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THEATER ABC

 

 


 


Hummelflug und Mondromantik

Das ausgewählte Programm passte großteils zum historischen Flair der Altstadtterassen im sommerlichen Annaberg beim Konzert der Erzgebirgischen Philharmonie Aue mit der Sopranistin Bettina Grothkopf.

Die Atmosphäre hätte schöner nicht sein können als sich das Publikum am 4. Juli - bei noch sommerlicher Hitze - vor den Annaberger Altstadtterrassen platzierte. Selten genug gibt es im rauen Erzgebirge solche warmen Abende, an denen die Menschen sich wünschen, dass sich die liebe Sonne doch endlich verziehen möge! Konzert Terrassen 1 (Andere)
Im ersten Teil des Konzerts überraschten die Erzgebirgischen Philharmoniker aus Aue unter ihrem GMD Naoshi Takahashi mit einem temperamentvollen, aber im ersten Teil etwas sehr eigenwillig zusammengestellten Programm.
Nach der „Wilhelm Tell“-Ouvertüre von Rossini, in der noch ein wenig nach dem einheitlichen Rhythmus gesucht wurde, folgte die berühmte Arie aus „Norma“, die von der Primadonna des Eduard von Winterstein-Theaters, Bettina Grothkopf (Foto/AW), mit stimmlicher Präsenz und zartem Einfühlungsvermögen gestaltet wurde.
Mozarts „Türkischer Marsch“ fehlte dann allerdings nicht nur dessen Raffinesse in der Phrasierung der Schlagwerke, sondern damit auch sein orientalischer Reiz.
Die sprunghafte Reise durch Europa führte schließlich mit Otto Nikolais „Lustigen Weibern von Windsor“ wieder zur überzeugenden Solistin des Abends, die die Arie der Frau Fluth mit viel Schalk und Charme sang.
Das „Air“ aus der Orchestersuite Nr. 3 von Johann Sebastian Bach brachte zwar etwas abendliche Ruhe ins Programm, nicht aber die notwendige sphärische Zartheit in die Reihen der Streicher. Dafür glänzte der „Arabische Tanz“ aus der „Peer Gynt-Suite“ von Edvard Grieg durch preußisches Kolorit, das die Streicher dann durch angenehme Weichheit in der Tongebung retteten.
Nach der Pause konnte das Programm, das vorrangig Kompositionen des 19. Jahrhundert brachte, mit einer kompakt gespielten Ouvertüre des „Barbier von Sevilla“ aufwarten. Bettina Grothkopf interpretierte anschließend mit großer Meisterschaft die Arie der „Madame Butterfly“ sehr ausgewogen mit stimmlicher Kraftentfaltung, nuancenreicher Farbgebung aber auch berührender Zartheit. Felix Mendelssohn Bartholdys „Hochzeitsmarsch“ aus seiner Musik zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ ließ wider den Wunsch entstehen, Shakespeares Zauberwerk mit dieser Musik irgendwann in diesem Leben auf der Freilichtbühne an den Greifensteinen erleben zu können. Konzert Terrassen 2 (Andere)
Der etwas überforderte Moderator des Abends, der Orchestermanager der Erzgebirgische Philharmonie Aue, Mark Schönwasser-Görke, fand erst nach und nach in seine Rolle, betonte dann aber mit Humor manche Kuriosität der Opernlibretti und deren Werkgeschichte(n). Dass aber seine Ankündigung über die hohen Anforderungen der Musiker in Rimskij-Korsakows „Hummelflug“ die Tierchen derart durcheinander bringen würde, war wohl nicht beabsichtigt.
Zu einem musikalischen Höhepunkt gelang dann allerdings Jules Massenets „Meditation“.
Die junge Konzertmeisterin des Orchesters, Katharina Overbeck, begeisterte die Zuhörer durch Präzision und wunderbar klangvolle Pianos bis zum letzten Ton.
Bettina Grothkopfs Leonoren-Arie aus Verdi „Troubadour“ kündete von der souveränen dramatischen Leichtigkeit der Sängerin.
GMD Naoshi Takahashi entpuppte sich einmal mehr als Meister der wohlgesetzten Zugaben: Der temperamentvoll interpretierte „Carmen“-Ouvertüre, ein Selbstläufer des Orchesters, folgte, - nunmehr fast bei Dunkelheit - das wundervoll in tschechischer Sprache gesungene Rusalkas “Lied an den Mond“. Bettina Grothkopf erzeugte wahre Gänsehaut-Momente auf den Altstadtterrassen, die nur noch vom späteren Mond über der Annenkirche getoppt wurden.
Der Rausschmeißer des Abends war dann das „Steigerlied“ der Erzgebirger in einer sehr harmonischen Instrumentierung, in der die Zuschauer vom Generalmusikdirektor zum Mitsingen animiert wurden. Ein schöner und sehr stimmungsvoller Abend.

P.S.: Über den Einsatz der Mikrofontechnik an diesem Ort darf noch einmal nachgedacht werden. Was für die Textverständlichkeit und Stimmgebung bei den Solisten förderlich, aber nicht wirklich notwendig war, hörte sich beim Orchester manchmal gar kontraproduktiv – eher wie ein „Orchestrion“ - an.

Eveline Figura

Weiter Sommerkonzerte der Erzgebirgischen Philharmonie Aue:
5.7., 15 Uhr: Erz-Klassik im Grünen: im Kurpark Warmbad
11.7., 20 Uhr: Im Rausch der Tiefe: Waldbühne Augustusburg
12.7., 14.30 Uhr: Erz-Klassik im Grünen: Schloss Schlettau
18.7., 20 Uhr: Konzert  zum Bergfest auf der Landesgartenschau in Oelsnitz
25.7., 15 Uhr: Operettenkonzert, ebenda

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