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Gegründet 1807

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210 Jahre TAW - 5 Jahre Online-Zeitung

Die Geschichte des “Annaberger Wochenblattes” beginnt im Jahre 1807. Das TAW erlebte stürmische Zeiten, überlebte mehrere Kriege und gesellschaftliche Wendungen, war immer ein informativer Spiegel der Ereignisse und des Lebens in Annaberg und dem oberen Erzgebirge, stellte sein Erscheinen über etliche Jahre ein und wurde am
1. Advent 2011 als Online-Zeitung erfolgreich wiederbelebt.
Ein Abriss der Geschichte des Druck- und Pressewesens in Annaberg.

Das Druckwesen in Annaberg ist nur ein paar Jahre jünger als die Stadt selbst. Nikolaus Günther, der aus Thum stammt, dort wahrscheinlich 1495 geboren wurde und sich Guntherus nannte, kam etwa um 1535 als Kaplan an die St. Annen-Kirche in Annaberg, wo er eine Druckerei - vermutlich in der Lateinschule - gründete. Im Jahre 1539 erreichte die Reformation auch das albertinische Annaberg (seit 1524 bereits im ernestinischen Buchholz) und vertrieb viele Katholiken.Annaberger Wochenblatt 1 (Andere)

Nikolaus Günther war allerdings nicht unter ihnen. Der durfte nunmehr als Diakonus zwar nicht mehr predigen, aber in der Druckerei bis kurz vor seinem Tode, vermutlich im Jahre 1555, in untergeordneter Position weiter arbeiten.
Diese Druckerei dürfte es etwa bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts gegeben haben.
Der Chronist Paul Jenisius, der auch Rektor der Lateinschule war, berichtet darüber in seiner Chronicon Annaebergense 1604: „Auch hat es hier eine Druckerei gegeben, darinnen Büchlein und Carmina verfertigt wurden. Zu unserer Zeit drucket man deutsche Gesänge, geistliche Lieder und Anschlag-, Zubuß- und Ausbeutzettel zum Bergwergk gehörig.“

Im Jahre 1668 gründete der Vogtländer David Nicolai (er stammt vermutlich aus Weida) eine Druckerei, die nach seinem Tode 1701 von Herrn Viktorin Richter übernommen wurde. Dessen Schwiegersohn, August Valentin Friese, erbte sie 1722 und sie wurde nach dessen Ableben 1772 vom Sohn Gottlob August Friese übernommen, der sie bis zu seinem Tode im Jahre 1784 besaß. Von dessen Erben kauft dann 1790 Friedrich Wilhelm Ludwig Hasper die Druckerei ab. Hasper gilt als der Nestor des Pressewesens im Erzgebirge. War er es doch, der im Jahre 1807 das „Annaberger Wochenblatt“ gründetet, das am 12. September des selben Jahres erstmals erschien. Im Jahre 1820 übernahm der Sohn Ludwig Hasper von seinem kranken Vater Druckerei und Verlag.
Annaberger Wochenblatt 2 (Andere)

Vierzig Jahre später verkauft Hasper an Karl August Teutsch aus Weißenfels, der sich aber mehr mit dem Buchverlag beschäftigt, so dass eine zweite Druckerei in Annaberg, die 1861 Viktor Gottschalch aus dem erzgebirgischen Lichtenstein gründete, nun den Druck der Zeitung bis 1871 übernahm. Zwischenzeitlich taucht in den Chroniken noch ein Johann August Conrad auf, der das Blatt wegen finanzieller Schwierigkeiten (er hatte eine große Familie) nicht mehr weiter führen konnte. Laut Annaberger Stadtkasse hätte er zwischen 1837 und 1840 305 Th., 11 Gr. und 6 Pfg. an Steuern entrichten müssen. Davon hat er aber nur 129 Th. und 4 Pfg. bezahlt, so dass er Ende Juni 1841 die Zeitung an den Kaufmann und Direktor des Gewerbevereins, dem Gründer der „Annaberger Dietri´schen Sparkasse“ (gemeinsam mit Friedrich August Dietrich), den Philanthropen und Freimaurer Karl Julius Köselitz - Foto - (1782-1846), also dem Großvater von Rudolf und Heinrich Köselitz (Peter Gast), übergab (Peter Gast schrieb mehrfach für die Zeitung Beiträge, meist unter dem Pseudonym Peter Schlehmil). Karl Julius Köselitz leitetet die Zeitung dann bis zu seinem Tod noch knapp fünf Jahre in seinem Haus in der Kleinen Kirchgasse 2 / Ecke Markt, wo sich auch zeitweilig die Sonntagsschule befand (Foto)..Karl Julius Köselitz - Leiter AW v. 1841-1846 (Andere)
Julius Köselitz TAW 3 (Andere)
Als Herausgeber erscheint dann noch einmal jener Gottschalch, der die Geschäfte gemeinsam mit Karl Ludwig Schreiber (dem Schwiegersohn von Köselitz) betrieb. Dessen Sohn, Carl Oswald Schreiber, übernahm dann am 17. Januar 1885 (Sterbedatum des Vaters) Verlag und Druckerei und gab das „Annaberger Wochenblatt“ bis zum Verkauf an Felix Tallwitz am 1. Oktober 1900 heraus. Der aus Döbeln stammende Verleger veränderte das Layout der Zeitung geringfügig und fügte dem Titel das Wort „Tageblatt“ hinzu, da sie bereits seit Juli 1892 als Tageszeitung im Rotationsverfahren hergestellt wurde.

Fast 100 Jahre war danach das Blatt wieder in nahezu unveränderter Form in den Händen der Familie Schreiber, bis es vermutlich in den Kriegswirren um 1944 eingestellt werden musste. Bereits in den Jahren zuvor etablierten sich, neben dem seriösen „Sehmaboten“, völkische Konkurrenzblätter in Annaberg, auf die hier nicht näher eingegangen wird.

Nach der politischen Wende wurde zu Beginn der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts der Versuch unternommen, das traditionsreiche Blatt wieder zu beleben. Nach wenigen Ausgaben ist es allerdings wieder eingestellt worden.

Das „Annaberger Wochenblatt“ war bis zuletzt auch das „Amtsblatt für die königlich städtischen Behörden“.
Es blieb dennoch bürgernah, meist unabhängig, informativ und hatte eine große Abonnenten- und Anzeigenkundschaft.
Eine genauere Analyse bezüglich der Reflexion der Zeitereignisse im Blatt, deren Wertung in Meinungen und Kommentaren sowie die Auswertung des Lokalteiles muss einer späteren Arbeit vorbehalten bleiben.
Das bisher gesichtete Material, der historische Stellenwert sowie die mögliche Identifikation mit diesem Blatt (auch über den Wiederkennungseffekt) rechtfertige vor nunmehr fünf Jahren die Wiederbelebung dieser „Hauptzeitung des Obererzgebirges“ (wie sie sich selbst im Untertitel bezeichnete) als Online-Medium für die Hauptstadt des Erzgebirges Annaberg-Buchholz und darüber hinaus.

G.B.S.