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THEATER ABC

 

 

November 2019


Suchende Männer, selbstbewusste Frauen

Bild A (Andere)
Das Annaberger Wochenblatt besuchte am 30. Oktober 2019 eine Vorstellung der Operette  „Die Csárdásfürstin“ am Winterstein-Theater. Das heitere Musiktheater war am Aktionstheatertag ausverkauft.

Das Libretto dieser Operette in drei Akten verfassten Leo Stein und Bela Jenbach. Die Musik stammt von Emmerich Kálmán. Uraufführung war 1915 in Wien und die Handlung des Werks spielt nicht lange vorher. Man blickte also zu Beginn des 1. Weltkrieges noch einmal auf eine untergehende Welt. Die Suche nach einem heilen Fleckchen Erde und eine große Portion Wehmut durchziehen unterschwellig das Stück.

Sylva Varescu (Bettina Grothkopf) und Feri Bácsi (Leander de Marel). Fotos: Ronny Weber / BUR-Werbung

Die Operette war und ist ein Erfolg, denn sie hat alles, was dazu nötig ist. Zunächst einmal eine glänzende Oberfläche, an der man sich erfreuen kann, auch wenn man einen schweren Tag hinter sich hat. Zum Glanz zählt die Musik (Musikalische Leitung: Dieter Klug), welche viele bekannte Nummern vereint, wie zum Beispiel „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ und „Machen wir’s den Schwalben nach“. Glänzend anzusehen waren auch Chor, Extrachor (Chöre Jens Olaf Buhrow) und Extraballett (Choreographie Sigrun Kressmann). Glanz verleihen auch die Kostüme (Sabine Lindner) und das Bühnenbild (Tilo Staudte), beide wohltuend für das Auge gestaltet.

Die Beweggründe der Figuren unterhalb der Oberfläche machen das Werk interessant und langlebig. Als erstes Paar haben wir hier einen jungen Fürstensohn namens Edwin (Jason Lee) unsicher, Halt suchend, der die erfolgreiche und lebenserfahrene Chansonette Sylva Varescu (Bettina Grothkopf) heiraten will. Seine Eltern sind selbstverständlich dagegen, sonst wären wir nicht in einer Operette.

Bild B (Andere)
Komtesse Anastasia, genannt Stasi (Madelaine Vogt) und Edwin (Jason Lee).

Das zweite Paar besteht aus dem äußerlich heiterem, im Innern aber traurigem Boni (Jason-Nandor Tomory) und der überaus selbstbewussten und pragmatischen Komtesse Anastasia (Madelaine Vogt). Nach kreuzweisem Paartausch finden schließlich alle zueinander. Wer das genaue Ende nicht kennt, schlage es bitte auch nicht nach, sondern gehe so in die Vorstellung. Die letztendliche Problemlösung ist köstlich.

Die vier Hauptdarsteller waren mit Spielfreude bei der Sache. Man merkt allerdings, dass drei davon über wesentlich mehr Bühnenpraxis verfügen als der vierte. Obwohl Herr Lee stetige Fortschritte macht, fehlt in der Interaktion mit den Kollegen noch etwas Gelassenheit und Eleganz. Frau Grothkopf überzeugte als stolze und selbstbestimmte Diva, wie überhaupt alle Frauen in dieser Operette wissen, wo sie im Leben hinwollen. So war auch die die von Frau Vogt dargestellte Komtesse spritzig, direkt und zielbewusst.

Bild C (Andere)
Links Graf Boni (Jason-Nandor Tomory) mit den Damen des Varietés.
Rechts Oberleutnant von Rohnsdorff (Olaf Kaden).

Der Graf Boni von Herrn Tomory zeigte große Eleganz und Charme. Man sah ihm genauso gern zu wie Leander de Marel als Feri Bácsi. Dieser jung gebliebene Ritter von Kerekes war zuständig für Weisheit, Witz und das gewisse Etwas in der Aufführung. Die fürstlichen Eltern wurden von Michael Junge und Tamara Korber mit Standesbewusstsein und Würde porträtiert. In den Nebenrollen waren Olaf Kaden als Oberleutnant von Rohnsdorff mit vorbildlicher Aussprache, Matthias Stephan Hildebrandt als komischer alter Notar und Dominique Anders als dienstbarer Geist in allen Lebenslagen zu erleben.

Die Inszenierung (Ingolf Huhn) macht keine großen Experimente und punktet mit Erprobtem. Das Stück ist eigentlich prädestiniert für großen, mitreißenden Schwung und das Vergessen des Augenblicks. Dazu kam es in der besuchten Aufführung nicht ganz. Gründe dafür mag es viele geben, zum Beispiel eine hohe Arbeitsbelastung der Künstler. Gleich nach der Premiere der Csárdásfürstin musste das Programm für den 27. Theaterball vorbereitet werden. Gleichwohl ist diese Operette gelungen und ein Klassiker, dessen Besuch sich immer lohnt.

Eva Blaschke

Weitere Aufführungen:

Fr 15.11.2019 19.30 Uhr
Sa 30.11.2019 19.30 Uhr
So 08.12.2019 19.00 Uhr
So 22.12.2019 19.00 Uhr
Mi 25.12.2019 19.00 Uhr
So 02.02.2020 15.00 Uhr
Sa 29.02.2020 19.30 Uhr
Fr 27.03.2020 19.30 Uhr

www.winterstein-theater.de