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Nessun dorma

„Keiner schlafe“ - sang der in Annaberg bekannte und beliebte mexikanische Tenor Francisco Almanza zum Abschluss eines überaus temperamentvollen spanisch-französischen Konzertabends am Montag als Zugabe.
Das Publikum sprang überaus munter teilweise sogar von den Plätzen auf, um sich für den angenehmen Abend und das millionenfach vermarktete Schlaflied aus Puccinis Oper „Turandot“ zu bedanken.
Konzert - 10.4.2017 (Andere)

Wie nicht anders zu erwarten, sang Francisco Almanza den 3-Minuten-Welthit „Nessun dorma“ des Kalaf aus "Turandot" natürlich nicht mit dem in der Partitur vorgesehenen kurzen Schluß auf dem hohen „H“, sondern versuchte daraus einen der nunmehr üblichen lang ausgehaltenen Tenor-Parade-Töne zu formen. Das gelang dann auch mit viel Kraft und spürbarer Angestrengtheit. Eigenschaften, die in der Mittellage der noch immer strahlenden Stimme nicht, aber in den Höhen durchaus zu hören sind. Möglicherweise gehört Almanza zu den so genannten „I-Tenören“, denen offen Vokale wie „a“ oder „o“ im oberen Stimmbereich nicht so sympatisch sind. Das war sowohl in der Blumenarie aus Bizets „Carmen“ im Ansatz zu hören und setzte sich in der Alvaro-Arie aus Verdis „Macht des Schicksals“ fort. Überzeugend dann das sinfonische Volkslied des Basken Pablo Sorozábal, das der Tenor mit großem Einfühlungsvermögen und lyrischen Akzenten zu Gehör brachte.
Ein Heimspiel schließlich mit dem strahlend gesungenen weltberühmten Kassenschlager „Granada“ vom mexikanischen Komponisten Augustín Lara. Almanza 1 (Andere)
Dass man den freischaffenden Tenor Francico Almanza gerade hier in Annaberg besonders mag liegt auch daran, dass er drei Spielzeiten lang etliche große Partien am Winterstein-Theater gesungen hat; auch schon mal einsprang, wenn z.B. im „Rigoletto“ der Herzog wegen Krankheit ausfiel. Das Ensemble sang Deutsch und der Mexikaner Italienisch – eine Aufführung mit positiven Nachklängen bis heute.
Auch wenn Alamanza der viel beklatschte Star des Abends war, die Erzgebirgische Philharmonie Aue unter der diesmal hörbar differenzierten Stabführung von GMD Naoshi Takahashi war es gleichermaßen. Unser Klangkörper hatte bei diesem Konzert wiederholt große und auch ungewöhnliche Aufgaben zu meistern. Schließlich erfordert die spanische Musik nicht nur bestimmte Klangfarben und einen speziellen Rhythmus, sondern auch jene „spanische Synkope“, die nahezu durchgängig südländische Atmosphäre vermittelt.
So konnte man mitreißende Musik gleich zu Beginn des Abends mit der „Carmen-Suite Nr.1“ erleben, ein markanter Hinweis offensichtlich auf die bevorstehende Premiere der ganzen Oper von Bizets demnächst auf der Felsenbühne in den Greifensteinen.

Mit Emmanuel Charbrier (Espana Phapsodie) und Jacques Ibert (Escales) verbreite sich viel spanisches Flair im gut besuchten Theater-Raum, das wohltönend, zupackend und mitunter auch sehr anrührend in den Volksmusikpassagen das Publikum begeisterte. Großartig z.B. das charakteristische Oboen-Solo, das der Franzose auf seiner Reise durch Spanien offensichtlich einer alten Hirtenmelodie abgelauscht hat.
Weniger begeistert konnte man vom „Valse espaneole“ von Denis Granado sein, der als eine Art Wiener Walzer zum Mitschunkeln daher kam. Ebenso waren die „Sterne über Granada“ vom aus Gera gebürtigen Friedrich Wilhelm Rust mehr Ufa-Filmmusik statt konzertant nachempfundene spanische Volksmusik.
Wie gut, dass der Mexikaner Arturo Márquez mit seinem „Danzón No. 2“, in der stilgerechten Interpretation unserer Philharmoniker, wieder zum eigentlichen südländischen, besser lateinamerikanischen Flair zurückführte.
Eine überaus mitreißende Musik, gespickt mit rhythmischen Raffinessen und dynamischen Klangfarben, wunderbaren Volksmusik-Melodien aus dem alten Mexiko gemischt mit europäischen Akzenten – ein überaus anspruchsvolles Werk, das der Mann am Pult mit seinem gut studierten und temperamentvoll aufspielenden Klangkörper meisterlich interpretierte.

Wenn man die differenzierte Begleitung der unterschiedlichsten Lieder und Arien durch das Orchester noch mit hinzurechnet, dann haben die Frauen und Männer hinter den Pulten mit den neuen Notenpult-Lampen (30.000 Euro, gesponsert von ETHOS und den beiden Fördervereinen) Schwerstarbeit geleistet, die mit viel Anerkennung – und teilweise stehendem Applaus – bedacht wurde.
So gesehen, hätte es also nicht der Aufforderung „Nessun dorma“ (Keiner schlafe) bedurft – das Publikum war bis zum strahlenden Ende hell wach und nahm teilweise recht spät und beschwingt den Heimweg...

red.

Das 9. Philharmonische Konzert am 15. Mai 2017 um 20 Uhr hat Werke von Beethoven und Schumann (Requiem) auf dem Programm.
Die Erzgebirgische Philharmonie Aue und der Sächsische Kammerchor werden von Fabian Enders geleitet.