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THEATER ABC

 

 

November 2019


Dope – Die Hoffnung, dass schon alles gut gehen wird

Am Annaberg-Buchholzer Theater wird das Stück „Dope – Letzte Chance Hoffnung“ gezeigt. Es erzählt vom Drogenkonsum fünf junger Leute und ihren Strategien, damit umzugehen. Entstanden ist es unter der Leitung von Nenad Žanić, Schauspieler am Haus. Das Werk zählt zum Härtesten und Besten, was dort seit längerem zu sehen ist.

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Szenenfoto. Was tun bei einer Überdosis? Foto: Sebastian Paul.

Das Stück wird auf der Studiobühne gezeigt, was immer eine ganz andere Nähe zu den Darstellern schafft. Dramaturgisch ist es geschickt aufgebaut. Man sieht fünf jungen Leuten bei ihrem sehr realen Leben zu. Die Situationen und Probleme sind aus der Wirklichkeit gegriffen, nichts wirkt künstlich herbei geschrieben. Alle in der WG sind drogenabhängig und alle wissen, dass es so eigentlich nicht weiter geht. Jeder hat seine eigene Strategie damit umzugehen. Werden sie es schaffen? Die Situation ist keinesfalls aussichtslos. Möglichkeiten gibt es immer. Man sieht den Jugendlichen beim Versuch zu, beim Scheitern, beim Wiederaufstehen. Es ist hart, auch für den Zuschauer. Hoffnung hat man bis zuletzt.

Das Beeindruckende an der Aufführung ist ihre große Realitätsnähe. Man hat nicht das Gefühl, eine Geschichte zu sehen. Vielmehr fühlt man sich als Beobachter in einer Zimmerecke der WG im hier und heute. Es ist ein Vorteil, dass, bis auf eine Ausnahme, alle Mitwirkenden keine professionellen Schauspieler sind. Es handelt sich um ein Projekt des Theaterjugendklubs.

dope b (Andere)Natürlich wirkt auch der völlig gelassene Umgang mit den Massen an Alkohol, die getrunken werden. Wer begreift schon seinen eigenen Alkoholkonsum als Drogeneinnahme? Neben den harten Drogen fallen die legalen Mittel bald gar nicht mehr ins Gewicht. Und die harten Stoffe werden immer normaler. In einem schleichenden und absolut nachvollziehbaren Prozess wird schließlich alles recht normal: Die Überdosis der Freundin, der vergessene Geburtstag und man bekommt nicht mit, dass ein WG-Mitglied schon längere Zeit im Knast sitzt. Wirklich stören tut es auch niemanden. Wichtig ist nur noch eines: Wo bekommt man den nächsten Stoff her? Und wo das Geld dafür?

Nenad Žanić, unter dessen Leitung das Stück entstand.

Es wird deutlich, was Abhängigkeit wirklich bedeutet. Für die Aussicht auf das nächste Dope wird alles in den Wind geschlagen: Gesetze, Scham, Schmerzgrenzen, die eigene Gesundheit, alles nachrangig. Die eingegangenen Risiken werden bedeutungslos und daher immer größer. Die Dinge kommen ins Rutschen.

Gut unterhalten wird man am Eduard-von-Winterstein-Theater meistens. Ge- und berührt ist man des Öfteren, wenn etwas schön gespielt oder gesungen wird. Aber betroffen, ja erschüttert – das kommt nicht in jeder Spielzeit vor. Hier haben wir so einen Fall. Ich bin froh, das Stück gesehen zu haben. Und ich bin mir unsicher, ob ich es ein zweites Mal sehen möchte. Das schwer zu Ertragende bleibt im Gedächtnis. Die Erkenntnis, dass die Realität sicher noch grausamer ist als die Bühne, schleicht sich ein.

In der Aufführung für Schüler am 18.11.2019 spielten mit: Dominique Anders in der Rolle des Sven, als beeindruckende und einfühlsame Vaterfigur. Franzy Roscher sah man als Beate und Kristina Zyranov als Stefanie. Beide Frauenfiguren versuchen auf unterschiedliche Weise der Verantwortung ihren Mitmenschen gegenüber gerecht zu werden. Antje wurde von Christin Schwind verkörpert, eine Figur, die den Glauben an die Zukunft aufgegeben hat und vieles verdrängt. Michael Hahn war sehr sympathisch als Olli für die heiteren und liebenswerten Augenblicke zuständig und Marvin Thiede gab als Dealer und Zuhälter den Bösewicht.

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Foto: Marvin Thiede

„Dope – Letzte Chance Hoffnung“ ist auch eine Zusammenarbeit zwischen Theater, Polizeidirektion Chemnitz und der Stadt Annaberg-Buchholz zur Drogenprävention. Die Polizei sieht in diesem Ansatz eine „qualitativ neue Stufe“ der Kriminalprävention bei Jugendlichen. Aus diesem Grund sind die meisten Aufführungen für Schüler vorgesehen. Im Anschluss daran findet jeweils ein, von der Theaterpädagogin moderiertes, Gespräch zwischen Publikum, Darstellern und einem Vertreter des Polizeireviers Annaberg statt. Wer die letzte öffentliche Aufführung besuchen möchte, hat am 25.01.2020 um 20:00 Uhr Gelegenheit dazu.

Eva Blaschke

Weitere Aufführung:
Samstag, 25. Januar 2020, 20.00 Uhr
https://www.winterstein-theater.de