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Dezember 2025


Operette und Exil

Feurige Arien, mahnender Kontext im Theater Annaberg

grothkopf (Andere)
Foto: Mathias Krahn

Der Chemnitzer „Richard-Wagner-Verband e.V.“ lud, moderiert von ihrem Präsidenten, am 21. November zu einer Nachmittags-Veranstaltung ein: Solistin: Bettina Grothkopf. Mit Richard Wagner hatte die reizvolle Veranstaltung nur soviel gemein, dass sie inhaltlich an die Dauerausstellung im Park des Festspielhauses in Bayreuth erinnerte, die an viele jüdische SängerInnen, Librettisten, MusikerInnen gemahnt, die im Dritten Reich ins Exil, in den Freitod oder in KZ getrieben wurden, wo viele ihr Leben verloren.

Der Organisator und einladende Präsident der Chemnitzer R.-Wagner-Verband e.V., Mathias Ries-Wolff moderierte charmant und kenntnisreich. Frau Grothkopf, die einst Stipendiatin in Bayreuth war, sang einfühlsam und temperamentvolle aus klassischen Operetten solcher oft jüdischer Künstler, die z.B. auch für Franz Lehár arbeiteten, der auch deren Deportation verhinderte und dessen jüdische Frau aber wegen der Bekanntheit des Künstlers und seiner Beliebtheit bei Hitler von diesem zur „Ehrenarierin“ erklärt wurde. Diese Musik und die herrlichen Arien und Couplès
darin dürfen jedoch nicht wegen dieses Hintergrundes mehr und mehr in Vergessenheit geraten. In Kriegszeiten wurden auch diese Kunstform missbraucht, die Schwere des Lebens für die Menschen in den bombardierten Großstädten und bei persönlichem Leid vergessen zu lassen, -aber für viele Menschen wurden durch die herrlichen Melodien bis heute Freude und Lebensmut erzeugt.

Es erklangen bekannte Arien u.a. von F. Lehár, Leo Fall, Eduard Künneke, dem man „nichtarische Verstrickungen“ nachwies und in seiner Arbeit behinderte. Von den Künstlern, die es ins amerikanische Exil schafften wurden bekannte Filmmusiken für Hollywood geschaffen. Der berühmte Tenor Richard Tauber schaffte es gerade noch bei einem Gastspiel, in London zu bleiben, Solche einst bejubelten Künstler wie Fritzi Massary und ihr Mann Max Pallenberg schafften es in die USA. Es erfolgte ein regelrechtes Ausbluten deutscher Kultur.

Bettina Grothkopf sang das „Vilja-Lied“ aus der „Lustigen Witwe“, „Heut könnt ́einer sein Glück bei mir machen“ aus „Madame Pompadour“, „Meine Lippen, die küssen so heiß“ aus „Giuditta“, und den Csárdás aus „Zigeunerliebe“ sowie das Duett Josef, ach, Josef! Was bist Du so keusch?“ Hier drehte sie ihr Temperament richtig auf und der Moderator assistierte durchaus gekonnt die „schüchternen“ Texte des Josef. Am Piano: Karl-Friedrich Winter. Das Publikum amüsierte sich köstlich. Frau Grothkopf hatte alle Hauptrollen dieser bekannten Werke auf der Bühne des Eduard-von Winterstein-Theaters gestaltet.

E.F.