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Stadtrat ist einstimmig gegen Stellenstreichungen

Im Mittelpunkt der 23. Ratssitzung standen die sozialen Interessen der jungen und reiferen Bürgerinnen und Bürger der Stadt, ein identitätsstiftendes Jubiläum sowie eine grenzüberschreitende mittelgroße Sensation.Stadtrat (Andere)

Auch diesmal erscholl die Amts-Glocke des Oberbürgermeisters Rolf Schmidt wieder pünktlich um 19 Uhr. Damit war die 23. Ratssitzung eingeläutet und konnte ihren Tagesordnungsgang gehen. Da aber diesmal die vielleicht für viele interessanteste Information ganz am Schluss der öffentlichen Beratung gegeben wurde, soll sie hier gleich zu Beginn stehen:
Das größte Eisenbahndepot Europas befindet sich in Chomutov/Komotau, der Partnerstadt von Annaberg-Buchholz! Über 140 Loks haben die beiden Oberbürgermeister und die angeschlossene Delegation aus Annaberg-Buchholz bei ihrem Besuch in dieser Woche dort gezählt. Das dürfte nicht nur jedes Nostalgie-Eisenbahn-Fan-Herz höher schlagen lassen, sondern auch in beiden Städten zu Überlegungen führen, wie eine solch mittelgroße Sensation kulturell und touristisch in mehrfacher Hinsicht gewinnbringend für beide Seiten vermarktet werden kann. Unser OB wird demnächst mit Interessierten einen Ausflug in dieses erzgebirgs-böhmische Eisenbahn-Eldorado organisieren, bei dem dann bestimmt die ersten Geistes-Funken sprühen dürften...

Ansonsten stand diese Ratssitzung ganz im Zeichen einer sehr sozial engagierten Stadtgemeinschaft. Erwin Hahn, der Vorsitzende des ausschließlich ehrenamtlich tätigen Seniorenbeirates, zog eine positive Bilanz über die Arbeit im Jahre 2015.
Er konnte u.a. darüber berichten, dass das soziale und kulturelle Engagement gegenüber den Senioren sowie unter ihnen selbst in der Stadt groß ist und die zahlreichen Angebote aktiv genutzt werden. Er hob dabei auch die gute Zusammenarbeit zwischen den immer älter werdenden Bürgerinnen und Bürgern und der Stadtverwaltung lobend hervor. Auch in diesem Jahr werden u.a. wieder die beliebten Sportfeste organisiert werden, das Kulturzentrum „Zur Spitze“ ist mit seinen vielen Veranstaltungen ein begehrter Treffpunkt (3.200 Besucher kamen im Jahr 2015), Exkursionen und Wanderungen sorgen für körperliche Fitness, und der Besuch des Senioren-College TU in Chemnitz für die geistige Stabilität. Um eine noch stärkere Einbeziehung der älteren Bevölkerung in den Ortsteilen will man sich 2016 ebenfalls weiter bemühen.

Über einen dieser Ortsteile, das im kommenden Jahr 650 jährige Cunersdorf, referierte Stadtrat Karl-Heinz Vogel seine profunden historischen Kenntnisse.
Man will dort ein Jubeljahr begehen, bei dem auch auf die geschichtliche Entwicklung dieses Bauern-Kloster-Industrie-Textil-Eisenbahn-Dorf z.B. mit einem stehenden Festumzug sowie mit der Fortsetzung der Chronik eingegangen werden soll. Für dieses identitätsstiftende Fest vom eingemeindeten Cunersdorf, das schließlich älter als Annaberg ist und seine Existenz fränkischer Einwanderer zu verdanken hat, wird Geld benötigt. Zwischen 70-100.000 Euro beziffert der aus Frohnau zugereiste Mitorganisator Frank Stock die notwendigen Mittel für das Festjahr mit einem Jubelwochenende als Höhepunkt vom 8. bis 10. August 2017. Die sollen in Teilen von der Stadt, von Sponsoren und durch Einnahmen sichergestellt werden. Und als er darauf aufmerksam machte, dass der Neujahrsempfang des Oberbürgermeisters (der in diesem Jahr ausgefallen war) 2017 in Cunersdorf stattfinden könnte, glaubte man ein zumindest inneres Nicken bei Rolf Schmidt bemerkt zu haben...

Fraktionsübergreifendes Kopfschütteln war allerdings dann angesagt, als Frau Christina Linke (Abteilungsleiterin für Soziales und Bildung) die Studie zum Jugendhilfeplan des Erzgebirgskreises interpretierte, der von beabsichtigen Stellenstreichungen bzw. Stellenreduzierungen in sozio-kulturellen Bereichen überquillt. Nach einer kurzen Diskussion, die am Ende der Ratssitzung noch einmal aufflatterte, war man sich einig, dass man diesem Ansinnen unter den sich verschärfenden Problemen gerade im Kinder und Jugendbereich nicht beugen wird, sondern sich den zahlreichen Stellungnahmen aus der Bevölkerung zur Aufstockung der Stellen und zur zeitgemäßen Ausstattung der Einrichtungen zustimmen werde.
Die Stadträte vertraten u.a. die Meinung, dass durch derartige Streichvorhaben die Probleme noch verschärft und somit auf die Straße getragen werden; schließlich gehe die Jugendhilfe bis 27 Jahre, was überhaupt nicht berücksichtigt werde; die Bildungsagentur sei hier in die Pflicht zu nehmen; die Stadt könne allein die Lücke nicht füllen; es werde von Jahr zu Jahr reduziert, zu viel auf das überforderte Ehrenamt abgewälzt, keiner sage über die Jahre, dass aufgestockt werden soll; es gäbe in dem reichen Deutschland genug Geld auch dafür, aber wo ist es? – und es fehle an Kontinuität. Es sei 5 vor 12!, kam noch ergänzend von der linken Seite des Stadtrat-Ovals.
OB Schmidt brachte die Bedenken und Empörungen zusammenfassend auf den Punkt indem er meinte: „In diesem Bereich muss viel mehr investiert werden, da die Probleme (u.a. Drogen, Asylbewerber, Jugendlich über 18 Jahre) zunehmen und nicht weniger werden. Von daher dürfen keine Streichungen zugelassen werden. Ich sehe hier auch – neben den städtischen Aufgaben - den Landkreis in der Pflicht.“

Noch bevor die Information über die böhmische Lok-Sensation freudiges Staunen im Sitzungssaal auslöste, staunte so mancher über einen Antrags-Vorschlag der CDU-Fraktion für die Errichtung eines Caravan-Stellplatzes in Annaberg Buchholz. Obwohl möglicherweise ein solcher Vorschlag schon 2004 und später noch einmal auf dem Beschluß-Tisch gelegen haben dürfte und auch entsprechende Projektpapiere vorhanden waren (die der OB noch in diversen Schubladen zu finden hofft), hat man diesem nützlichen Unterfangen noch einmal geschlossen seine Zustimmung gegeben.

red.

 

 

 

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