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Juni 2022



Graf von Luxemburg auf der Seebühne Kriebstein

Im Sommer 2022 wird auf der Seebühne Kriebstein eine heute nur wenig gespielte Operette gegeben: Der Graf von Luxemburg. So hat man Gelegenheit, vor toller Kulisse weitgehend unbekannte Musik und viel Wortwitz zu erleben.

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Das Bühnenbild des Grafen von Luxemburg vor dem Kriebstein-Stausee, Fotos: René Jungnickel

Als die Operette „Der Graf von Luxemburg“ 1909 erstmals im Theater an der Wien – wo sonst? - aufgeführt wurde, war sie ein Riesenerfolg und danach oft in den Spielplänen zu finden. Heutzutage wird sie nur noch selten gespielt und aktuell gibt es in Deutschland genau eine Möglichkeit sie zu sehen: Auf der Seebühne in Kriebstein.

Zur Premiere, am 10. Juni 2022, spielte auch das Wetter mit und so war es nicht weiter schwer, sich einen schönen Abend am Ufer der Seine um 1910 vorzustellen. Der ältere Fürst Basil Basilowitsch möchte gern die Pariser Sängerin Angèle Didier heiraten, allein sie ist nicht adelig. Um dieses Problem aus der Welt zu schaffen, wendet er sich an den lebenslustigen Grafen René von Luxemburg, welcher beim Karneval gerade sein letztes Geld verjubelt. Für eine halbe Million soll jener Angèle heiraten und sich nach drei Monaten wieder scheiden lassen.

Für Graf René ist dies ein heiteres Spiel und für die Sängerin nicht grundsätzlich wichtig, denn sie war noch nie verliebt. So werden beide getraut ohne sich gegenseitig zu sehen. Als die drei Monate fast herum sind, gibt Angèle ihren Abschied von der Bühne. Zu diesem letzten großen Auftritt ist auch René zugegen und beide verlieben sich nun ohne zu wissen, dass sie bereits miteinander verheiratet sind. Als sie es bemerken, ist die Bestürzung groß. Denn René hat sein Wort gegeben, sich wieder scheiden zu lassen und die Ehe nicht zu vollziehen, also keinen Sex mit seiner Braut zu haben. Glücklicherweise kommt nun eine alte Freundin des Fürsten hinzu und alles wendet sich zum Guten.

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V.l.n.r.: Angèle (Leonora Weiß-del Rio),  Fürst Basil (Frank Blees), ein Botschaftsrat (Frank Ernst) und der Graf von Luxemburg (Frank Unger) während der Trauungszeremonie.

Die Titelpartie des Grafen von Luxemburg sang Frank Unger und die Lebenslust und Unbeschwertheit glaubte man ihm spielerisch sofort. Im zweiten Akt steigerte er sich stimmlich und rundete die Darstellung beeindruckend ab. Für Leonora Weiß-del Rio war es die letzte Premiere am Mittelsächsischen Theater, denn ihr Vertrag wurde vom neuen Intendanten nicht verlängert. Sie verabschiedete sich mit gewohnt großer stimmlicher Qualität, überzeugt mit plötzlich entdeckter Liebe und spielt ihre Figur mit großer Würde.

Das Buffopaar Juliette Vermont und Armand Brissard gaben Jana Büchner und Marcus Sandmann. Beide füllen ihre Rolle spielstark aus und harmonieren gut miteinander. Bei Frau Büchner ist auch die stimmliche Leistung hervor zu heben. Den älteren Fürsten Basil, der noch einmal in Liebe entbrennt, singt und spielt Frank Blees wunderbar zwischen berührend und komisch changierend. Der Bassbariton stellt sich hier zunächst als Gast vor und hinterlässt einen starken Eindruck. Ab der kommenden Spielzeit wird er als Solist zum Ensemble gehören.

Uta Simone stellt die Freundin des Fürsten, Gräfin Stasa Kokozow, dar. Es ist eine dankbare Rolle mit viel Grandezza und Witz. Frau Simone sang und spielte hier auf den Punkt genau und errang so die Sympathie des Publikums. Schließlich gibt es noch drei Bedienstete des Fürsten in kleinen Rollen. Diese gaben Christian Härtig, Frank Ernst und Michael Junge. Den Oberkellner spielte Stefan Burmester.

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Das zweite Paar der Operette: Der Maler Armand Brissard (Marcus Sandmann) und Juliette Vermont (Jana Büchner).

Die überzeugende musikalische Leitung lag in den Händen von José Luis Gutiérrez Hernandez. Ein Lob gibt es meinerseits auch für Choreografie (Annett Göhre), Bühnenbild (Tilo Staudte) und üppige Kostüme (Andrea Eisensee). Auch wenn man bei letzteren bedenken könnte, dass eine blonde Perücke bei Tag dem Sänger nachts mitunter eine graumelierte Haarpracht verleiht.

Die Regie von Jürgen Pöckel ist grundsätzlich gut und unterhaltsam. Eventuell hätte man am Anfang etwas kürzen können, denn mit über zweieinhalb Stunden (inklusive Pause) ist das Werk recht lang und es kommt zu Beginn nicht gleich in Fahrt. Besonders gelungen war jedoch der Einsatz von vier Artisten über das ganze Stück hinweg.

Wenn sie, werte Leser, eine Aufführung besuchen – was ich Ihnen hiermit empfehle – so wundern sie sich bitte nicht, wenn sie andere Darsteller zu Gesicht und Gehör bekommen. Für fast alle Rollen gibt es eine Zweitbesetzung, was bei über zwanzig Abenden sicher auch notwendig ist.

Eva Blaschke, Fotos: René Jungnickel

Weitere Aufführungen finden in der Regel mindestens drei Mal pro Woche bis zum 27. Juli 2022 statt.
https://www.mittelsaechsisches-theater.de/spielzeit/der-graf-von-luxemburg