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Musik am besonderen Ort

Die Bergsänger und Bergbläser des Erzgebirgsensembles Aue - wieder unter der Leitung von Steffen Kindt - brachten das altehrwürdige Frohnauer Hammerwerk mit Steigergeschichten, Mundart und Russischen Hörnern zum Klingen
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Es ist stets eine Augenweide, wenn in den alten Steinen, zwischen Schmiedewerkzeugen, Großhämmern, Zangen und vor rauschendem Wasserrad, Bergleute in ihrem aus der Renaissance stammende Habits, bestehend aus Schwarzkittel, weißen Hosen und Feder-Helmen agieren. So wieder einmal geschehen am vergangenen Freitag
(11.7. 2014), als Mitglieder des Erzgebirgsensembles Aue, das gerade sein 50 Jubiläum beging, unter seinem Leiter Steffen Kindt an diesem Ort agierte. Das Bläserquartett spielte schönes altes Liedgut wie die „Kuttengrüner Mettenschicht“, dann auch mit den selten gehörten russischen Hörnern (Foto oben). Die kamen einst mit russischen Spielleuten nach der Völkerschlacht bei Leipzig zu uns und wurden vom Erzgebirgsensemble in den 1960er Jahren wieder der Vergessenheit entrissen. Der kleine, ca. 8 Jährige Hans Unger, ebenfalls in Berg-Uniform gehüllt, führte selbstbewusst den Nachwuchs an, indem er in noch unverfälschter Mundart die Gäste begrüßte und zwei Gedichte sprach. Christin und Mark, beide so um die 12 Jahre alt, sangen hübsch erzgebirgische Lieder der neueren Art, deren Keyboard-Sound nicht so ganz in den alten Hammer passen wollte. Aber vielleicht lernt bald eines der begabten Kinder Gitarre oder Zerrwanst...! Ihr Mundart-Rap allerdings hatte Witz und brachte wirklich etwas neuen Wind ins alte Gemäuer. 20140711_191449
Ensemble und Zuschauer freuten sich an diesem Abend gemeinsam über den Auftritt von Steffen Kindt (Foto), der als Sänger und Moderator sowie als Leiter des Erzgebirgsensemble Aue nach seiner langen, schweren Erkrankung wieder zurück ins Leben und seinen Beruf findet. Er und sein Kollege würzten die Moderation mit heiteren Steigergeschichten, Begebenheiten aus der Arbeit und den Reisen des Ensembles und - möglicherweise ein wenig zu reichlich - auch aus der Reha-Phase des Ensembleleiters. Vielleicht wären ein paar Informationen über die russischen Hörner und die Entstehungsgeschichte der Musikstücke dem Ambiente gerechter geworden, wie das z.B.  beim “Vuglbeerbaam” anklang.
Bei bekannten Liedern sangen die Besucher gerne mit. Stimmung kam auf, als Zuschauer gebeten wurden, im Refrain die Erzgebirgsoriginale „ den Astl Paul“, „de Neibert Spinnt“ oder „de Bittlichfraa“ durch Aufstehen zu vertreten. Natürlich gaben die Bergsänger auch „klassische“ Werke der Liederwelt eines Anton Günther oder Franz-Emil Kraus sowie die weltweit bekannte Erzgebirgs-Hymne, das alte Steiger-Lied „Glück auf!“ zum Besten. Zugaben, deren letzte - ein honigsüßes Heimatlied, das leider zu sehr an die Volksmusikstadl im TV erinnerte - beschloss den ansonsten stimmungsvollen Abend. Das Ensemble, das sich mit seinem Profil dem Spagat zwischen Tradition und Moderne verpflichtet fühlt, sollte sich mit Kollegen beraten und sich nicht unkritisch dem Massengeschmack andienen, sondern seine bewährte anspruchsvolle und authentische Markenqualität halten und weiter ausbauen.
Der Heimatforscher und „Hammerherr“ Bernd Schreiter überreichte im Namen des Hammerbundes Frohnau den Mitgliedern des Ensembles eine hier geschmiedete Eisen-Note zum Andenken. Das Publikum dankte mit viel Applaus dem Ensemble, den Veranstaltern und nicht zuletzt dem Hammerwirt Stephan Feller für seine Bewirtung im alten Gemäuer.
Musik an diesem ganz besonderen Ort sollte häufiger erklingen. Handelt es sich doch beim Frohnauer Hammer landesweit um eine ziemlich einmalig Spielstätte, die noch mehr künstlerische Aufmerksamkeit das ganze Jahr über verdient hätte. Und wenn dann noch die alte Linde vor dem Hammer wieder wie einst zu einer Tanzlinde hergerichtet würde, könnte Frohnau - auch außerhalb der leider nur aller fünf Jahre stattfindenden Hammer-Feste – fast so etwas wie eine kulturelle Pilgerstätte werden...

Eveline Figura