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Wir leben ewig...“

Mit Kranzniederlegung, Feierstunde und einer beeindruckenden Ausstellung von Birgit von Lemm – unter Mitwirkung des Chores der jüdischen Gemeinde Chemnitz – wurde am vergangenen Dienstag in Annaberg-Buchholz den Opfern des Faschismus sowie der Befreiung des KZ Auschwitz vor 70 Jahren durch die Rote Armee gedacht.

Seit nunmehr 69 Jahren werden in Annaberg-Buchholz an diesem Tag Kränze am Ehrenmal für die Opfer des Faschismus abgelegt. Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz vor 70 Jahren durch die Rote Arme haben am 27. Januar Bürgermeister Thomas Proksch, Landrat Frank Vogel, der Kreisverband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten Annaberg und der DGB Südwestsachsen, Parteien sowie Bürgerinnen und Bürger an die Trinitatiskirche auf dem alten Friedhof eingeladen.
Im Anschluss daran folgt eine Gedenkveranstaltung in der Mauersberger-Aula der Evangelischen Schulgemeinschaft Erzgebirge an der Straße der Freundschaft. Angesichts des Schreckens des zweiten Weltkrieges, der Verfolgung und Vernichtung Andersdenkender haben mehrere Redner auf die besondere Verantwortung hingewiesen, Kriegen und Menschenrechts-verletzungen auch in der Gegenwart Einhalt zu gebieten und deren Ursachen zu bekämpfen.
Jüdischer Chor

Auch an Annaberg und dem Umfeld ging diese Zeit nicht spurlos vorüber: Mit der Vernichtung des jüdischen Friedhofs in Annaberg in der Reichspogromnacht am 9. November 1938, mit der Entrechtung und Deportation zahlreicher Annaberger Juden in Konzentrationslager gab es auch im Erzgebirge während der NS-Zeit schreckliche Ereignisse, die Mahnung für die Zukunft sein müssen, wie betont wurde. Lebten 1907 noch 147 Juden und 1933 noch über 50 Juden in Annaberg, so sank diese Zahl nach dem zweiten Weltkrieg auf sechs jüdische Bürger. Mindestens 14 davon kamen in der Hölle von Auschwitz ums Leben. Dabei wurde auch an die Gründung der
Israelitischen Gemeinde von Annaberg vor 125 Jahren gedacht.Birgit von Lemm

Auf einer Pressekonferenz am Nachmittag des selben Tages wurden geplante Aktion gegen das Vergessen vorgestellt. So werden „Stolpersteine“ in Annaberg-Buchholz auf Persönlichkeiten des jüdischen Lebens und dessen Vernichtung hinweisen, die Hilfsaktion „Bike Israel" von Udi Lehavi (Vereinigte Israel Aktion e.V.) wird unterstützt, Veranstaltungen zur jüdischen Kultur und Religion sind vorgesehen, außerdem soll der Marsch des Lebens zum Gedenken an Opfer und Überlebende der KZ thematisiert werden, zumal der einstige Todesmarsch auch nach Annaberg führte und die Opfer am „Feldschlösschen“ durch die Rote Armee befreit wurden.

Besonders berührend war dann am Abend die Ausstellungseröffnung mit Werken der Augsburgerin Birgit von Lemm (Foto), zu der die Kulturchefin der Stadt, Dr. Gebriele Lorenz, neben Udi Lehavi und zahlreichen Gästen (leider keine gewählten VolksvertreterInnen oder Bürgermeisterkandidaten!), sichtlich bewegt auch den Chor „Shir Semer“ (Lied der Melodie) der jüdischen Gemeinde Chemnitz unter der Leitung von Taisa Leyenson begrüßen konnte. Passend zu den religiösen und der jüdischen Kultur verpflichteten Werken von Birgit von Lemm (geb. 1953 in Freiburg im Breisgau, heute in Augsburg lebend) interpretierte der Chor sehr anrührend Gesänge aus seinem internationalen jüdischen Repertoire. Darunter Gebete und Lieder, die teilweise in Konzentrationslagern komponiert wurden. Werke, die nachhaltig - weil an ihrer Aktualität leider nichts verloren - die Zuhörer u.a. mit „Es brennt...!“ oder „Wir leben ewig“ berührten. Anschließend gab Birgit von Lemm Erläuterungen zu ihren Exponaten, die, aus Bruchstücken von zerstörtem oder unbeachtetem Material, das Leid des jüdischen Volkes in der Diaspora symbolisierend, zu neue Bildern in verschiedenen Techniken verarbeitet wurden.

red.

Die Ausstellung ist im Musikzimmer im Kulturzentrum "Erzhammer"
noch bis zum 29.3.2015 unter dem Titel "Lechu Neranena / Heilig sei der Herr" zu sehen.