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Nachklänge zum Festwochenende

Die „Silberhochzeit“ der Partnerstädte Weiden und Annaberg-Buchholz wurde am Wochenende mit sehr gut besuchten Veranstaltungen auf dem Bauernmarkt und in den Museen, Ausstellungen, Würdigungen und einem Erntedank-Gottesdienst – bei strahlendem Sonnenschein – ausführlich und gut organisiert gefeiert. Im Folgenden ein paar Höhepunkte in Wort und Bild.Bauernmarkt 3.10.2015 (Andere) (2)

Da wäre zuerst der diesjährige Bauernmarkt zu nennen, der sich von seinen Vorgängern durch eine noch ansprechendere rustikale Präsentation unterschied. Großes Lob also für den Marktmeister Herrn Eberhardt und seinen unermüdlichen MitarbeiterInnen. Möglicherweise kann er nichts dafür, dass auf der Bühne, vor dem großen Bild des Hanns Hesse, das die Rückseite unseres Bergaltars schmückt, sich
u.a. ein Mafai-Verschnitt mit seinen Liedern oder De Hutznbossn mit ihren bayrisch angehauchten Schenkelklopfern in unserer Mundart ergehen.
Soll gesagt werden: Die Bühne verträgt eine neutrale Dekoration besser, und über die Musik(er)auswahl sollte im Hinblick auf den nächsten Bauernmarkt noch einmal beratschlagt werden... Dass auch andere, für das rustikale Ambiente passendere Töne möglich sind, bliesen uns die Musikanten aus Weiden am 3. Oktober an gleicher Stelle vor bzw. am Tag darauf unser Bergmusik-Corps “Frisch Glück”.
Alle Museen der Stadt hatten sehenswerte Programme für die zahlreichen Besucher in ihren Angeboten. Eine Besonderheit war diesmal die Möglichkeit, das Lazarus-Erker-Haus zu besuchen. Hier der Bericht unserer Redakteurin:

Unbekanntes, ja Überraschendes entdecken in der vertrauten Umgebung der Heimatstadt oder auf Entdeckung gehen in einer Nachbarregion sind Motive von Museumsnächten. Eine dieser seltsam Unbekannten war unbedingt das Lazarus-Ercker-Haus in der Annaberger Magazingasse 8, hinter dem Hotel „Wilder Mann“. Wohl die Wenigsten hatten die Adresse bisher als etwas Besonderes wahrgenommen, noch den Namen des Altbesitzers gehört. Kein Wunder! Ist doch das ziemlich große, unverzierte Gebäude aus dem Ende des 19. Jahrhunderts ein Gewerbe-Zweckbau. Heute befinden sich einige gemeinnützige Vereine darin, darunter die sehr rührige Projektgruppe Ökocamp e.V. und auch die nunmehrigen Hauseigner Lazarus Erben e.V.Erkner - Keller 2 (Andere)
Der große Hausflur war zunächst nichts Besonderes. Ein wenig Atmosphäre kam von einem Radleuchter mit Windlichtern, dem Buchholzer Nachtwächter Reiner Eckel und seinem Amtsbruder und Türmer Christian Stahl aus der Partnerstadt Weiden. Reiner Eckel hatte das zahlreich neugierige Volk mit launigen vorgetragenen Informationen von der St. Annen-Kirche, wo KMD Matthias Süß eben noch an der Walcker-Orgel romatische Orgelmusik gespielt hatte, durch die Stadt zum Lazarus-Ercker-Haus geführt.
Die imposanten mehrgeschossigen Kellerräume des Hauses, das im 16. Jahrundert einen Grundriss von nur ca. 7x7 Meter  maß, hatten kürzlich die Denkmalschützer begeistert, so der Vereinsvorsitzende. Eines der oberen Kellergelasse ist vom Förderverein inzwischen zu einer stimmungsvollen Trinkstube eingerichtet worden - mit Natursteinmauern und Kreuzgewölbe. Erkner-Keller 1 (Andere)
Über eine tiefe hinabführende Treppe gelangten die zahlreichen Besucher dann in zwei überraschend große Räume mit hohem Tonnengewölbe und Felsfußboden. Dort hatte sich zur Unterhaltung der Gäste “Johannes Tetzel” - alias Lothar Sachs -  mit seinem General-Ablass-Geschäft aufgestellt und verkündete Marksteine seines Lebenswandels im Dineste Roms. Die Kellergewölbe zeugen von der bergmännischen Bau- und Statikkunst am Anfang des 16. Jahrhunderts, also mitten in der Gründungszeit von Annaberg, in der die Stadt wie aus einem Guss entstand. Zum Anderen berichten sie vom Zweck so tiefer, stabiler Keller. Und hier beginnt die Persönlichkeit des damaligen Eigentümers zu sprechen. Die Familie Ercker kam als Händler, vielleicht auch Bänker, aus Nürnberg hierher zum Silber-Bergeschrey. 1508 soll Lazarus Ercker schon hier geboren worden sein und wurde nach 1528 Münzmeister, später Münzprüfer. Wie reich man in solchen Funktionen werden konnte, zeigt noch heute das Renaissanceschloss Klaffenbach bei Chemnitz, das sich ein Annaberger Münzmeister einst bauen ließ. Die Reichtümer mussten sicher gelagert und bewachbar sein, so erklären sich auch die uneinnehmbaren Kellergewölbe.
Erckner war später in der Residenzstadt der Albertinischen Wettiner in Dresden tätig und gelangte kraft seiner Qualitäten sogar nach Prag.
Sicher wird in der Weiterentwicklung des Welterbe-Projektes Montanregion Erzgebirge mehr von Haus und Eigner zu hören sein, und ganz sicher bleiben Annaberger und Buchholzer Unterwelten auch weiterhin ein spannendes Kapitel für Entdeckungen von Bau- und Entwicklungsgeschichte unserer Stadt und Region.

(E.F.)
Frohnauer Hammer 2.10.2015 - 1 (Andere)
Kräftige und feucht-fröhliche Proben ihres Könnens brachten die Weidener Bläser und Bläserinnen am Abend der Museumsnacht in die alten Gewölbe-Kneipen des Frohnauer Hammers mit, wo der Hammerbund mit und der Hammerwirt nicht nur für das leibliche Wohl in den übervollen Räumlichkeiten sorgten. Hier kam es zu alten und neuen freundschaftlichen Begegnungen zwischen Hiesigen und Weidnern, die nur durch lachmuskelstreapaziFrohnauer Hammer 3.10.2015 - 2 (Andere)erende Aufführungen der Hammerbühne unterbrochen wurden...

Auf der Bauernmarktbühne begrüßten auch am 3.10 die Oberbürgermeister von Annaberg-Buchholz und Weiden, Rolf Schmidt und Kurt Seggewiß, zahlreiche Bürgerinnen und Bürger beider Städte zum 25 jährigen Partnerstadtjubiläum.
Aus diesem Anlass wurden auch zwei große Ringe geschmiedet, die diese “Silberhochzeit” weiter festigen sollen.

Anschließend begaben sich die Gäste und viele Einheimische dorthin, wo einst die Sandsteinfigur des Stadtgründers Georg des Bärtigen thronte, um den “Weidener Platz” zu begründen. OB Schmidt verwies auf diesen historischen Ort am Buchholzer Tor und meinte, dass es bereits Überlegungen zu einer Wiedererrichtung des Denkmals gäbe. Vielleicht kann ja dann zur „Goldenen Hochzeit“ der beiden Städte die Partnerschaft unter den Augen jenes Mannes erfolgen, der – bei aller Kritik an seiner Person – unendlich viel für die Stadt in ihren Anfängen geleistet hat. Unsere Gäste aus Weiden könnten sich u.a. nicht derart begeistert über unsere Annenkirche – das Wahrzeichen unserer Stadt - äußern, wenn nicht einst dieser bärtige Herzog den Grundstein dafür gelegt und sich auch als aktiver Bauherr und Sponsor eingebracht hätte. Ausstellung 3.10.2015 - 2 (Andere)

Danach, um 15 Uhr, wurde eine sehenswerte Ausstellung des Oberpfälzer Kunstvereins unter dem Titel „Berg und Thal“ im Erzhammer durch Dr. Gabriele Lorenz und der Leiterin des Weidener Vereins eröffnet. Wenig später wurde zu eine heitere Kabinen-Schau in das alte Jugendstil-Stadtbad eingeladen, wo in den einstigen Umkleidekabinen lustige, aber auch nachdenkenswerte Installationen zu besichtigen waren – und noch sind.

In einer geschlossenen Festveranstaltung wurde im Annaberger Eduard von Winterstein-Theater durch die beiden Oberbürgermeister noch einmal in kurzen, aber ansprechenden Reden die Partnerschaft zwischen den Städten aus der Oberpfalz und dem Erzgebirge bekräftigt und durch die Übergabe zweier geschmiedeter Ringe für die kommenden 25 Jahre befestigt.
Ehrenbürger (Andere)

Nach den Klängen von der „Mond ist aufgegangen“ (Mädchenchor aus Villingen-Schwenningen und Evangelische Schulgemeinschaft Erzgebirge) schloss sich eine rückbesinnliche Doppel-Laudatio zweier Bürgerrechtler von einst auf einen weiteren Bürgerrechtler von vor 25 Jahren an, die – im Beisein der Ehrenbürgerin von Weiden, Staatsministerin und ehem. OB von Annaberg-Buchholz, Barbara Klepsch, - in die Verleihung des Annaberger Ehrenbürgerrechtes an den Pastor
i.R. der evangelisch-methodistischen Kirche Thomas Fritzsch mündete.
OB Rolf Schmidt, der diesen Vorschlag, - der nicht von allen Stadträten mitgetragene wurde (wie die Laudatoren erwähnten) - nicht in seiner Amtszeit zu verantworten hat, überreichte die Urkunde, den vererbbaren Siegelring und forderte zum Eintrag in das Goldenen Buch der Stadt auf.
Mit dem Choral „Erfüllet sind Himmel und Erde“ (Pleni sunt caeli et terra) aus dem Te Deum von Marc-Antonie Charpentier, interpretiert von Mitgliedern der Erzgebirgischen Philharmonie Aue und den Mädchenchören (Leitung Dr. Daniel Zwiener), endete der Festakt. Zu einem  schmackhaften Häppchen-Bufett und diversen Getränken wurde anschließend ins Foyer des Theaters eingeladen.

Abschließender Höhepunkt der partnerschaftlichen Tage war dann der Ökumenische Erntedank-Gottesdienst am Sonntagvormittag, zu dem die Kirchgemeinden von St. Annen und Heilig Kreuz alles aufgeboten haben, was so in ihnen steckt, wenn es ums festliche Danken geht: Eine große Kinderschaar, viel Musik mit Pauken und Trompeten sowie berauschende Orgelklänge neben einer wohlklingenden Kantorei (beides KMD Matthias Süß), zwei evangelische Pastoren und zwei katholische Pfarrer – und eine bildmächtige Predigt von Pfarrer Karsten Loderstädt, der auch den Gottesdienst leitete. Seine Worte bezog er stark auf das Teilen in der Familie, aber auch in der überreichen Gesellschaft. Dazu bemühte er Symbole wie den gedeckten Tisch unter der Kanzel, der für die Gemeinschaft aller steht. Und er erinnerte – ebenfalls symbolhaft - an das biblische Brot- und Fischteilungswunder, das in unserer heutigen Zeit eher als Aufforderung zur tatkräftigen Teilung des von uns erarbeiteten oder von wem auch immer geschenkten oder ererbten Reichtums zu deuten sein dürfte. Kirche 4.10. (Andere)
Ob daher Lukas 12/22-31 noch zeitgemäß daher kommt, darf nach solch einem ökumenischen Gottesdienst - der übrigens auch von etlichen Atheisten oder Kirchenfernen besucht wurde – durchaus nach seinem fatalistischen Auftakt und seinem humanistischen Ausklang hinterfragt werden. Dort heißt es u.a.: „Jesus sagte zu seinen Jüngern: Macht euch keine Sorgen um euren Lebensunterhalt, um Essen und Kleidung. Leben bedeutet mehr als Essen und Trinken, und der Mensch ist wichtiger als seine Kleidung.“  Der selbe Lukas meint im Vers 16/13 dann aber auch: „Niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen. Wer dem einen richtig dienen will, wird sich um die Wünsche des anderen nicht kümmern können. Er wird sich für den einen einsetzen und den anderen vernachlässigen. Auch ihr könnt nicht gleichzeitig für Gott und das Geld leben.“ - ein Thema, das viel Stoff zur Auflösung von (scheinbaren) Widersprüchen in zukünftigen Predigen bereit halten dürfte...
Am Ende des Festgottesdienstes konnten von der Bäckerinnung an die hiesige Diakonie 1.500 profane Euro per symbolischen Scheck überreicht werden, die aus dem Verkauf von 25.000 Altar-Broten (aus Anlass des 500 jährigen Bäcker-Altares) - pro Brot 5 Cent als Spende - zusammen kamen.

red.

 

 

 

 

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