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Jochen Hellwig zum 80. Geburtstag

Einer seiner treuesten Schüler, Kollegen und Verehrer, Leander de Marel, hat dem großen Komödianten - den manche vergessen machen wollen - ein anrührendes und nachhaltiges Geschenk offeriert:
Einen Erich-Kästner-Nachmittag im Café des Annaberger Theaters. Jochen Hellwig 1

Dieser Tage im Dezember wäre er 80 Jahre alt geworden: Jochen Hellwig -
ein entfant terrible der Neuzeit des Annaberger Theaters. Er war Schauspieler, Sänger, Tänzer, Regisseur, Oberspielleiter für das Musiktheater, entwarf Kostüme, verstand viel vom Bühnenbild - kurz, er war  einer der großen letzten Komödianten des Annaberger Theaters, - und quasi dessen „Lortzing“.
Seine 112 Inszenierungen gehörten zu den beliebtesten wegen ihres direkten Humors, seiner Bekenntnisse auch zur Klamotte und Qualität der künstlerischen Leistungen. Ein besonderer Genuss war es, wenn Hellwig selbst in seinen Inszenierungen eine Rolle übernahm oder durch „Bunte Programme“ führte. Dann tobten die Häuser! Im intoleranten Nachwendejahre 1991 verließ er - offiziell leider recht sang- und klanglos - jene Bretter, die gerade auch für ihn die Welt bedeuteten. Jochen Hellwig ist 2006 an einem Krebsleiden verstorben. In nachhaltiger Erinnerung sind seine Kästner-Abende geblieben.
Mit dem gebürtige Dresdner Schriftsteller, Dichter und Drehbuchautor war Hellwig sowohl politisch, künstlerisch und auch in privaten Lebensauffassungen ziemlich sinnverwandt. Die Interpretationen der sarkastisch, frechen und zeitbezogenen Poesie lag Jochen Hellwig besonders, zumal er darin aktuelle Bezüge zum großen Welttheater und zu seinem kleinen Stadttheater herstellen konnte. Er war mit Kästner derart gut bekannt, dass dieser sogar bei seinem ersten Abend – von denen es in den folgenden Jahren an die 3.000 gab – selbst anwesend war.
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Wie gut also, dass einer seiner treuesten Schüler, Kollegen und Verehrer, Leander de Marel (Foto von der Lesung am 15.12.2013), dem großen Komödianten, den manche vergessen machen wollen, zu seinem 80. Geburtstag ein anrührendes Geschenk offerierte: Einen Kästner-Nachmittag im Café des Annaberger Theaters am vergangenen Sonntag. Schließlich war es de Marel, der nicht nur mehrfach mit Hellwig auf der Bühne stand, sich von ihm künstlerisch anregen und leiten ließ, sondern auch mit ihm gemeinsam jene gescheiten Kästner-Programme gestaltete. An diesem Nachmittag hat sich Leander de Marel als ein würdiger Erbe seines Meisters gezeigt. Auch de Marel denkt, spricht und lebt bei seinen Vorträgen dieser klugen Poesie im Duktus des 1974 verstorbenen Vaters vom „Doppelten Lottchen“, dem „Fliegende Klassenzimmer“ oder vom „Emil und die Detektive“ sowie einer Vielzahl von auch heute noch sehr zeitkritischen, weil überaus aktuellen Gedichten.
Leander de Marel erfühlte nicht nur die jeweilige Stilistik der Dichtung, sondern modellierte ihre Inhalte auch gekonnt zu Farbspielen der Sprache, die zwischen dem Sächsischen und Berlinerischen mühelos aus dem Hochdeutschen heraus wechselten. Nachdenklich Kästners Weihnachtsgedicht „Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag“ (siehe unten). Köstlich und gekonnt interpretiert die Kurzfassung vom „Hauptmann von Köpenik“. Überaus amüsant seine „Frauenhasser-Dichtungen“, von einem, der neben dem Alkohol nichts mehr liebte als die „Frauenzimmer“.
Eine würdige Hommage also an einen, der nicht vergessen werden wird, wenn man derart an ihn erinnert. Danke!

Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag

Ein Weihnachtsgedicht von Erich Kästner

Zweitausend Jahre sind es fast,
seit du die Welt verlassen hast;
du Opferlamm des Lebens!

Du gabst den Armen ihren Gott.
Du littest durch der Reichen Spott.
Du tatest es vergebens!

Du sahst Gewalt und Polizei.
Du wolltest alle Menschen frei
und Frieden auf der Erde.

Du wußtest, wie das Elend tut
und wolltest alle Menschen gut,
damit es schöner werde!

Du warst ein Revolutionär
und machtest dir das Leben schwer
mit Schiebern und Gelehrten.

Du hast die Freiheit stets beschützt
und doch den Menschen nichts genützt.
Du kamst an die Verkehrten.

Du kämpftest tapfer gegen sie
und gegen Staat und Industrie
und die gesamte Meute.

Bis man an dir, weil nichts verfing,
Justizmord, kurzerhand, beging.
Es war genau wie heute.

Die Menschen wurden nicht gescheit.
Am wenigsten die Christenheit,
trotz allem Händefalten.

Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst. Und alles blieb
beim alten.

red.

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