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Pfingstn im Gebärg

Pfingsten spielt im Erzgebirge nicht die Rolle wie z.B. Ostern, die Kirmes oder gar Weihnachten. Und dennoch kann man da und dort noch alten Pfingstbräuchen begegnen. Es ist das uralte Fest des Frühlingserwachens mit geschmückten Kirchen, Häusern, Maifeiern, Tänzen, Ausflügen, Flurumritten, Schützenfesten, Pfingstsingen und Pfingstochsen. Es ist aber auch das Fest der Christenheit, das diese seit dem Jahr 425 als Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Apostel und damit als Gründungsfest der katholischen Kirche begeht.
AW - Pfingsten


Früher achtete man im Erzgebirge darauf, dass bis Pfingsten das Holz für den nächsten Winter im Haus war, damit es bis zur Heizperiode gut ausdrocknen konnte. Aus dem Wald holte man Zweige von der Pfingstbirke, damit schmückte man das Haus und die gute Stube. Noch heute kann man an traditionsbewußten Gaststätten solch kleine Birkenbäume in mit Wasser gefüllten Eimern erblicken. 

Der Aberglaube behaupte, dass dort, wo keine Birke vor dem Haus steht, im kommenden Jahr der Blitz ins Dach schlagen wird. Und wenn die Birke dann nach ein paar Wochen verdrocknet und abgeblättert ist, gehört dieser Stirl unter das Dach, um Schaden vom Haus abzuwenden. Als Pfingstochse oder Pfingstlümmel wird auch bei und im Gebirge derjenige bezeichnet, der zu Pfingsten nicht früh genug aus dem Bett, um den Frühling zu begrüßen bzw. in die Frühmesse oder Morgengottesdienst zu gehen. Als Pfingstlümmel wird auch der bezeichnet, der am Tag vor dem Pfingstfest als letzter zur Arbeit kommt. Der hatte dann für alle anderen eine Lage Bier zu spendieren.

Unter den vielen Umzügen mit Musik und Tanz, die in alter Zeit in Annaberg, Buchholz, Frohnau und in vielen anderen Dörfern zu Pfingsten üblich waren, ist uns der Umzug der Annaberger Posamentierergesellen aus dem Jahre 1889 überliefert, die am Pfingstmontag einen recht wilden Marsch mit Musik und einem tanzenden Harlekin vornweg veranstalteten. Auf dem heutigen Theaterplatz soll es dann zu allerlei Späßen, Mummenschanz, Tanz und einem heftigen Umtrunk gekommen sein. Auch unter der alten Frohnauer Hammerlinde, die damals noch eine gern besuchte Tanzlinde war, traf man sich am Pfingstsonntag und -montag zu Musik und Tanz und gewissen Trinkgelagen, die von der Hammer-Gaststätte betreut wurden.

In Schneeberg und Jöhstadt zog am Vormittag des Pfingstmontag die Bergknappschaft im vollen Habit mit Musik in die Kirche, um dort das so genannte Pfingstquartal abzuhalten. Und nicht zu vergessen: Pfingsten ist auch so eine Art Advent, eine Vorfreude auf die 492. Annaberger Kät, die alljährlich 14 Tage nach Pfingsten beginnt...
 

Auch unsere Erzgebirgs-Dichter hat die Pfingstzeit berührt. Deshalb sollen hier zwei poetische Ergüsse folgen, die uns – so oder so – auf die Pfingstfeiertage einstimmen können:

Pfingstn im Gebärg

Nu giehts uff´n Steigl zun Birknbusch hie,
Dort sei se de kleen Zweigla, de Blaatla su grie;
De Stammla, die blitzn weiß no un weiß auf,
Bei ´n letztn Baam sitzn zwaa Gungla uhm druf.

Die huln a griens Astl – en Pfingstbaam anzu;
Fahlt dar noch zum Fastl. Hot kaans kaane Ruh.
Ei ja! A Pfingstbaaml muß´s fei in dr Stub gaam,
Sinst is mr a Daaml – un hot kenn Gelaam!

Bernhard Brückner (1906):


Pfingstlied

Es grünt und blüht ringsum aus allen Zweigen,
Der holde Frühling ist nun wieder da.
Der Lenz will seine ganze Fülle zeigen,
Streut Blumen aus dem Füllhorn fern und nah.

Ein Pfingsten steigt herauf, wie selten eines.
Das Pfingstfest ruft zu froher Wanderfahrt.
Ein Duft liegt in der Luft, wie Duft des Waldes,
Der Zauber der Natur ist offenbar.

Ich wandre doch so gerne in die Ferne.
Lauft auch, lauft, denn laufen ist gesund.
Ja, mich begleiten Sonne, Mond und Sterne.
Ich geb die Herzensfreude offen kund.

O, komme, heilger Geist zu uns hinieden
Und schenk´ uns Freude, Glück und Sonnenschein.
Gieß deien Kraft auf uns, bring allen Frieden,
denn alle Menschen sollen glücklich sein.

Arthur Schramm (1956)