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Katholischer Protestant

Dem Stadtgründer von Buchholz zum 550. Geburtstag

Friedrich der Weise wog an die zwei Zentner, war erzkatholisch, nicht verheiratet, hatte mehrere Kinder, besaß eine der größten Reliquiensammlungen Europas, bezog seinen immensen Reichtum auch aus den erzgebirgischen Silberminen, lehnte die Kaiserwürde ab, stellte sich schützend vor Luther, befürwortete den Bauernkrieg und die Reformation... - und gründete 1501 die Stadt Buchholz. Dort ist er noch heute als geschöntes Bronze-Standbild auf dem Marktplatz zu besichtigen, das man ihm zur Ehre anlässlich des 400jährigen Jubiläums der Stadtgründung im Jahre 1901 errichten ließ.  AW - Friedrich d. Weise - Albrecht Dürer

Friedrich III., auch genannt der Weise, wurde 17. Januar 1463 auf Schloss Hartenfels zu Torgau geboren. Der älteste Sohn des Kurfürsten Ernst von Sachsen (1441–1486) und dessen Ehefrau Elisabeth (1443–1484), der Tochter des bayerischen Herzogs Albrecht III., war von 1486 bis zu seinem Tode 1525 Kurfürst von Sachsen.

                                       
Friedrich der Weise, Holzschnitt von Albrecht Dürer

Als seine Vater 1486 starb, fiel dem damals erst 23-Jährigen aus der ernestinischen Linie der Wettiner das sächsische Kurland zu. Gemeinsam mit seinem Bruder Johann dem Beständigen regierte er weitere Ländereien und Orte in dem zerstreuten Herrschaftsgebiet. Die Einnahmen aus den Erz- und Silberminen, insbesondere der erzgebirgischen Bergwerke, sowie seine Anteil an den Münzstätten Freiberg, Leipzig, Annaberg, Schneeberg und Buchholz sicherten ihm seine finanzielle Unabhängigkeit und seinen lebenslangen Reichtum.AW - Friedrich d. Weise Lucas Cranach d.Ä.

Friedrich der Weise, Gemälde von Lucas Cranach d. Ä.

Als tiefgläubiger Katholik besuchte Friedrich III. täglich die Hl. Messe, pflegte eine intensive Marien- und Heiligenverehrung sowie einen umfänglichen Reliquienkult, der 1493 begann, als er eine Wallfahrt ins Heilige Land unternahm und von dort die ersten Reliquien (Splitter vom Kreuz Christi) mitbrachte sowie als „Ritter vom Heiligen Grab“
zurückkam. Mit größter Leidenschaft sammelte er über 19.000 Reliquien, die im Gegenwert rund zwei Millionen Jahre Ablass bedeuteten. Lucas Cranach d. Ä., den Friedrich der Weise 1505 als seinen Hofmaler nach Wittenberg berufen hatte, fertigte 1509 zu dieser Sammlung in der Wittenberger Schlosskirche eine detaillierte Beschreibung mit dazugehörigen Holzschnitten an.

Ein Jahr, nachdem er Buchholz errichten ließ, gründete er 1502 die Universität in Wittenberg. Dort wurde er auch später mit den reformatorischen Ideen Luthers konfrontiert. Schließlich richtete sich das Reformdenken Friedrich des Weisen, wenn auch zunächst verhalten, gegen eine Stärkung der Macht der Territorialfürsten in Einheit mit der kaiserlichen Machtfülle und dessen Zentralgewalt sowie gegen den Papst und die geldgierige Kurie in Rom, von wo immer höhere finanzielle Forderungen – nicht nur zum Ausbau des Vatikan und zur Errichtung der Peterskirche – kamen. Von daher wird auch die schützende Hand, die er über Luther hielt und den er persönlich zum Gespräch empfing, deutlicher. Es waren weniger oder kaum theologische Überlegungen oder religiöse Reformen, die ihn dazu bewogen haben dürften, sondern auch ganz persönlich, die sich einmal um die weitere Finanzierung auch seines Lebensstandardes sorgten und zum anderen sein Ärger darüber, dass der Papst zweimal seinen Antrag zur Eheschließung mit Margarethe, der Tochter des römischen Kaisers Maximilian, abgelehnt hatte.AW - Friedrich der Weise Wittenberger Prof.

              
Friedrich der Weise im Kreise Wittenberger Gelehrter, Cranach-Schule

In seiner Weigerung, das 1518 von Rom gefällte Ketzerurteil gegen Luther anzuerkennen und die 1521 erfolgte Zusicherung für Luthers freies Geleit zum Reichstag nach Worms, auch dessen Unterbringung auf der Wartung nach der Wormser Luther-Ächtung zeigt sich ein durchaus offener Konflikt zwischen ihm und der römischen Kurie bzw. dem Kaiser, den er beharrlich durch steht, was sich auch in der Abneigung gegenüber kriegerischen Konflikten sowie bei der Kaiserwahl 1519 zeigt. Dieses weise, kluge Handeln hat ihm offensichtlich auch seinen Beinamen eingebracht: Friedrich der Weise. Er lehnte auch die Kaiserwürde bereits im Vorfeld der Wahl ab und betätigte sich lieber als Vermittler im Kurfürstenkollegium. Schließlich wurde dann am 28. Juni 1519 in Frankfurt der 19-jährige Habsburger einstimmig gewählt. Karl V. musste die wesentlich von Friedrich dem Weisen – dem „fetten Murmeltier“, wie ihn der päpstliche Nuntius Hieronymus Alexander zornig titulierte - entworfene Wahlkapitulation unterschreiben, die sich gegen die kaiserliche Zentralmacht und zu Gunsten einer stärkeren Mitentscheidungsgewalt der Reichsstände aussprach.

Friedrich der Weise war auch nicht bestechlich: Obwohl er nicht verheiratet war, hatte er mit der Anna Weller mehrere uneheliche Kinder. Dennoch verlieh ihm Papst Leo X. 1518 die Goldene Rose, die höchste Auszeichnung des Papstes für besondere Verdienste um die katholische Kirche. Damit wollte ihn der Papst bewegen, Luther an das Ketzergericht auszuliefern, was einen noch stärkeren Schutz gegenüber Luther seitens Friedrich des Weisen nach sich zog.

Wir verdanken dem Wettiner nicht nur die Stadtgründung von St. Catharinenbergk im Buchenholz, sondern auch die – wenn auch nicht ideologisch gewollte – Ausbreitung der Reformation in Sachsen.
Es ist ihm zu verdanken, dass am 24. Juni 1524 der enge Mitstreiter Martin Luthers, Friedrich Myconius, ein Mönch aus dem Annaberger Franziskaner Kloster, in der Buchholzer Kirche erstmals evangelisch predigen konnte und am 2. Juli zum zweiten Male Buchholzer und auch Annaberger um sich
versammelte, unter denen sich einst auch Adam Ries befand, den man deswegen bei Georg dem Bärtigen denunzierte.
Friedrich der Weise war auch einer der wenigen Fürsten, die gegen die Vernichtung der Bauern während der Bauernkriege eintrat. Darin unterschied er sich z.B. grundsätzlich von seinem Amtsbruder in Annaberg. Georg der Bärtige verfolgte die aufständigen Bauern, ließ sie foltern und auch mehrfach hinrichten.
Friedrich der Weise blieb fast bis zu seinem letzten Atemzug Katholik - allerdings ein protestantischer. Erst auf dem Totenbett (5. Mai 1525 in Lochau) ließ er sich das Abendmahl auf evangelische Art in zweierlei Gestalt reichen und bekannte sich damit spät, aber nun auch öffentlich, zum neuen Glauben. AW - Peter Ustinov als Fr. d. Weise

Peter Ustinov im Luther-Film als “Friedrich der Weise”

Das Standbild Friedrich des Weisen (Foto) steht noch immer ehern auf dem Marktplatz seiner Stadt Buchholz. Zum 550. Geburtstag des Wettiner Fürsten werden Blumen seinen Sockel schmücken. AW - Denkmal Friedrich der Weise in Buchholz
Das Denkmal des Stadtgründers von Annaberg (1496), Georg des Bärtigen, war aus Sandstein und ist – wie sein Glaube in Sachsen – in der Diaspora zerkrümelt...

Eine Tatsache, die aber auch einiges über die unterschiedliche Bedeutung der beiden Fürsten für die Nachwelt aussagt.

G.B.S.