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500 Jahre Annaberger Franziskanerkloster

Im September 1512 wurde in der neu gegründeten Stadt St. Annaberg die Einweihung des hiesigen Franziskanerklosters acht Tage lang gefeiert. Mit einer Festsitzung, Vorträgen, Gottesdienst und einem zünftigen Klosterfest soll diesem historischen Ereignis gedacht werden. Hier folgen ein geschichtlicher Abriss zum Annaberger Kloster sowie Informationen zu den aktuellen Festlichkeiten.

Vor über 800 Jahren, in den Jahren 1208 und 1209 gründete Franziskus von Assisi die Bruderschaft „Männer der Buße von Assisi“. Daraus entstand 1223 der Order der Minderen Brüder, auch Franziskanerorden genannt. Aus ihm gingen vier Päpste, 80 Kardinäle sowie etwa 2.500 Erzbischöfe und Bischöfe hervor. Heute bestehen in Deutschland noch vier Ordensprovinzen. Weltweit gibt es noch rund 18.000 Franziskaner.
Ein Teil der Ordensgeschichte spielte sich auch im Erzgebirge ab.

Erstmals erwähnt wurde das Annaberger Franziskanerkloster am 8. Juni 1501.
In dem Schreiben heißt es: „herzogen jorgen vorwilliget hot, ein closter
anzunehmen auf dem Schreckenberge im Land Meyssen“ (Herzog Georg bewilligt
ein Kloster in der Neuen Stadt am Schreckenberg - dem späteren St. Annaberg
- im Land Meißen)
Am 30. August 1501 verhandelten Graf Ludwig von Anhalt und Chemnitzer Brüder des Barfüßerordens in Annaberg den Bau eines Klosters. Nur wenig später, im Oktober 1501 holte sich Herzog Georg bei den Bischöfen in Meißen, Naumburg und Prag die Genehmigung zum Lesen der Messe, zum Predigen und Almosensammeln. Damit waren die Voraussetzungen für die Klostergründung geschaffen. Am 12. Februar 1502 legten Herzog Georg, sein Bruder Friedrich sowie Bischof Johann VI. von Schleinitz den Grundstein für das Annaberger Franziskanerkloster. 1506 wurden die Dächer der Gebäude und den Kreuzgang fertiggestellt, im Anschluss begann der Innenausbau.

Vor 500 Jahren, im September 1512 wurde in der neu gegründeten Stadt St. Annaberg die Einweihung des Annaberger Franziskanerklosters gefeiert. Bis 1539 prägte dassakrale Zentrum maßgeblich das geistliche Leben des noch jungen Gemeinwesens. Besonders zu erwähnen sind dabei die Firmung von 2.336 Kindern am 26. Juli 1519 und der Fürstentag am 9. Juni 1534. Herzog Georg der Bärtige, Herrscher im albertinischen Sachsen, der gern in seiner Lieblingsstadt St. Annaberg weilte, regierte zeitweise von hier sein Land. 1522 erwarb er für 2000 rheinische Gulden das Abthaus des Klosters, um es für eigene Zwecke zu nutzen.

Bedeutsam ist ferner die Tatsache, dass der Reformator Friedrich Mykonius ab 1510 eine Zeitlang als Mönch im Annaberger Franziskanerkloster wirkte. Später wandte er sich dem Protestantismus zu und ging als Reformator von Thüringen, Leipzig und der dortigen Universität in die Geschichte ein.
 

Fünfhundertjährige Klostergeschichte – zahlreiche Sachzeugen

Ab 1502 entstand in Annaberg innerhalb von zehn Jahren ein großes Kloster, das in der Nord-Süd-Ausdehnung 60 Meter und in der Ost-West-Ausdehnung 50 Meter maß. Rund um einen fast quadratischen Innenhof mit Kreuzgang gruppierten sich die Gebäude. Gemäß den Bauregeln der Franziskaner wurden die Häuser in schlichter Scheunenarchitektur errichtet. Im Erdgeschoss befanden sich die eigentlichen Klosterräume, wie die Sakristei, der Kapitelsaal, das Palatorium (Wärmestube), das Refektorium (Speisesaal), die Küche sowie andere Wirtschaftsräume. In der ersten Etage waren vermutlich Zimmer für den Landesfürsten, im Obergeschoss die Zellen der Brüder untergebracht. Den südlichen Abschluss der Anlage bildete die große Klosterkirche, die mit 34 Metern Länge und 21 Metern Breite beachtliche Ausmaße besaß. Heute ist davon noch die südöstliche Umfassungsmauer des Chorraumes erhalten.

Das Interieur, das in der Klosteranlage seinen Platz fand, war bemerkenswert. Zahlreiche Sachzeugen sind bis in die Gegenwart erhalten geblieben. Der Hauptaltar der Klosterkirche ist ebenso wie der berühmte Bergaltar der Annenkirche von Hans Hesse geschaffen worden. Bereits im Jahr 1594 wurde er durch die Vermittlung von Kurfürstin Sophie an die Kirchgemeinde St. Katharinen in Buchholz übereignet. Hans Witten, u. a. der Schöpfer der Tulpenkanzel im Freiberger Dom, stellte seine bildhauerische Meisterschaft an der „Schönen Tür“ unter Beweis. Durch die Versetzung in die Annenkirche (1576/77) konnte das Kunstwerk die Jahrhunderte bis heute überdauern.
Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt auch der Altar der Wolfgangsbruderschaft aus dem Franziskanerkloster. Das Werk von Hans Hesse, das älter als der berühmte Annaberger Bergaltar ist, zeigt die frühesten Darstellungen des sächsischen Silberbergbaus. Heute ist er in der St. Katharinenkirche im Stadtteil Buchholz zu besichtigen. Ein kostbares
Schnitzwerk stellt die Schutzmantelmadonna dar, die ihren Platz in der Annenkirche gefunden hat.

Mit der Reformation brach für das Franziskanerkloster eine heiße Zeit an. Friedrich Mykonius, der Luthers Lehren aufgeschlossen gegenüberstand, wurde zeitweise im Kloster festgehalten, bis ihm die Flucht ins ernestinische Sachsen nach Buchholz gelang. Einige „Aufsässige“ sind wahrscheinlich eingemauert worden, wovon spätere Knochenfunde zeugen. Kurz nach dem Tod Herzog Georgs am 17. April 1539 hielt Friedrich Mykonius (Foto) am 4. Mai d. J. die erste protestantische Predigt im Kloster. Kurz darauf verbot man den Franziskanern alle gottesdienstlichen Handlungen und nötigte sie, sich in Laienkleidung und Ehestand zu begeben. Daraufhin ging die Mehrheit der Brüder zu Ostern 1540 nach Böhmen in die Klöster Kadan und Eger. Danach diente der Bau noch kurze Zeit als Münzstätte, Silberkammer und Bergamt.

Nach dem Stadtbrand von 1604 setzte man das Kloster als Fürstenhaus instand. Das endgültige Aus kam mit dem Stadtbrand von 1731, der die Anlage vollständig vernichtete. Im Zusammenhang mit dem Neubau des Bergmagazins wurden ab 1802 die verbliebenen Reste abgetragen. Dem Markscheider Johann Gottfried Schnick ist es zu verdanken, dass dabei die Grundstruktur des Klosters in Form einer Zeichnung akribisch dokumentiert wurde. Originale dieser Zeichnungen sind noch heute im Staatsarchiv Dresden und im Landesamt für Denkmalspflege einsehbar (Foto unten)..

Klosterfest vom 17. bis 19. August in der Annaberger Altstadt

Anlässlich des Festjahres „500 Jahre Annaberger Franziskanerkloster“ wird
vom 17. bis zum 19. August 2012 das Klosterfest im ehemaligen
Klostergelände an der Klosterstraße in Annaberg-Buchholz zünftig gefeiert.
Wie zu Zeiten der Stadtgründung laden Gaukler, Spielleute und
traditionsreiche Handwerke im historischen Ambiente zu einer Zeitreise ins 16. Jahrhundert ein. Töpfer, Lederer, Schmiede und Drechsler, Schneider und Gewandmeister geben Einblick in traditionelle Techniken und Produktionsweisen.
Mönchsgesänge sowie Klänge aus Lauten, Dudelsäcken und Schalmeien schaffen dafür den passenden musikalischen Rahmen. Dazu gibt es Köstliches für Kehle und Gaumen. Originale Klosterbiere sind ebenso zu haben wie aromatische Kräuterliköre, Schwein am Spieß, Knoblauch- oder Fladenbrote. Echte Geheimtipps sind die Weintaverne im Klosterkeller und die Klosterterrasse.

Der Auftakt wird am 17. Juli um 18.30 Uhr mit dem Einzug von Vaganten, Gauklern und der Stadtobrigkeit gegeben. Danach folgt bis Mitternacht ein buntes historisches Treiben. Am 18. August sind Spielleute, Mönchsspiele, historische Instrumente, traditionsreiche Handwerke, der Schützenumzug um 14.45 Uhr sowie das Kloster-Märchenspiel um 16.00 Uhr besonders sehenswert. Am Sonntag, dem 19. August laden die Kirchgemeinden der Stadt Annaberg-Buchholz ab 10.30 Uhr im Gedenken an die einstige sakrale Nutzung des Annaberger Franziskanerklosters zum Klostergottesdienst in die Ruine der einstigen Klosterkirche ein. Pfarrer Wilfried Wanat wird dabei besonders auf das Wirken des Reformators Friedrich Myknius eingehen.

Am 12. September, dem Tag der Einweihung des Annaberger Franziskanerklosters, ist eine Festveranstaltung im Berghauptmannszimmer des Annaberger Rathauses geplant. Die Lage und Architektur des Klosters steht am 17. Oktober um 19.00 Uhr im Mittelpunkt eines Vortrags in der Annaberg-Buchholzer Stadtbibliothek an der Klosterstraße.
 

Matthias Förster


Weitere geschichtliche Recherchen:
Siegfried Illing, Dagmar König, Annaberg-Buchholz

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