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Farben der Welt
Holzbildhauermeister und Globetrotter Dietmar Lang aus Annaberg-Buchholz/Frohnau zeigt Fotoimpressionen von seinen fast 50 Reisen auf unserer schönen Erde, gewürzt mit klugen Sprüchen großer Reisender, Portraits von Menschen, die manchmal Freunde wurden, beeindruckende Natur-, Tier- und vor allem Kulturmonumente, die vom Schöpfertum der Menschen in einer scheinbar friedlichen Welt künden.
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Im Kreise von Freunden und Bekannten und zur Freude der Leiterin des Hauses, Frau Berghäuser (Foto links), wurde am Donnerstagnachmittag, dem 19.3., die vierte Fotoausstellung in der ABC-Galerie im Wohn- und Pflegezentrum, Barbara-Uthmann-Ring 155 eröffnet.  Heide-Lore Staub (Foto rechts), Kulturfaktotum der „Spitze“, beschrieb mit gewohnt feinfühligen Worten das Wirken und den Anspruch von Holzbildhauermeister Dietmar Lang an seinen Beruf und seine Weltsicht, zu der seit langem gehört, diese durch eigene Anschauung an Ort und Stelle, mal mit Gattin Anne, mal mit Kumpels zu komplettieren und vor allem zu fotografieren. Dass diese Impressionen von Ruhe- und Meditationspunkten zu schöpferischer Inspirationen für seine bildhauerische Tätigkeit wurden, kann man an manchen Orten des Kulturraumes Erzgebirge sehen. Aber auch seine Fotos sind von solcher Eindringlichkeit, dass sie nicht nur fürs Album taugen. Die Besucher der ABC-Galerie dürfen nun im nächsten Vierteljahr vielfältige Einsichten in die unwahrscheinliche Mannigfaltigkeit, Schönheit, Unberührtheit und Freundlichkeit unserer Welt nehmen. So geht es unter anderem von Sri Lanka und seinen Buddha-Figuren zu Büffelherden im Yellowstone-Nationalpark, nach Südamerika zum Machu Picchu in Peru, über Chile zum Südpol, von Schottland nach Kanada und Alaska oder Israel. Überall dort, wo der Mensch mit sich im Reinen scheint, die Natur gesund ist und sich die Menschen durch ihre Arbeit und Kunstfertigkeit, flankiert von Mythen und Gottheiten, selbst - wenn auch oft bescheiden - ernähren können, ist Frieden. Das Glück auf unserer Erde muss nicht teuer sein und geteilt, wird es ein doppeltes! Und so kehrt der Wanderer zwischen den Welten, Dietmar Lang, auch gerne in sein Erzgebirge zurück, von dem ein paar zauberhafte Impressionen in der Schau zu finden sind und wohin er auch Holzgestalter aus seinen Reisewelten einlädt und auf Holzbildhauer-Symposien empfängt. So werden Fremde ihm nah und Freund. Schade für alle, denen er nicht begegnet ist. Es sind schließlich doch noch einige...!
In unserem Kopf hingegen wird gegenwärtig unausweichlich die Verbindung hergestellt zu den Schreckensnachrichten in den Medien über zerstörte Lebenswelten, Flüchtlingselend und Liquidierung von Kulturstätten von solchen, die außen vor bleiben von Teilhabe an einem Mindestmaß an Arbeit, Bildung und Weltsicht! Genießen wir die Schönheiten auf Langs Fotos und vergessen dabei nie auch andere Seite. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom erzgebirgischen Liederbarden und Bildhauerkollegen Peter Rehr, der es immer wieder wunderbar versteht, unser Liedgut frei von kitschiger Sentimentalität zu interpretieren und wie selbstverständlich mit Welt-Musik zu verbinden.
Eveline Figura
Weltraum in Holz Eine Annäherungen an den Bildhauer und Weltreisenden Dietmar Lang aus Frohnau
Auszug aus dem Buch: „Dicknischl – Erzgebirgsleute von damals und heute“ von Gotthard B. Schicker, Druck- und Verlagsgesellschaft Marienberg mbH, 2008, ISBN 978-3-931770-76-1
Der kleine Ort Frohnau im Weichbild von Annaberg-Buchholz, der nunmehr offiziellen Hauptstadt der Region, ist die Wiege des Erzgebirges. Wenn man auch einst am Schreckenberg die ersten Silberadern fand, verarbeitet und in die Welt geschickt wurde das edle Metall von Frohnau aus. Und als das „Berggeschrey” verstummte, waren es Kupfer und Eisen, die den Namen des erzgebirgischen Bergdorfes am Leben erhielten. Heute sind aus jener Zeit nur noch zwei Gebäude erhalten: Das alte Hammerwerk und das Herrenhaus. Aber auch ein drittes Anwesen erregt immer wieder das Interesse der Besucher. Unweit vom Frohnauer Hammer, fast nebenan, steht Langs Erzgebirgshaus. Ein schönes Fachwerkgebäude, das nahezu 250 Jahre auf dem Buckel hat. Im Inneren zeugt es von der Geschicklichkeit, der Fantasie und dem Fleiß einer ganzen Region, deren Menschen sich vor Jahrhunderten einem Material zugewendet haben, sich aus Not auch seiner annehmen mussten, welches sie unmittelbar umgab und das seither ihr Leben bestimmt: Holz.
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Diese Haus gehört dem weit über die Grenzen hinaus bekannten und in Fachkreisen hoch angesehenen Holzbildhauer Dietmar Lang. Es scheint wie gebaut nur für ihn und Seinesgleichen. Hier befindet sich zunächst die Präsentations- und Verkaufsflächen, der „Männlladen”, mit wundervollen traditionellen Figuren wie Berg- und Räuchermänner, Engel und Pyramiden oder Spinnen, wie sie den alten venezianischen Lüstern nachgeahmt wurden. Arbeitsorte schließen sich an, die nahezu unmerklich in die Schnitzerschule hinüber führen, in der die Meister dem Nachwuchs zeigen, wie man Holz zum Sprechen bringt. Nur Auserwählte dürfen die oberen Räume, den Wohnbereich betreten. Bereits auf dem Weg dort hin und in den Zimmern erst recht, wärmt die Anwesenheit von Holz in den verschiedensten Arten, Varianten, Strukturen und Bearbeitungen die Sinne. Dieses warme Material verleiht dem alten Fachwerkhaus und seinen Gemächern eine wohltuende Ruhe und Behaglichkeit. Es provoziert zu nachdenklicher Gelassenheit. Nicht nur die Augen werden verwöhnt von den Skulpturen und Reliefen, die Lang hier überall sinnvoll verstreut hat, auch der Duft des Holzes und die Berührung der bearbeiteten Kunstwerke erschließen dem Laien einen besonderen Zugang zur Natur und damit auch zu sich. Nur ein Mensch, der mit all seinen Sinnen diesen Teil der Natur genießen kann, ist auch fähig, diesem Material Genussvolles für andere zu gestalten. Nur wer in der Lage ist, seiner Fantasie Bildhaftigkeit zu verleihen, kann dieses Material Holz bilden. Nur der ist wirklich Holzbildhauer. Und Dietmar ist ein Meister dieser Zunft. Der gebürtige Annaberger (*1948) hat vom 11. Lebensjahr an sein ganzes Dasein dem Holz geweiht. Es hat sich ihm dafür dankbar gezeigt – und das schon fast fünfzig Jahre lang. Nachdem er die Pestalozzi-Schule im Jahre 1965 nach zehn Jahren beendet hatte, ließ er sich zum Holzbildhauer ausbilden, mit allem was dazu gehört, um richtig spalten und schneiden, schnitzen und drechseln, leimen, malen, ölen, wachsen, brennen, sandeln, vergolden, färben, beizen, schleifen, wassern – und sonst noch was zu können. Um das alles – und noch viel mehr – zu beherrschen und auch weiter vermitteln zu können, reicht eine einfach Lehre nicht aus. Und so finden wir ihn in den Jahrzehnten danach auch immer wieder als Lernenden und Lehrenden: Drechslerlehrgang, Leiter der Volkskunstgalerie „Frohnauer Hammer“, Arbeitsgemeinschaft Schnitzen, Meisterstudium, Vergolderlehrgang, Lehrgangsleiter in Hamburg und Senftenberg, Stipendiat in Bad Segeberg… Diese unvollständige Aufzählung verdeutlicht im Ansatz die Unrast dieses engagierten Mannes, der sich keineswegs nur im Holz auszudrücken versteht, obwohl er darin Meisterliches und Unerwartetes von sich gibt, wie in den zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen zu besichtigen war und ist. In seinem Buch „Schnitzen” (Fachbuchverlag Leipzig, 1984) gibt er praktische und verständliche Anleitung für Schnitzer und Holzbildhauer – mittlerweile ein Standardwerk.
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Aber Dietmar Lang ist auch auf anderen Gebieten äußerst aktiv, so z. B. als 1. Vorsitzender des „Verbandes Erzgebirgischer Schnitzer e.V.”, dem Dachverband der örtlichen Schnitzervereine des Erzgebirges, der über 800 Mitglieder zählt. Oder die Mitarbeit bei der Gestaltung der ständigen Ausstellung im Daetz-Centrum Lichtenstein in Sachsen, dort insbesondere die Bereich Europa und Amerika. Auch politisch hält er sich nicht zurück. Sein vielseitiges Allgemeinwissen, gepaart mit einem umfangreichen Spezial- und Faktenwissen, die langjährigen Erfahrungen in „zwei Welten”, all das bringt ihm Anerkennung und Respekt ein, nicht nur in der Ortsgruppe der CDU, im Stadtrat, bei der akzeptierten und durchsetzungsstarken Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch, sondern auch bei politischen Gegnern oder nur Andersdenkenden. Selbst dann noch, wenn negative Erfahrungen mit bestimmten Ethnien seinen Toleranzbegriff zeitweilig stark beanspruchen. Auf den diskursfreudigen und wortgewandten Dietmar hört man, wenn er etwas sagt, weil er das Gesagte vorher geprüft und meist durchdacht hat. Ein Vorgang, der zwar als ein allgemein menschlicher Zug angenommen wird, jedoch hier oben bei den erzgebirgischen Dicknischln nicht ohne weiteres vorausgesetzt werden kann. Auch der Geschäftsmann Lang wird als zuverlässiger, loyaler und fairer Partner geachtet. Er ist eine ehrliche, erzgebirgische Haut aus gutem Holz geschnitzt – wie man hier oben so sagt. Wer mit Dietmar zusammen ein Bier trinkt – oder auch mehrere – der merkt nicht erst dann, dass man einem sehr geselligen und unterhaltsamen Indiviudualisten gegenüber sitzt. Wäre diese Individualität, diese produktive Eigenprödelei bei ihm nicht vorhanden, wäre er möglicherweise auch auf handwerklichem und künstlerisch- gestalterischem Gebiet nicht so kreativ geworden. Und das ist er in mehrfacher Hinsicht, aber insbesondere in seiner künstlerischen Ausdruckskraft und technischen Beherrschung des Materials Holz, wie sie sich nicht nur in traditionell-gegenständlichen Kunstwerken wie Bergmännern, Holzreliefs oder Landschaften zeigt, sondern auch in plastischen Formstudien oder abstrakten Gebilden, die den philosophierenden Meister verraten, ihm die Anerkennung auch über Deutschlands Grenzen hinaus gesichert haben. Schließlich haben die Welt immer nur besondere Individuen voran gebracht, von denen man noch nach Jahrhunderten spricht. Ob das auf Dietmar Lang zutrifft, werden die Jahrhunderte nach uns zeigen. Auch all die anderen Eigenschaften, wie sein Blick auf das Wesentliche, der Horror vor Zahlen und Finanzabrechnungen, oder das sich Nicht-Einordnen und Nicht-Unterordnen in Vorgedachtes unterstreichen seinen charakterstarken erzgebirgischen Dicknischl. Aber auch Gastlichkeit und Großzügigkeit zeichnen den Individualisten aus, den wahrscheinlich so richtig nur seine Frau Anne lenken – nicht beherrschen - kann, falls das überhaupt notwendig sein sollte. Sie strahlt viel Lebensfreude und Heiterkeit aus, obwohl sie als Pädagogin für komplizierte Kinder nicht wenigen Belastungen ausgesetzt sein dürfte. Aber ihr Verständnis für die Tätigkeiten und Leidenschaften ihres Mannes, ihr kluges Urteilsvermögen, ihre Eigenständigkeit sowie die Freiräume, die sie ihm gewährt, sind offensichtlich Garant für diese jahrelange harmonische Beziehung. Aber Dietmar Lang lebt noch in einer „dritten Welt”, einem Kosmos, weit weg vom Erzgebirge in Zeit und Raum. Es sind die untergegangenen oder verschollenen Hochkulturen der Ägypter, der Mayas, Inkas, nordamerikanische Indianer und insbesondere deren künstlerische Ausdrucksformen, die es ihm angetan haben. Bei den Letzteren faszinieren ihn die Totem-Kulte, die damit verbundenen Rätsel und Mythen, die dabei benutzten Masken oder das Design auf Waffen oder Amuletten. Er hat sich zu diesem Themenkreis nicht nur umfangreich belesen, u.a. in Graham Hancocks Buch „Spur der Götter”, sondern er unternimmt auch Studien-Reisen um die ganze Welt, um diesen Spuren nachzugehen, sich Anregungen für seine bildhauerischen Arbeiten zu holen und sie darin zu verwerten. Dabei schaut er auch genau auf die Lebensweise hinter den Kulturwerken, sieht den (Über)Lebenskampf dieser Völker – und schließt Freundschaften mit einzelnen von ihnen. So war er u.a. in ganz Europa, Peru, Mexiko, Australien, Kanada, Ägypten, Nepal, Südafrika, Chile, Neuseeland, Sri Lanka, Argentinien, USA. Im Januar 2008 hat er sich schließlich noch in die Antarktis schippern lassen. In kürzester Zeit sind beeindruckende u.a. Indianermasken entstanden. Die haben ganz oben in seinem Frohnauer Fachwerkhaus, dem Himmel sehr nah, in seinen „Weltraum” Platz gefunden. Der ausgebaute Dachboten spiegelt nicht nur die Weltläufigkeit dieses Holzbildhauers aus dem Erzgebirge wider, sonder vereint auch Objekte aus allen besuchten Erdteilen in Schränken, Vitrinen und auf Tischen. Es handelt sich hier um ein Art Zukunftsmuseum des Dietmar Lang, das permanent erweitert wird. Natürlich gibt es anderorts Sammlungen mit Gegenständen aus besagten Weltgegenden, aber keine, die derart absichtsvoll zusammengetragen wurde und durch die man eine solch spannende und sachkundige Führung vom Weltreisenden und Sammler selbst erhält. Nach drei Stunden Erklärungen, Hinterfragungen und Diskussionen darf man sich dann in einen der Sessel im „Weltraum” fallen lassen, denn das ist der Zeitpunkt, wo Dietmar ein zweites Bier und einen dritten Schnaps spendiert, - auf halber Strecke gab´s schon mal einen. Er bevorzugt zwar Whisky, obwohl er den Wildfruchtlikör „Klaanes Getu”, in memoriam Arthur Schramm, kreiert hat und exklusiv in Langs Erzgebirgshaus verkauft. Und dass er eine besondere Beziehung zu diesem Erzgebirgs-Original hat, kommt auch noch zur Sprache. Bekanntlich war Arthur nicht nur einer seiner skurrilen Skatbrüder, sondern er war auch an Schramms Wohnungsauflösung beteiligt und hat ihm schließlich die Letzte Ehre bei dessen Beerdigung 1994 erwiesen. Was das Erzgebirge angeht, so ist nicht so sehr die nostalgische Geschichte für ihn von Interesse, obwohl er ein überaus engagierter Patriot ist, sondern eher die aktuellen Vorhaben, die er mit angeregt hat und an deren Umsetzung er aktiv beteiligt ist. Dazu gehört z.B. die Deckung des Daches vom alten Frohnauer Hammerwerk mit 40.000 typgerechten Holzschindeln. Als Mitglied des Hammerbundes hat er wesentlichen Anteil, dass diese Schindel-Odyssee im April 2008 endlich ein gutes Ende gefunden hat und sich die ästhetischen Vorstellungen, der Sachverstand sowie die Dicknischlichkeit auch eines Dietmar Lang letztlich durchgesetzt haben. Mit eben solcher Leidenschaft arbeitet er am Internationalen Holzbildhauer Symposium 2008, das er einfach, aber doppel-sinnfällig, „RIESig” genannt hat. Dank seiner zahlreichen internationalen Kontakte, seiner Vorträge und Symposien, werden aus vielen Ländern der Erde Holzbildhauer am Pöhlberg zu Werke gehen und auch mit der Motorsäge riesige Skulpturen schaffen, die dann in Annaberg, Frohnau, irgendwo im Erzgebirge oder im restlichen Teil der Welt von Menschen zeugen, die sich einen Weltraum in Holz erschaffen haben, in dem es sich irgendwie LANGe überleben lässt…
Auszug aus dem Buch: „Dicknischl – Erzgebirgsleute von damals und heute“ von Gotthard B. Schicker, Druck- und Verlagsgesellschaft Marienberg mbH, 2008, ISBN 978-3-931770-76-1
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