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„Saison in Salzburg...“

...und nun auch am Theater in Annaberg! Neben Bad Ischl, eine der vermutlich weltweit einzigen Aufführungsstätte dieser Operette von Fred Raymond und den Textern Max Wallner und Kurt Feltz. Die Premiere am 22. Januar 2017 wurde amüsiert und reichlich beklatscht aufgenommen, - war also ein Erfolg.

Meist ist es nicht die Handlung, die Zuschauer und Theaterleute beim Thema Operette begeistert, sondern der Charme von Musik und Gesang, das Ambiente und wie hier manchmal auch die Drastik des historischen Hintergrunds. Ohne Handlung und Text geht’s aber nicht. Jede Torte braucht einen Tortenboden, auf dem der süße Genuss gespritzt wird...
Salzburg-HP2-5260 (Andere)

„Saison in Salzburg“ wurde Silvester 1937 in Kiel uraufgeführt und ist der verspätete Zwilling von Ralf Benatzkys “Im weißen Rössl am Wolfgangssee“ (UA: 1930 am Großen Schauspielhaus in Berlin). Dieser sofortige Publikumserfolg um Liebe, Essen und österreichischem Kaiser-Schmäh wurde von den Nazis verboten und als „Entartete Kunst“ eingestuft, obwohl alles vorhanden war, was von Politik, Krieg und Verfolgung ablenken konnte und sollte. Jüdische Autoren und darüber hinaus gewisse freche Frivolitäten untergruben die damalige Staatsmoral.
Die „Salzburger Nockerln“ genannte „Saison in Salzburg“-Operette ersetzte nun den Rössl-Bestseller perfekt. Viele Lieder wurden zu Schlagern und Tanznummern verführen zum Mitschunkeln und -klatschen, sogar die Figurenzeichnungen stimmen in beiden Operetten nahezu überein.
So nimmt es nicht Wunder, dass die schwungvolle Musik aus dem Orchestergraben von der Erzgebirgischen Philharmonie Aue - unter der begeisternden und ebenso einfühlsamen Leitung ihres 1. Kapellmeisters Dieter Klug - der wohl wichtigste Anstifter für einen amüsanten Abend war. Salzburg-HP2-5039 (Andere)
Auf der Bühne nahezu das gesamte Musiktheaterensembles, das leichtfüßig, quirlig, elegant und gut gestimmt der heiteren Muse huldigte. Die war auf Verwechslungskomödie aus, und somit ging alles vor der Pause eben operettenhaft durcheinander.
Regisseur Urs Alexander Schleiff, der sich u.a. mit dem „Wirtshaus im Spessart“ und „Sissy“ auf den Greifensteinen sowie mit „Hello Dolly“ im Hause bisher bestens empfohlen hatte, setzte mit vielen witzigen Einfällen voll auf Ensemble-Power, die Selbstentfaltung des komischen Materials – und natürlich auf die beschwingt dargebotene Musik. Guter Einfall z.B., die Kommunikation zwischen Dirigenten und Protagonisten ab und an zur Freude des Publikums herzustellen. Allen voran bei Tenor Frank Unger als reicher Rennfahrer und verstellter Franzl, der sich sofort in seine Stephanie, der besten Salzburger Nockerlköchin (Bettina Grothkopf), verliebt. Beiden sangen wunderschön die durchaus musikalisch sehr anspruchsvollen Lieder und Duette (Operette ist das „Einfache, was schwer zu machen ist“!), zumal dazu noch schnelle Handlungsabläufe und Tanzfiguren gefragt sind, die die Luftigkeit des Genres hervor zaubern. Berührend Bettina Grothkopfs „Heimatlied“.

Jason-Nandor Tomory war eine seiner zickigen Liebsten (Therese Fauser) Pakete hinterher „tragende Rolle“ zugefallen. Er spielt ihren Max Liebling nicht nur mit schräger Verklemmtheit, sondern auch noch mit verständlichem Text, gesanglichem Wohlklang und ansteigenden Extemporés. Von Therese Fauser waren ebenfalls wohlklingende Töne zu vernehmen. Das Buffo-Gastwirts-Paar Vroni und Toni (Madelaine Vogt und Marcus Sandmann) agierten, tanzten, alberten und verrenkten sich köstlich in ihren Cuplés. Dabei war viel originelle Choreographie (Kirsten Hocke) - u.a. mit komplizierten Folklorefiguren – zu stemmen. Dass dabei manch Text von Frau Vogt etwas unter ging und bei Sandmann aus den Nockerln manch Knödel wurde, tat der Stimmung keinen Abbruch. Salzburg-HP2-5064 (Andere)
Das Salz des Abends waren die “Nebenfiguren”: Der berlinernde Chefmonteur und „Spielemacher“ des Rennfahrers Rex (Michael Junge), dessen Chefin Olga Rex (Bettina Corthy-Hildebrandt), der Enzian liebende, grummelnd-singende, nicht Geld gierige Altwirt (Matthias Stephan Hildebrandt), Leander de Marels erst nachgiebig Reifenfabrikant Dahlmann und dann als ein verschnupft-wienernder Auktionator, Udo Pruchas sächselnder Portier und die klamottige Kellnerin Stasi der Juliane Roscher-Zücker – einfach alle köstlich!
Dazu agierte der Chor mit seinen Solisten, der Verstärkung durch Choruso e.V und Extrachor (Leitung: Uwe Hanke) sowie das als Kellner, Trachtler und Enzianblaue bewegte Extraballett.
Die Ausstattung lag in den Händen von Marlit Mosler, die mit Ansichtskarten-Motiven den aufkommenden Tourismus im Salzkammergut auf der Bühne illustrierte, zwischen Dirndl und 30er Jahre-Flair die durchaus ansprechenden Kostüme verortete.
Während in der Veranstaltung „Premierenschaufenster“, eine Woche vor der Premiere, interessante biografische und historische Hintergründe genannt wurden, blieb das an viel mehr Publikum verteilte Programmheft leider weit dahinter zurück und konzentrierte sich auf Handlung, Salzburger Sehenswürdigkeiten und das Nockerl-Rezept, - von der gähnend langweiligen Außengestaltung mal abgesehen. Verschenkte Gelegenheiten!
Hier ein
excellenter Artikel, den man seitens der Leitung des Hauses und der Dramaturgie als Hintergrundinformation im Vorfeld der Inszenierung hätte nutzen können. Möglicherweise wäre dann dieses Werk aber gar nicht auf unsere Bretter gelangt. Schließlich dürfte es doch mindestens einen Grund dafür geben, warum keine andere Bühne in Deutschland diese Operette auf dem Spielplan hat...

Eveline Figura


Nächste Vorstellungen: 25.01., 19.30 Uhr; 29.01., 15 Uhr
Tel.: 03733-1407-131