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Unser Orchester kann auch piano...

Unter dem Dirigat von Martin Hannus überzeugte die Erzgebirgische Philharmonie Aue mit Werken der Wiener Klassik durch eine differenzierte Spielweise und einer meisterlichen Begleitung des russischen Viola-Solisten Alexander Lipkind.

Es dürfte schon eine Weile her sein, dass man die Erzgebirgische Philharmonie Aue in einer solch differenzierten dynamisch ausgewogenen Spielweise erleben konnte. Um es klar auszudrücken: Unser Orchester ist immer gut, aber diesmal war es einfach besser. Deutlich wurde das gleich zu Beginn des nahezu ausverkauften Abends beim Adagio der Hayden-Sinfonie, die wegen ihres tickenden Rhythmus im 2. Satz auch volkstümlich als „Die Uhr“ bezeichnet wird, obwohl es sich dabei wohl eher um einen höfischen Schreittanz handeln dürfte.
Philharmonie Aue (Andere)

Bei dieser Musik konnte man erleben, wie wohltuend es sein kann, wenn die vom Komponisten vorgegebenen Kontraste zwischen piano und fortissimo auch erlebbar gestaltet werden. Der aus München stammende und seit 2015 freischaffend arbeitende Dirigent Martin Hannus verstand es, im großartig studierten Klangkörper Reserven zu aktivieren, von denen man zwar wußte, dass es sie gibt, die aber viel zu selten zum Klingen gebracht werden.
Hannus dirigiert ohne Stöckchen, nur mit beiden Händen, wobei die Linke wohltuend oft zum Einsatz kommt. Ist sie es doch, die das Orchester am besten dämpfen, beschwichtigen und ins Piano steuern kann. Das schließt keineswegs aus, dass er nicht zu Temperamentsausbrüchen mit beiden Händen, sogar mit dem ganzen Körper in der Lage wäre, wenn dies der Komponist oder die Interpretation des Dirigenten erfordern. Dabei kann es durchaus passieren, dem Publikum vermitteln zu wollen, dass der Mann am Pult möglicherweise neben seinem Dirigentenstudium auch etwas Ballettunterricht absolviert hat. Für allzu heftige Dirigat-Ekstasen hatte man im 7. Konzert eine Sicherheitsbegrenzung per Stange am hinteren Teil des Dirigenten-Podestes angebracht. Eine Maßnahme, die für alle Konzerte zu empfehlen wäre...Viola (Andere)

Diese ins Ohr springende differenzierte Spielweise des Orchesters setzte sich als großartiges Begleitinstrument beim überragend aufspielenden russischen Viola-Virtuosen Alexander Lipkind fort. Sein D-Dur-Konzert von Franz Anton Hoffmeister, einem späteren Wiener Musik-Verleger und Freund Mozarts, verriet viel über die noch immer künstlerisch nachwirkende sowjetische Schule, von der die heutige in St. Petersburg, Moskau und in weiten Teilen Russlands zehrt.
Ein markanter Strich, kraftvoll in der Ausführung, im Wechsel mit betörend schönen baritonalen Viola-Tönen, dann wieder tänzerische Anmut gepaart mit auftrumpfenden Saiten-Spielen. Ein Genuss, einem solchen Bratschen-Virtuosen zu lauschen. Dazu ein wirklich begleitendes Orchester, das dem Solisten gebührend Raum zur Selbstdarstellung lässt, dazwischen aber durchaus markant sinfonisch aufspielt. Nicht ganz so edel in den Doppelgriffen gespielt dann allerdings die Zugabe: Johann Sebastian Bach, Gavotte, E-Dur. Aber das Publikum war begeistert!

Mit der „Linzer“ Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart konnte das Orchester samt Dirigenten nach der Pause noch einmal überzeugend zeigen, welche Qualitäten hier geboten werden. Wiederholt übertrug sich die differenzierte Dirigierweise von Martin Hannus auf den Klangkörper, der mit hör- und sichtbarer Spielfreude die heiteren musikalischen Erregungen, das Allegro-Esprit einerseits, aber anderseits auch die lyrischen, leisen Passagen in Mozarts Spätwerk (1783) in großer Vollkommenheit interpretierte und dabei den Nachweis erbrachte, dass dieses hervorragende Orchester tatsächlich auch piano kann...

red.

Das 8. Philharmonische Konzert wird am 10. April 2017 um 20.00 Uhr für eine Wiederbegegnung mit dem an unserem Hause bekannten Tenor Francisco Almanza sorgen, der zum Konzertabend spanische Melodien interpretieren wird.