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THEATER ABC

 

 

November 2018


Herrliches Märchen-Theater

Das Weihnachtsmärchen ist 2018 der Klassiker „Peterchens Mondfahrt“. Das Schauspielensemble des  Eduard von Winterstein-Theaters Annaberg-Buchholz hat wieder mit Liebe und heuer mit besonders prächtiger Ausstattung die Bretter vergoldet. Den Spaß an der Freud sah man auch den in der Weihnachtszeit vielbeschäftigten Schauspieler an. Das kleine Publikum spielte zur Premiere mit witzigen Kommentaren und Gefühlsausbrüchen regelrecht mit.

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Fotos: Dirk Rückschloss / BUR-Werbung

Den 1912 uraufgeführte Dauerbrenner „Peterchens Mondfahrt“ von Gerdt von Bassewitz hat man hier lange nicht gesehen. Anfang der Fünfziger des vergangenen Jahrhunderts stand es letztmals auf dem Spielplan -als es neben der Bühne im damaligen Kreistheater Annaberg-Buchholz noch plüschige Logen gab, in denen man mit Oma residieren konnte. Einen Grund für die lange Pause ist heute dem Stück nicht anzusehen, aber vielleicht war damals manch phantasielosem Bestimmer das Stück zu „unwissenschaftlich“.

Genau das macht heute noch seinen Reiz aus: Mann im Mond, Nachtfee und Blitzhexe, Milchstraßen- und Donnermann, sogar ein Bär. Und was den Kleinen recht ist, gefiel einst auch den Großen mit der berühmten „Frau Luna“ von Paul Linke. Da könnte man angesichts heutiger Mondfahrpläne wieder mit reichlich kabarettistische Spitzen aufführen. Die Chefdramaturgin Annelen Hasselwander hat das „Peterchen“-Stück behutsam verheutigt, ohne die kuriosen Figuren und Situationen zu glätten. Peterchens Schwester Anneliese ist lediglich vom niedlichen Anhängsel zur kessen Partnerin mutiert, die mit ihm mutig das sechste Beinchen für den Maikäfer im Kinderzimmer vom Mond zurück holt. Der ist nämlich die Hauptperson, der feinfühlige, knuddlige Herr Sumsemann (Philipp Adam).

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Der auch in anderen Stücken stets sehr bewegte Darsteller gibt alles, er leidet mit seiner fünfbeinigen Familie, lehrt den Kindern das Fliegen, kämpft sich durch die Mondabenteuer. Isa Etienne Flaccus als Anneliese ist eh inzwischen auf Mädchenrollen spezialisiert (Ronja Räubertocher, die Schauspielelevin im Heißen Sommer und v.a. das selbstbewusste Käthchen von Heilbronn) und sie ist auch hier das nicht zu bremsende Schwesterchen an der Seite von Peterchen (Maurice Daniel Ernst), der sich, neu im Ensemble, schon kräftig ins Zeug legt. (Die doppelten Namen der Darsteller sind übrigens zum Ärgern für die  schreibenden Kritiker gemacht!)

Die Mutter der beiden Kinder bekommt die Gören genauso schwer ins Bett wie die im Publikum sitzenden Eltern und Großeltern. Marie-Louise von Gottberg weiß, was sie da tut! Das Bühnenbild, zunächst Kinderzimmer mit riesigem Fenster als Abflugrampe ist eine faszinierende Wolkenwelt, Mondprofile drehen sich hin und zurück und verwandeln sich mit Sternengefunkel und Rauchwolken in die Spielebenen (Ausstattung Martin Scherm, bravo!). Dort zaubert das (ganz anders aussehende) Sandmännchen. Udo Prucha ist im wunderschönen Zaubermantel eine Autorität -und dirigiert die Stellung der Sterne sowie als Donnermann-Wickinger mit Riesenhammer die himmlische Ordnung.

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Das darstellerischen Potential liegt bei den weiteren Zauberwesen: Marie-Louise von Gottberg als kapriziöse Nachtfee im „Designer“-Kleid mit Leuchtmantel glänzt und übertrifft sich selbst als Blitzhexe bis in die Fingerspitzen. Die Regie (Andreas Ingenhaag)  hat es geschafft, die Figuren in der Einheit von Handlung, Aussehen (Kostüme) und Bewegung zu inszenieren. Es gelang sichtbar, die kleinen Zuschauer, die durch die Medien mit Reizen zugeschüttet sind, zu faszinieren. Idealpartner  als Milchstraßenmann und böser Mondmann war mal wieder Nick Körber, der von zappelig bis giftig mit dem eigenen Genuss an Übertreibung blendet und auch richtig Angst macht! Sein Los, die Versenkung! Ein richtiger Bär (Regieassistentin Natascha Rose) hilft den Kindern schließlich das Beinchen vom Maikäfer zu finden.

Die Patina des Kostüm ist wahrscheinlich noch aus der Aufführung vor 65 Jahren. Ein turbulenter, vollwertiger Theaternachmittag für Groß und Klein mit zauberhafter Musik (Markus Teichler), die niemanden totschlägt und vielen wohlgesetzten Lichtern und Effekten. Selbst das Schlaflied für die Kinder kam -verständlich- ohne Microport aus; geht doch!

Selbst Schuld, wer seine Kinder und Enkel im Advent nur vorm Fernseher oder dem PC verhungern lässt. Ein Malwettbewerb zum Theatererlebnis schließt sich an. Das Programmheft selbst ist interaktiv.

Eveline Figura

Weitere Vorstellungen:  16./19./20./22./26./27./28./29.November, 10 Uhr;
   21.November, 15 Uhr    und ganz oft in der Advents- und Weihnachtszeit.

Kontakt: Tel.: 03733-1407-131;
www.winterstein-theater.de