Erfahrungen und interessanten Begegnungen mit den Bürgern unserer Stadt, lernt man natürlich auch manche Dinge kennen, auf die man vielleicht lieber verzichtet hätte. Jedenfalls kann man wohl sagen, dass alle Kandidaten in dieser Zeit, so wie ich, mit geschärften Sinnen und neuen Sichtweisen durch Annaberg-Buchholz gegangen sind und dabei sicher auch einige wirklich unvergessliche Erfahrungen gesammelt haben. Rolf Schmidt 1 (Andere)

Für mich gipfelt diese sehr aufregende Zeit nun in diesem heutigen sehr bewegenden Moment, in dem ich das Amt des Oberbürgermeisters von Annaberg-Buchholz tatsächlich antrete. Es macht mich sehr glücklich, dass ich dieses Amt mit einer Legitimation durch beinahe 70% der Wähler beginnen darf. Tausende Bürgerinnen und Bürger haben mir ihr Vertrauen geschenkt. Natürlich weiß ich, dass dieser Vertrauensvorschuss auch mit hohen Erwartungen verbunden ist. Und ich weiß auch, dass das Amt schließlich mit großer Verantwortung für eine ganze Stadt mit all ihren Menschen und den komplexen Aufgaben verbunden ist, die heute an eine Kommune und deren Verwaltung gestellt werden. Dieser Verantwortung werde ich mich nun stellen - und verspreche Ihnen, all meine Kraft, meine Erfahrungen, mein Wissen und Gewissen zum Besten unsere Heimatstadt einzubringen. Dabei ist es ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man einen starken Rückhalt in der Bürgerschaft hat.
Lassen Sie mich an dieser Stelle also noch einmal ganz herzlich Danke sagen.
Herzlichen Dank allen, die aktiv und interessiert den Wahlkampf begleitet haben. Danke an alle, die zur Wahl gegangen sind und ihre Stimme abgegeben haben. Herzlichen Dank allen, die mir durch ihre Stimme das Vertrauen geschenkt haben. Ein ganz großes Dankeschön geht an mein Wahl-Team, an meine Familie und an meine Freunde, die mich zu jeder Zeit mit ihrem Enthusiasmus, mit ihren Ideen, ihrer Begeisterung und ihrer Ausdauer unterstützt haben. Es tut gut, solche Menschen an seiner Seite zu wissen. Und nicht zuletzt möchte ich auch noch demjenigen danken, der seit November 2014 bis heute die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters in einer Art und Weise geführt hat, die uns allen Respekt abverlangt. Danke, Thomas Proksch für eine gewissenhafte, ruhige und akkurate Amtsführung in dieser doch recht aufregenden Zeit.

Mit dem heutigen Tag beginnt nun ein neuer Abschnitt für die Stadt Annaberg-Buchholz - - - und für mich. Auch wenn die Wahl bereits einige Wochen zurück liegt und ich in diesen zurückliegenden Wochen auch schon an verschiedenen Veranstaltungen der Stadt teilgenommen habe und es auch schon Abstimmungen zu verschiedenen Themen gab, so richtig los geht es doch erst mit dem heutigen 1. Juni 2015. Und dieser 1. Juni 2015 ist ein ganz besonderer Tag – ein ganz besonderer Tag für Annaberg-Buchholz, denn erstmals seit 25 Jahren nach der Wende, gibt es in unserer Stadt einen Oberbürgermeister, der nicht einer Partei angehört, welche die Mehrheitsfraktion im Stadtrat bildet.
Und natürlich ist der heutige Tag auch ein ganz besonderer Tag für mich persönlich, denn ich verlege meinen Arbeitsplatz – also meinen Lebensmittelpunkt – von einer Produktionsfirma am Rande der Stadt nun ins Rathaus – also in eine öffentliche Verwaltung mitten in die Altstadt von Annaberg-Buchholz. Die von der Bürgerschaft so ausdrücklich gewählte neue politische Konstellation ist auf jedem Fall eine Herausforderung. Sie verlangt vom Stadtoberhaupt und dem Stadtrat eine enge, fraktionsübergreifende und überparteiliche Zusammenarbeit.
Vom OB verlangt es vor allem Diplomatie und Vorbildwirkung, um den Zusammenhalt zu organisieren und das Miteinander zu stärken und um politische Gräben dauerhaft zu überwinden.
Vom Stadtrat verlangt es eine gemeinsame und allein am Gemeinwohl orientierte Arbeit und eine klar themenbezogene Stadtpolitik. In den Sitzungen der Gremien soll es um einen offenen und intensiven Austausch gehen. Konstruktiver Streit gehört natürlich dazu und ist bei vielen aktuellen Themen geradezu notwendig. Doch es sollte eine Streitkultur um die Sache sein, um über den offenen Austausch der Argumente die jeweils beste und sinnvollste Lösung für unsere Stadt zu finden.
Der Bürgermeister besetzt dabei in seiner Doppelfunktion: als Vorsitzender des Gemeinderates und als Leiter der Verwaltung auch die Rolle eines Moderators. Das Signalisieren von Verständnis für ganz unterschiedliche Sichtweisen und Problem-lösungsstrategien geht bei mir jedoch nicht mit Orientierungslosigkeit in Bezug auf meine eigenen Standpunkte einher.
Aber: … Ganz klar: Das Zuhören kommt bei mir vor dem Entscheiden. Ich bin mir natürlich auch bewusst, dass die Aufgabe des Bürgermeisters bei der Leitung von Gremiensitzungen deutlich über die eines Moderators hinausgeht. Selbstverständlich gehört Kreativität und Führungsstärke auch dazu. Rolf Schmidt 2
Es muss uns in Zukunft immer mehr gelingen, dass es in so einer kleinen Stadt wie Annaberg-Buchholz in erster Linie um Sachentscheidungen geht ! - um Lösungen, die von unserer Bürgerschaft mitgetragen werden.

Liebe Mitglieder des Stadtrates, wenn ich heute hier vorn als Ihr Oberbürgermeister stehe, so verstehe ich mich als Oberbürgermeister für ALLE Fraktionen, nicht für eine einzelne Fraktion oder Partei, nicht für einen bestimmten Verein, nicht für eine bestimmte Interessengruppe. Sondern für die ganze Stadt! Für jeden Stadtrat!
Für jeden Bürger! Hierfür biete ich Ihnen meine umfassende und uneingeschränkte Zusammenarbeit an. Lassen sie uns mit Ehrlichkeit und gegenseitiger Achtung - auf der Basis von gemeinsamen Zielen die zukünftigen Herausforderungen angehen.
Es geht um das Wohl unserer Stadt, um das Wohl der Menschen, die hier leben und arbeiten und um das Wohl all derer, die zu uns als Gäste oder Hilfesuchende kommen. Es geht um die gedeihliche Weiterentwicklung der Berg-und Adam-Ries-Stadt, des Wirtschafts-, Bildungs- und Kulturzentrums. Es geht um unser Annaberg-Buchholz, von dem manche sagen, es sei die heimliche Hauptstadt des Erzgebirges. Dabei kann ich auf einem guten Grundstock aufbauen.
Annaberg-Buchholz hat einen guten Namen, nicht nur in Sachsen. An den Erfolgen haben die Bürgerinnen und Bürger, die Stadträtinnen und Stadträte und natürlich auch meine Vorgänger im Bürgermeisteramt Klaus Herrmann und Barbara Klepsch ihren Anteil. Gerade in den letzten 25 Jahren ist es gelungen, das Erscheinungsbild unserer Stadt an vielen Stellen aufzupolieren. Wir haben städtische Kindereinrichtungen, in denen eine verantwortungsbewusste und qualifizierte Arbeit geleistet wird. Es gibt eine vielfältige, kindgerechte und auf beste Lernbedingungen orientierte Schullandschaft mit staatlichen Einrichtungen und freien Trägern. UND - wir leisten uns vielfältige freiwillige Aufgaben.

Von den Interessen der Bürgerschaft leiten lassen

Aber Kommunalpolitik ist mehr als das Vorhalten von Strukturen für die Aufgabenerfüllung. Lebendige Kommunalpolitik beruht auf Bürgerbeteiligung. Das Miteinander ist uns über die Jahre in Teilen abhanden gekommen! Das breite bürgerschaftliche Engagement für die Interessen der gesamten Stadt, war immer eine Stärke unserer Stadt, es muss uns gelingen, diesen Gedanken des freiwilligen Engagements wieder stärker zu wecken. Nichts hat die Bürgerschaft in den letzten Jahren mehr zu frustrierten Nichtwählern gemacht, sie dazu gebracht, sich immer weniger ehrenamtlich zu engagieren, als bei wichtigen Entscheidungen vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden – und das Gefühl zu haben, nichts bewirken, beeinflussen oder mitgestalten zu können. Die Verbindung zu den Bürgern, den Vereinen, Verbänden und Interessengruppen wird mehr denn je gebraucht. Wir müssen uns als Stadtrat verstehen, der von den Interessen der Bürgerschaft geleitet wird. Beiträge und Impulse, Ideen und Engagement, die aus der Bürgerbeteiligung in die Entscheidungsprozesse einfließen, müssen mit größter Wertschätzung verarbeitet werden.
Mein besonderes Anliegen ist es, unsere Bürgerinnen und Bürger stärker als bisher einzubeziehen. Dazu strebe ich einen engeren Dialog des Stadtrates, der Fachbereiche der Verwaltung und der Ausschüsse und natürlich des OB mit den Einwohnern aller Stadt- und Ortsteile an. Vor-Ort-Sprechstunden des OB oder der Bereichsleiter, Tagungen von Ausschüssen in Betrieben, Ortsteilen oder Wohngebieten, größere Kompetenzen und größere Verantwortung der Ortschaftsräte aber auch den Aufbau neuer Ortsteilgremien sind für mich wesentliche Handlungsfelder.

Bürgernähe, Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen

Als Beispiel möchte ich an dieser Stelle Buchholz nennen. Voraussetzung für die Einsetzung eines Ortschaftsrates ist natürlich, dass die Buchholzer dies auch wollen. Mitwirkung ist für mich die eine Seite der Bürgernähe. Transparenz, Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen eine andere, die jedoch ebenso wichtig ist. Die Bürger müssen die Entscheidungen des Stadtrates nachvollziehen können. Denn bei all den Entscheidungen, die wir treffen, geht es schließlich um die Interessen, das Wohl oder das Geld unserer Bürger. Auch deshalb haben die Bürgerinnen und Bürger ein Recht darauf, die Beweggründe kommunaler Entscheidungen zu kennen und diese nachvollziehen zu können. Dabei geht es nicht darum, den Stadtrat zu ersetzten. Nein, - am Ende eines Diskussions- und Auseinandersetzungsprozesses steht immer eine demokratische Entscheidung durch das jeweils zuständige Gremium. Solche Entscheidungen können von Einzelnen natürlich trotz aller Transparenz und Einbeziehung als falsch empfunden werden, wenn er seine persönlichen Interessen oder Ansichten nicht ausreichend berücksichtigt findet.
Das ist der Preis der Demokratie - ABER: Die Demokratie muss es eben auch aushalten, dass sie andere Ansichten, Randgruppen oder einzelne Betroffene in die Entscheidungsprozessen mit einbezieht. Winston Churchill hat es einmal so gesagt: „Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen.“

Meine Damen und Herren, jeder hat Ziele und Leitbilder.
Unsere gemeinsame Arbeit wird oft von Tagesaufgaben bestimmt, deren Lösung realistisches, rechtskonformes und fundiertes Handeln verlangt. Aber wir müssen natürlich auch darüber nachdenken, wie wir morgen und übermorgen in unserer Stadt leben wollen und die Weichen dafür stellen, dass unsere Stadt auch für die kommenden Generationen ein lebens- und liebenswerter Ort bleibt. Dazu brauchen wir entsprechend langfristige Ziele, nachhaltige Leitbilder und Visionen, wie wir unsere Stadt mittel- und langfristig entwickeln und gestalten wollen.
Lassen sie mich dazu einige Beispiele benennen: Nehmen wir zum Beispiel die funktionale und bauliche Aufwertung im Bereich des Münzviertels in der Altstadt von Annaberg. Mit der Entscheidung zur Förderung und der Tatsache, Investoren für dieses Gebiet gewonnen zu haben, haben wir es in der Hand, mehr Leben in die Altstadt zu bringen. Dort wo das Wohnen funktioniert, ist es leichter, auch alles, was rund herum dazu gehört und gebraucht wird: - also die Nahversorgung, die Kultur und das gesellschaftliche Leben - zu aktivieren. Ein Parkhaus alleine reicht dafür eben nicht aus.
Oder wie wir unsere Terrassenstadt Buchholz gestalten und auch diesen Teil unserer Stadt neu beleben. Das wird nicht einfach, aber es muss uns ganz einfach gelingen, da ich dies als unsere Pflicht ansehe.
Die Sanierung des Waldschlößchenparkes ist ein Anfang. Bei der Art und Weise dieser Sanierung sollten die Buchholzer ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Ebenso dabei, in welche Richtung wir Buchholz entwickeln wollen: Ob zu einer attraktiven Wohngegend mit teilweisem Rückbau von Gebäuden, um Platz für andere Funktionen zu schaffen. Oder welche Angebote es zukünftig neben dem Wohnen in Buchholz beispielsweise noch geben soll.
Das gilt uneingeschränkt auch für unsere Ortsteile, deren ländlicher Charakter mit der Beibehaltung von Traditionen verbunden ist. Mit einer vernünftigen und zeitgemäßen Verflechtung und Anbindung an unsere Kernstadt, muss es gelingen, wieder enger zusammen zu rücken und gleichzeitig Angebote für alle Altersgruppen – also auch und selbstverständlich für unsere älteren Mitbürger – zu schaffen.

Funktionierendes Wirtschaft-, Handels- und Verkehrskonzept

Wir brauchen außerdem ein sinnvolles und funktionierendes Wirtschafts- , Handels- und Verkehrskonzept für die gesamte Stadt. Hier müssen wir den vorhandenen Bestand optimieren und wenn nötig maßvoll weiterentwickeln oder umgestalten. Mit dem Internet wurden einige Wirtschaftszweige in den zurückliegenden Jahren völlig auf den Kopf gestellt. Gleichzeitig sind im Gegensatz zur Entwicklung der Einkommens- und Bevölkerungszahlen immer mehr und zusätzliche Verkaufsflächen entstanden. Diese führen nun in der Folge zur Bildung von wirtschaftlichen Problemzonen in den Innenstädten. Gerade hier brauchen wir zum Teil völlig neue Ideen und Denkansätze. Dabei möchte ich möglichst viele Menschen mit ihren Ideen und Vorschlägen einbeziehen. Wir müssen natürlich auch dafür sorgen und Anreize schaffen, dass die jungen Menschen in unserer Stadt bleiben oder wieder zurückkehren. Dazu gehört mehr als nur die Aussicht auf einen Arbeitsplatz. Dazu gehört das gesamte Umfeld: das Wohnen, aber auch die Qualität, Flexibilität und die Kosten der Kinderbetreuung.
Auch kulturelle- und Freizeitangebote , sowie eine intakte und gesunde Umwelt spielen dabei eine immer größere Rolle. Es muss einfach Spaß machen in dieser Stadt zu leben … UND: man muss sich hier wohl fühlen. Dazu gehören zukunftsfähige und bedarfsgerechte Wohnkonzepte für alle Generationen. Hier gibt es in den nächsten Jahren einige wichtige Hausaufgaben zu erledigen, die sowohl die Stärkung der beiden Innenstädte betreffen - aber auch nicht außer Acht lassen, dass es Bedarf für die Schaffung von Wohneigentum, insbesondere Eigenheimen gibt, der derzeit nicht abgedeckt werden kann – was wiederum unserer Einwohnerentwicklung nicht gut tut.

Verantwortungsvoller Umgang mit einheimischer Natur, Umwelt und gewachsener Kultur

Und nicht zuletzt stellt sich die Frage: Wie wir mit unserer heimatlichen Natur umgehen? Wie ökologisch nachhaltig arbeiten wir zum Beispiel bei der Waldbewirtschaftung? Bei der Planung von neuen Projekten? Wie verantwortungsvoll und artgerecht gehen wir mit unseren Tieren um? Oder wie energie- und umweltbewusst betreiben wir unsere eigenen Einrichtungen? Fragen, die nicht erst seit heute stehen und denen ich mich in nächster Zeit widmen werde.
Besser leben, statt immer mehr haben. - sollte dabei unser Motto sein.

Sehr geehrte Damen und Herren ! Leben ist Kontinuität und Veränderung. Im Interesse unserer Einwohner und Gäste leisten wir uns viele freiwillige Aufgaben. Hier denke ich u.a. an Theater, Museen und Bibliothek aber natürlich genauso an die kostenlose Nutzung von Sportstätten. Gerade weil wir uns diese Dinge leisten und sie uns auch in Zukunft weiter leisten wollen, wird es notwendig sein, Strukturen immer wieder zu prüfen und zu überdenken. Ich sehe hier verschiedene Möglichkeiten, die eigenen Ressourcen besser zu nutzen und zu vernetzen.
Als Beispiel möchte ich hier stellvertretend unsere Museen herausgreifen: Einerseits leisten wir uns ein zusätzliches neues Museum für geliehene Exponate Erzgebirgischer Volkskunst. Andererseits haben wir in unseren eigenen Beständen viele unbeachtete Schätze, die durch ihre jetzige Lagerung sogar Gefahr laufen, verloren zu gehen. Es besteht hier Handlungsbedarf - sowohl bei der Schaffung eines geeigneten Depots - als auch bei der besseren Verwertung im besten musealen, kulturellen, wissenschaftlichen und bildungspolitischen Sinne.
Die Umgestaltung und Sanierung des Geländes rund um den Frohnauer Hammer betrachte ich diesbezüglich als ein wichtiges Projekt in den nächsten Jahren. Im Zusammenhang mit dem Antrag zum Unesco-Weltkulturerbe als Montanregion Erzgebirge werden wir hier gefordert sein. Hier muss es uns gelingen, mit eigenen Ideen - vor allem mit eigenen Vorstellungen - die Richtung zu bestimmen und die Realisierung in Angriff zu nehmen.
Besinnen wir uns auf unsere Stärken hier vor Ort! Auf den Ideenreichtum derer, die hier leben und arbeiten! Besinnen wir uns auf unsere Traditionen und auf die Kraft, die entsteht, wenn viele Menschen mit dem Herzen zu solch einem Projekt in ihrer Ortschaft, in ihrer Heimatstadt stehen und an der Realisierung mitwirken. Diese feste Verbundenheit ist die Grundlage etwas zu bewegen. Keinesfalls darf es nur aus Gründen der Fördermittelbeschaffung zu einem - ich sage das in Anführungszeichen - „Disneyland“ oder oberflächlichen Unterhaltungsprogramm verkommen. Unsere Museen müssen stattdessen lebendige Orte unserer eigenen Identität und der kulturellen Aktivität und Weiterentwicklung werden. Bei der Beschaffung jeglicher Fördermittel, sollten wir weder die eigentlichen inhaltlichen Ziele noch die Folgekosten aus dem Auge verlieren. Unsere Entwicklung und unsere Vorhaben dürfen sich nicht nur „Fördermittelgestützt“ vollziehen. Wir brauchen stattdessen eine solide finanzielle Grundausstattung, um einerseits die Tagesaufgaben erledigen zu können und andererseits an einer kontinuierlichen Stadtentwicklung arbeiten zu können.

Unternehmen in die Region holen und ansässige stärken

Die Basis für eine solide und dauerhafte Grundfinanzierung ist eine starke Wirtschaft, auf die wir aufbauen können. Die Verbindung zur Wirtschaft, zu den Händlern und Gewerbetreibenden wird in meiner täglichen Arbeit deshalb eine hohe Priorität haben. Es ist unsere Aufgabe als Verantwortungsträger der Stadt, bestehende Unternehmen zu stützen und darüber hinaus auch solche Rahmenbedingungen zu schaffen, die es lohnenswert machen, sich hier anzusiedeln. Eine stärkere Vernetzung ist notwendig, um wieder mehr Akteure ins Boot zu bekommen. Unternehmer sind wichtig für unsere Region! Nicht nur, weil sie bei guter wirtschaftlicher Lage Steuereinnahmen bringen und Arbeitsplätze sichern, sondern auch, weil sie Unternehmer sind! Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Und dabei kommt den Unternehmen im Erzgebirge in Zukunft noch eine weitere wichtige Rolle bei der sozialen Entwicklung der Region zu. Bildungsschwächere und von der Hochleistungsgesellschaft Abgehängte werden künftig in zunehmender Zahl die sozialen Strukturen der Region beeinflussen. Hier müssen wir als gesellschaftliche Verantwortungsträger gemeinsam mit den Unternehmen, den sozialen und soziokulturellen Einrichtungen, den Kirchen und ihren Einrichtungen, den Verbänden und den Vereinen nach ganz neuen Wegen der Integration und Teilhabe suchen.
Wir müssen also alle gemeinsam etwas unternehmen, um unsere Stadt in ihrem gesamtgesellschaftlichen Gefüge zu stärken. Hierzu zähle ich auch den Umgang mit den Asylbewerbern. Übrigens eine große Herausforderung für jede Kommune.
Wir haben in Annaberg-Buchholz dank der klugen Entscheidung des Stadtrates, alle Asylbewerber bisher dezentral unterbringen können. Mit Hilfe des Unterstützerkreises, dessen Arbeit mich sehr beeindruckt, ist es gelungen, ziemlich geräuschlos dieses nicht einfache Problem zu bewältigen. Dafür möchte ich mich bedanken und den Akteuren versichern, dass sie meine volle Unterstützung haben. Wir werden zunehmend auch über unsere kleinen Orts- und Stadtgrenzen hinaus denken müssen. Denn das Erzgebirge ist klein und übersichtlich genug, dass wir als ganze Region zusammenhalten können – und das auch müssen, um die kommenden gesellschaftlichen, ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen meistern zu können.

Das alles, meine Damen und Herren, kann aber nur gelingen, wenn wir gemeinsam nach besten Wissen und Gewissen handeln, die Themen und Probleme offen und ehrlich ansprechen, fair miteinander umgehen und die Interessen aller – also die der Schwachen genauso wie die der Starken – im Blick behalten und uns ohne Austricksereien und auch ohne Vorurteile um einen bestmöglichen und gerechten Interessensausgleich bemühen. Die Fülle von Aufgaben, die vor uns steht, kann niemand im Alleingang lösen. Dazu brauchen wir neben den Entscheidungsgremien, auch die qualifizierte und engagierte Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer städtischen Verwaltung - ganz gleich auf welcher Dienstebene.
Und wir brauchen dazu ihre Erfahrungen und ihre Verantwortung für das Wohl unserer Stadt. Rolf Schmidt 4
Mit ihnen, meine Damen und Herren, möchte ich gemeinsam arbeiten, nicht gegen sie. Andernfalls würden wir alle scheitern. Aber ich verlange natürlich auch Loyalität und vollen Einsatz. Ich erwarte durchaus Kritik, aber auch unaufgeforderte Unterstützung und helfende Hinweise bei der Planung und Umsetzung von Vorhaben für unsere Stadt.

Arbeiten wir doch einfach so, als ginge es um UNSER EIGENES. Denn es geht tatsächlich um unser Eigenes ! – Es geht um unsere e i g e n e Heimatstadt, in der wir mit unseren e i g e n e n Familien und Freunden leben!

Verwaltung ist auch Dienstleister für BürgerInnnen und Gäste der Stadt

Maßstab für den Erfolg unserer Arbeit in der städtischen Verwaltung wird dabei neben der Effizienz unseres Tuns, unsere die Servicequalität und die Bürgerfreundlichkeit sein, mit der die Bürgerinnen und Bürger von Annaberg-Buchholz im Rathaus und allen städtischen Einrichtungen empfangen und betreut werden. Als Verwaltung müssen wir von unseren Bürgern und Gästen in stärkerem Maße als bisher als Dienstleister wahrgenommen werden und nicht nur als diejenigen, die nur Vorschriften erlassen, kontrollieren und Strafzettel verteilen. Auch wenn mitunter die Versuchung groß ist, den Haushalt damit aufzubessern. Die stabile Finanzpolitik, die unsere Stadt in den letzten Jahren umsetzen konnte, müssen wir uns immer wieder aufs Neue erarbeiten. Das werde ich gemeinsam mit Ihnen, sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte, und mit den Fachleuten hier im Haus tun, deren Arbeit und Kompetenz ich übrigens sehr schätze.
Einen Grundsatz, zu diesem Thema möchte ich noch nennen: Die Belastungen unserer Bürger werde ich immer wieder auf den Prüfstand stellen! Beiträge und Gebühren sollen immer nur dann erhoben werden, wenn sie absolut notwendig und plausibel nachvollziehbar sind! Das war übrigens einer der wichtigsten Gründe, weshalb ich mich 1994 entschieden habe, Kommunalpolitik mitzugestalten. Meine Einstellung zur Abgabengerechtigkeit z.B. in punkto Abwasserbeiträge, Straßenausbaubeiträge usw. hat sich diesbezüglich auch bis heute nicht geändert.

Lassen sie mich in dieser Aufzählung von Beispielen der zukünftigen Arbeit noch abschließend etwas zu dem sagen, was ich beibehalten werde. Zum Beispiel: Dass wir unsere eigenen Betriebe: also die Stadtwerke, das Wohn- und Pflegezentrum, die Städtische Wohnungsgesellschaft aber auch und unsere Kindereinrichtung definitiv in städtischer Hand behalten. Dafür werde ich mich einsetzen - und wenn nötig, auch kämpfen. Unsere Eigenbetriebe gestatten uns bei guter wirtschaftlicher Führung neben finanziellen Spielräumen auch gestalterische Möglichkeiten und politische Einflussnahme in verschiedenen Bereichen unserer Stadt. Das entbindet uns jedoch nicht von der Pflicht, in nächster Zeit einige längst überfällige Entscheidungen zu konkret anstehenden Problemen in diesen Unternehmen zu treffen.
Ich möchte, dass wir unser soziales Engagement, ob beim Sport die kostenlose Nutzung von Sportstätten, die Unterstützung von Vereinen und ein hohes Maß an Engagement im Kulturbereich beibehalten.
Selbstverständlich werden wir auch die Traditionen in unserer Stadt weiterhin pflegen: Dazu zähle ich vor allem unsere beiden jährlichen Hauptveranstaltungen: Die Annaberger Kät, die diese Woche übrigens zum 495-igsten Mal beginnt. Und den Annaberger Weihnachtsmarkt, mit der abschließenden Bergparade. Das sind Veranstaltungen, die für unsere Stadt und die Region von großer Bedeutung sind. Natürlich gehören inzwischen auch die Städtepartnerschaften mit unseren drei Partnern: Weiden in der Oberpfalz, Chomutov in Tschechien und Paide in Estland zu den Traditionen, die wir weiter pflegen und lebendig gestalten werden.
Als einen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens und einer intakten Bürgerschaft zähle ich aber auch Feste, Würdigungen und Ehrungen zu dem, was wir maßvoll und in gesellschaftlich verantwortungsvollen Rahmen einbinden werden. Eine ganze Reihe von Jubiläen und Ehrungen steht dieses Jahr an. Dabei bieten nicht alle einen Grund zum Feiern.
Eine Kultur des Erinnerns - ja, manchmal auch des Innehaltens - ist notwendig, um auch solche Ereignisse im Gedächtnis zu behalten, die manchmal nicht so einfach zu verstehen sind. Der Todesmarsch vom 08.05.1945 oder die Auslöschung des jüdischen Lebens in unserer Stadt, sind solche Ereignisse. Zahlreiche Veranstaltungen wird es in diesem Jahr dazu geben.
Nur wenn wir die Vergangenheit kennen, können wir die Zukunft gestalten. In diesem Sinnen sollten wir zum Beispiel Isaak Chanange als verdienstvollen Bürger der Stadt, als Posamentenunternehmer und Mäzen, der den Bau des Stadtbads und des Theaters unterstützte und als Stadtrat, der viel zum Wohle der Stadt beitrug, in einer entsprechenden Form würdigen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! U N S  A L L E : die Bürgerinnen und Bürger, die Damen und Herren Stadträte, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung, die Vertreter von Vereinen, Verbänden, Organisationen und Einrichtungen verbindet bei aller Unterschiedlichkeit in politischen und weltanschaulichen Überzeugungen, bei allen Differenzen in den Interessen und Auffassungen EINES: Nämlich die Liebe zu dieser Stadt u n d der Wille, für diese Stadt Kraft, Energie und Ideen einzubringen. Zum Wohle unserer Stadt Annaberg-Buchholz und ihrer Menschen.
Ich selbst bin hier geboren und aufgewachsen und war 12 Jahre lang Stadtrat in dieser Stadt. Dieses Amt war für mich nicht nur ein Ehrenamt, sondern immer auch eine Ehre. Und es ist mir nun eine sehr große Ehre und Verpflichtung, Oberbürgermeister dieser Stadt zu sein.
Ihnen ALLEN, liebe Annaberger, Buchholzer, Frohnauer, Cunersdorfer und Geyersdorfer! Ihnen ALLEN gegenüber habe ich vor wenigen Minuten meinen Amtseid geleistet. Von Ihnen allen habe ich heute den verantwortungsvollen Auftrag erhalten, für die nächsten sieben Jahre die Geschicke unserer Stadt im Sinne des Gemeinwohls zu leiten.
Diesem und nur diesem IHREM AUFRAG habe ich mich Ihnen als Bürgerinnen und Bürger gegenüber verpflichtet!
Ihnen gegenüber fühle ich mich in der Pflicht und werde dafür mein Bestes geben. Das Leben in unserer schönen Heimatstadt können wir jedoch nur gemeinsam gestalten!
Im gedeihlichen MITEINANDER! Mit der ganzen Kraft unserer Gedanken, unseren Herzen und unserer Hände!
Dabei bitte ich Sie alle um Ihre aktive Unterstützung. Ich werde meinerseits versuchen, wo immer es mir möglich ist, den Dialog mit Ihnen zu suchen, um gemeinsam mit Ihnen die möglichst besten Lösungen zu finden.
Aber ich möchte Sie auch bitten: Kommen auch Sie auf mich zu, mit ihren Ideen, mit ihren Anregungen und natürlich auch mit ihrer Kritik. Ganz gleich, ob Sie das persönlich, schriftlich oder über die neuen Medien tun.
Für unsere gemeinsame Arbeit und unseren gemeinsamen Weg wünsche ich uns allen Gesundheit, Mut und Kraft.
Mit den Worten von J.F. Kennedy:
Wann – wenn nicht jetzt ?
Wo – wenn nicht hier ?
Wer – wenn nicht wir ?


Ich danke Ihnen herzlich für ihre Aufmerksamkeit.

Rolf Schmidt, Annaberg-Buchholz, 01.06.2015
Rede zum Amtsantritt als Oberbürgermeister

Hier die Rede im PDF-Format zum Ausdrucken oder herunterladen.