LESERPOST
ÜBER UNS
IMPRESSUM
WERBEN

Gegründet 1807

www.annaberger.info

Wiedergegründet 2011

 

    POLITIK   WIRTSCHAFT   KULTUR   LOKALES   HISTORISCHES   STADTFÜHRER    WEIHNACHTEN    GASTRO

THEATER ABC

 

 




Geburtstags-Konzert

Zum 125. Jubiläum der Erzgebirgischen Philharmonie Aue beschenkte sich das Orchester mit der
IX. Sinfonie von Beethoven und das Publikum mit einer nachhaltigen Geburtstagsfeier.

Um es gleich vornweg zu sagen: Die gastronomischen Leistungen beim anschließenden Empfang im Foyer des Hauses entsprachen diesmal den künstlerischen auf der Bühne, - oder umgekehrt. Hätte die Truppe vom Restaurant „Zum Türmer“ und die Crew vom Theatercafé zum Theaterball auch die kulinarische Betreuung des Abends in Oberwiesenthal übernommen, wäre es auch dort eine harmonische Veranstaltung geworden.
Die wurde es dann allemal am vergangenen Sonntag anlässlich des 125. Geburtstages der Erzgebirgischen Philharmonie Aue. Und wie es bei solchen Anlässen üblich ist, lassen sich Festredner nicht vermeiden. Nach der musikalischen Begrüßung des Publikum mit dem Einzug der Gäste und Sängerkrieg auf der Wartburg aus Wagners „Tannhäuser“ marschierten gleich fünf (!) Gratulanten auf: Freudig erregt und witzig der Intendant, Dr. Ingolf Huhn. Zitate-garniert und die Leistungen des Klangkörpers würdigend, Landrat Frank Vogel. Ausführlich, sachkundig-dozierend, Prof. Werner Kaden. Dankend, wünschend und weitere Förderungen versprechend, die Vorsitzenden der Fördervereine Rolf-Jürgen Schubert und Hans-Christian Schlesinger.
Insbesondere hob der Landrat die Bedeutung unseres Orchesters für die Stadt und den Landkreis hervor, würdigte die Leistungen über all die Jahre und versprach auch weiterhin Unterstützung. Bedauerlich nur, dass dabei sowohl bei ihm als auch bei Prof. Kaden der für die Kultur und Kunst so anstrengende, aufopferungsvolle und komplizierte Zeitraum zwischen 1945 und 1989 in den Wertungen kaum Beachtung fand. Schließlich kamen z.B. unter der Leitung von GMD Erich Vietze in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts großartige Chorsinfonische Werke zur Aufführung, darunter auch die IX. Sinfonie von Ludwig van Beethoven mit allen Chören, die damals in Annaberg zur Verfügung standen: Chor der Erweiterten Oberschule (Hans Hinkel), Städtischer Chor (Werner Naumann), Singkreis (Hans Schaarschmidt), Tannhäuser Männerchor (Hans Stock) und der Chor des Theaters. Das Besondere daran war auch, dass diese Chorvereinigung derart kraftvoll und differenziert die schwierige Chorpartie gänzlich ohne elektronische Verstärkung sang.
Das war bei der Interpretation durch die Singakademie Chemnitz e.V (Leitung Andreas Pabst) am vergangenen Sonntag nicht der Fall. Zweimal musste sich GMD Naoshi Takahashi während des Dirigats des vierten Satzes zur Tonloge umdrehen, um zu signalisieren, dass offensichtlich ein Mikrofon ausgefallen ist. Durch diese Übertragungstechnik – die übrigens auch Beethoven 1824 in Wien bei der Uraufführung nicht zur Verfügung gestanden haben soll – klang der Sopran zeitweilig blechern und grell. Die Bässe hatten die bekannten Schwierigkeiten, die hohen „F“ wohltönend über das voluminöse Orchester zu bringen.
Der Jubilar überzeugte mit der IX. durchaus, insbesondere in den gut studierten Bläsersätzen, hervorragend in der Hörnergruppe. Bei aller musikalischen Leidenschaft der Interpretation darf dennoch festgehalten werden, dass diese Sinfonie nicht nur aus Fortissimo-Passagen besteht. So hätte man sich besonders im dritten Satz eine größere Balance zwischen Piano und Forte gewünscht, mehr Differenzierung, um nach diesem musikalischen Ruhepol den Kontrast zur nachfolgenden Kräfteentfaltung noch deutlicher heraus klingen zu lassen.
Alles in allem war es aber ein großartige und beachtenswerte Leistung von unserem Orchester, seinem GMD Naoshi Takahashi und nicht zuletzt dem durchweg klangschön und differenziert singenden Solisten-Quartett: Bettina Grothkopf (Sopran), Therese Fauser (Mezzosopran), Frank Unger (Tenor) und László Varga (Bass), denen man sowohl zur Interpretation von Beethovens Meisterwerk als auch zum Geburtstag des Klangkörpers gratulieren kann.
Möge die Kunst, dieses Orchester und unser Theater - ganz im Sinne der Worte des Landrates Frank Vogel- auch in Zukunft die Menschen zusammenführen und von der künstlerischen Güte der Kulturlandschaft des Erzgebirges weit über seine Grenzen hinaus wirken. Schließlich wissen wir nicht erst seit Friedrich Nietzsche, dass unser Leben ohne Musik mehr als nur ein Irrtum wäre...

g.b.s