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Lückenhaftes Künstlerlexikon

Über 500 Maler, Architekten und Bildhauer aus 500 Jahren Erzgebirgs-Kultur werden vom Autor Peter Rochhaus in kurzen biografischen Texten und mit ihren Werken in einem „silbernen Merkur“ lexikalisch porträtiert.


Sicherlich handelt es sich beim „Künstlerlexikon Erzgebirge“ um ein anerkennenswertes Unterfangen, wenn es auch zahlreiche Lücken aufweist. Auf Vollständigkeit war aber der aus Thüringen stammende und seit vielen Jahren in Annaberg-Buchholz lebende Kunsthistoriker Peter Rochhaus auch nicht aus.
Auf rund 200 Seiten hat er versucht, an die 550 Architekten, Maler, Grafiker, Bildhauer, Schnitzer und Designer aus 500 Jahren erzgebirgischer Kulturgeschichte zu porträtieren. Dabei ging es ihm nicht in erster Linie um die Biographie der Persönlichkeiten, sondern eher um deren Werke an Hand von Beispielen.
Köselitz Frohnauer Hammer 1898-001 (Andere)

Neben im Erzgebirge geborenen finden sich auch zahlreiche Künstler im Lexikon, die in unserer Gegend bleibende Spuren hinterlassen haben. Rochhaus´ Auswahl scheint dabei willkürlich getroffen worden zu sein.
Wer ein Künstler ist, liegt in der Beurteilung des Autors, dieses umfangreich recherchierten Lexikons.
So verwundert es dann doch, dass sich z. B. zeitgenössische Maler kaum auf den Seiten finden lassen.
Am Beispiel von Annaberg, wo Peter Rochhaus die Künstlerszene besonders gut kennen dürfte, kann dieses Manko besonders deutlich dargestellt werden: Von den aufgeführten Malern und Grafikern haben die Aufnahme in das „Künstlerlexikon Erzgebirge“ nur die gebürtigen Annaberger Guido Bach, Carlfriedrich Claus, Kilian Fabricius, Carl Friedrich Franck, Sylvia Graupner, Hans Heß, Karl-Heinz Kettmann, Rudolf Köselitz, Horst Kühnel, Rudolf Manuwald, Walter Queck, Johann Bernhard Schmelzer, Robert Schmiedel, Rudolf Weber und Jürgen Wenzel geschafft. Nach Annaberg Zugereiste oder hier künstlerisch kurz- oder langzeitig tätig gewordene Persönlichkeiten, sind ebenfalls berücksichtigt worden.
Wer die Ausstellungen – nicht nur in Annaberg – regelmäßig verfolgt, dürfte die namentlichen Lücken zeitgenössischer Maler und Grafiker im Lexikon schnell entdecken. Ob das eine Empörung unter den Nichtberücksichtigten auslösen wird, oder möglicherweise ein produktives Nachdenken über echtes oder erwünschtes Künstlertum, wird letztlich die Zeit beurteilen...Der Mosikdirektor (Andere)
Wenn mit diesem Lexikon auch ein informatives Buch vorliegt, in dem viel Arbeit stecken mag, so ist es dennoch nicht frei von Fehlinterpretationen bzw. wiederholten Abschreibungen von längst widerlegten Behauptungen in diversen Publikationen.
Am Beispiel des Annaberger und später Münchner Malers Rudolf Köselitz kann das erneut belegt werden:
Nicht zum ersten Mal findet sich in Rochhausens Publikationen der Satz „Ende der 1920er Jahre begann sein Stern zu sinken. Köselitz litt bald materielle Not.“ Hätte sich Rochhaus nur einmal tiefgründig mit dem Leben dieses Malers befasst, müsste er zugeben, dass das ganze Gegenteil richtig ist und diese Jahre mit zu den produktivsten in seinem Schaffen gerechnet werden dürfen: Von 1919 bis 1932 hat Köselitz nahezu an allen großen Kunstausstellungen in München, Berlin und Dresden mit mehreren Werken teilgenommen. In Ausstellungs-Katalogen, Briefen und Rezensionen sind die Beweise zu finden.
In diesem Zeitraum sind über 70 Werke in Aquarell, Öl, Bleistift und Tempera entstanden, von denen nicht wenige verkauft wurden (Quittungen liegen vor). Seine Illustrationen für die Erzgebirgsbücher von Fritz Körner, Anton Ohorn und Anna Wechsler sowie für verschiedene Illustrierte Blätter fallen ebenfalls in die Zeit nach 1920.
Richtig ist allerdings auch, dass der Werkankauf nach 1933 zurück ging, teilweise Notankäufe von Münchner Einrichtungen getätigt wurden und sich die Hoffnungen auf Ankäufe durch seine Annaberger NSDAP-Genossen nicht erfüllt haben (Briefwechsel vorhanden).
Von daher ist es also ratsam, zukünftig keine Informationen mehr aus dem „Thieme-Becker Lexikon der Bildenden Künstler“ von 1927 ungeprüft abzuschreiben, zumal die Ergänzungen von 1950 die überholten Wertungen auch nicht berücksichtigt und korrigiert haben.

Bei alle diesen Schwachstellen, kann dieses Lexikon mit dem erläuterungsnötigen Untertitel „Der silberne Merkur“ durchaus als informative Überblickspublikation empfohlen werden.

red.

Peter Rochhaus: Künstlerlexikon Erzgebirge,
Verlag Robin Hermann, Chemnitz 2017, ISBN 978-3-940860-24-8