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Juni 2022



Mit 9 Euro zur Kultur: Leipziger Allerlei

Das Neun-Euro-Ticket war als Beruhigungs-Maßnahme für aufgebrachte Autofahrer an den Tanksäulen gedacht und entpuppt sich als genussvoller Fast-Freifahrtschein zu Kultur und schönen Orten.

Ja, auch Leipzig platzte am Wochenende ab dem 10. Juni 2022 aus allen Nähten, zumindest im Zentrum, sicher im ZOO und an den „Wasserstellen“ ,-sprich Badeseen. Dieser Bericht will schöne Kulturmomente der Messestadt einfangen, wo eigentlich immer was los ist. Leider gab´s den Bonusfahrschein noch nicht vor 14 Tagen zum klingenden Deutschen Chorfest, wohl aber zu Pfingsten zum Wave-Gothic-Treffen mit  vielen Akteuren und Zuschauern, Musikevents, Gastronomie und Führungen, auch über Friedhöfe. Vom Nase berümpften Schmuddel-Grufty-Image hat sich da was entwickelt, was näheres Hinschauen lohnt. Wir bleiben dran.

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Thomaskirche Leipzig. www.thomaskirche.org

Das „Leipzige Allerlei“, hier als Metapher benutzt, hatte an diesem Wochenende außer Gemüse und Flusskrebsen als Zutat mindestens Großgarnelen verdient, um mit Gastrodeutsch zu sprechen!
Das BACHFEST Leipzig findet  vom 9. -19 Juni auf dem Markt als „We are Family“ stat und hat Hochkarätiges in vielen Spielstätten, von Gewandhaus, Kirchen, Bach-Museum u.a., zu bieten. Auf dem Markt und in der Thomaskirche kostenlos oder wohlfeil, innen oft saftig bepreist. Die Programme alle vom Feinsten. Am Samstag sang der Kinderchor des Gewandhauses und der Rundfunkkinderchor samt dazugehörigen Instrumentalensemblen auf dem Markt Renaissance- und Barockmusik. Schon das Ansingen machte Stimmung auch für die Gastronomen in ihren Zelten mit kühlen Getränken und annehmbaren Preisen der sommerlichen Kreationen.

Einer der Höhepunkte im Bachfest waren ohne Zweifel die Motetten in der THOMASKIRCHE. Die am Samstag glänzte nicht nur mit einem ausgesuchten Programm, sondern auch noch zeit- und tagesaktuellen Bezügen. Zu dem 3-Euro-Eintritt gab es noch ein Aussage fähiges Programmheft!  Bachs Fuge in c-Moll über ein Thema von Giovanni Legrenzi (nach JSB), eher wohl nach einem Thema aus einer Triosonate von Giovanni Maria Bononcini komponiert, gespielt vom neuen Thomasorganisten Johannes Lang, dessen Großvater einst selbst Thomaskantor war, stand am Anfang. Musikgeschichte in wenigen Sätzen erfährt man alles aus jenem Programmheft, was nicht nur JSB würdigt, sondern auch noch erklärt, dass der „große“ Bach es nicht mal zu einer Italienreise bringen konnte, wahrscheinlich wegen dürftiger Bezahlung und Überarbeitung.

Insofern ist das Leipziger Bach-Fest jährlich nicht nur Würdigung des Werkes dieses Weltgenius´, sondern auch Wiedergutmachung am Künstler und Menschen Bach für einstige unwürdige Unterwertschätzung durch die Stadtväter. Im Programm folgte das Kyrie von Felix Mendelssohn Bartholdy, dem Wiederentdecker Bachs im 19. Jh., Johann Hermann Scheins, aus dem Erzgebirge stammend , „Nun danket alle Gott“ von 1623, eine Lied mit der Gemeinde „Brunn alles Heils“ (Musik Loys Bourgeois , 1551), Jacobus Gallus „Pater Noster“ aus dem 16.Jh., Hugo Distlers „Verleih und Frieden gnädiglich“ - sein Hilferuf aus dem 2. Weltkrieg- und Alpha est Omega: Bachs Kantate „Was willst du dich betrüben“ als Abschluss und Höhepunkt. Es sang der Bach-Chor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche Berlin mit dem Bach-Collegium Berlin , Ltg.: Achim Zimmermann, und den Solisten: Johanna Knauth, Sopran,  Tobias Hunger, Tenor, und Jörg Gottschick, Bass. Werke und Künstler waren beredter Ausdruck des Friedenswillen in der Welt, für die Ukraine und auch in der Gesellschaft. Eine Stunde mit Tiefe und Berührung in der vollbesetzten Thomaskirche.

Danach gings auf dem Markt mit gepflegtem Bigband-Jazz zu Bach-Motiven weiter. Beste Voraussetzung für Entspannung und Lebensgenuss in lauer Sommernacht.

Der Gang in Museen ist der Blick in ein Universum, die LEIPZIGER MUSEEN inklusive: Es gibt so viele und hier ist reichlich Platz für Besucher, die etwas über die reiche Stadtgeschichte (Altes Rathaus mit neuen gestalteten Ausstellungssälen), über Malerei und bildende Kunst (Bildermuseum), über Bach („Bach und Schütz“ im Bach Museum neben der Thomaskirche)  oder im GRASSI-MUSEUM, wo man wundervolle alte Instrument, die riesige Ethnologischen Sammlungen oder als Gang durch die Kreativität, Alltagsgegenstände zu gestalten: Im Museum für Angewandte Kunst, bewundern muss. Als sei das noch nicht genug, bieten die Museen temporäre Ausstellungen an, um die Schätze aus den Depots oder von Leihgebern zu zeigen.

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Im GRASSI sind gleich zwei sehenswerte Schauen zu empfehlen: 1. „Fragile Pracht“. Glanzstücke der Porzellankunst aus dem 18. Jahrhundert. Gezeigt werden wunderbare Originale des Meissner Porzellans aus seiner Augusteischen Zeit. Besonders interessant dort, wo aus der chinesischen Vorzeit Beispiele mit ausgestellt und die Übernahme von Farben und ganzen Formen nachvollziehbar sind. So auch Pressmuster von alten Pressglasvorlagen aus Böhmen. Viele Ausstellungsstücke stammen von Leipziger Bürgern, die Erbgut als Schenkungen an „ihr Museum“ gaben. Die Präsentation ist im ArtDeco-Saal des Grassi zu sehen.

2. Noch bis 25. September 22 läuft die Sonderschau „Schmuck und Image“, in der von den 70er Jahren bis heute aus Deutschland, aber auch von vielen sächsischen Gestaltern Schmuck-Moderne, Tragbares-Edles, Bunt-Verrücktes, Trends und  Deko ablesbar sind. Die Vitrinen sind zum einen in einem abgedunkelten Saal aufgestellt, zum anderen im Licht durchflutetem Atruium zu bewundern.
Der Vorteil von Museen ist in Sommerhitze die Klimatisierung und dass man auch mal ohne Menschenmassen in Kunst eintauchen kann. Tuns Sie´s einfach und kombinieren Sie Shopping, Gastronomie, Museum und Musik.

Eveline Figura