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Pflasterstraßen werden als Kulturerbe saniert

Sie gehören seit Tausenden von Jahren zur Infrastruktur von Gemeinwesen. Auch Annaberg verfügt seit rund 500 Jahren über gepflasterte Wege, Straßen und Plätze, die im Rahmen des Weltkulturerbes erhalten und gepflegt werden müssen.
 

Reste von Pflasterflächen in Mesopotamien lassen auf die Anwendung der Pflastertechnik schon um das Jahr 4000 v.u.Ztr. schließen. Die Ägypter und die Babylonier nutzten Pflasterbeläge für den leichteren Transport von Waren. So war in Babylon die Prozessionsstraße aus dem 7. Jahrhundert v.u.Ztr. gepflastert. Im Römischen Reich wurde die Pflasterbautechnik entscheidend verbessert. Die Römer nutzten die Vorteile des Pflasterbelags für den Bau von Hauptstraßen und erkannten die Wichtigkeit eines tragfähigen Unterbaus. Pflaster 1

In China gewann die Verwendung von Pflasterbelägen, darunter besonders das Kieselsteinpflaster, im 11. Jahrhundert an Bedeutung. Neben dem Einsatz auf öffentlichen Wegen waren diese Kieselsteinpflasterungen fester Bestandteil von chinesischen Gärten. Die Kieselsteine wurden mit großer Sorgfalt nach Farbe und Form sortiert und anschließend in einem Mörtelbett versetzt. Die Pflasterflächen enthielten Ornamente und sollten dem Betrachter Geschichten und Botschaften übermitteln.

Nach dem Fall des Römischen Reiches ließ in Europa die Bedeutung des Pflasterbelags nach. Nur noch Straßen und Plätze in europäischen Städten - ab 1500 auch im Erzgbeirge - wurden damit ausgestattet, Landstraßen blieben unbefestigt. Erst mit der Zunahme des Verkehrs durch die Industrialisierung nahm der Pflasterbau wieder zu. So erschienen Mitte des 19. Jahrhunderts erste Richtlinien zum sachgemäßen Einbau von Straßenpflaster.

Zunächst standen nur Steine aus natürlichen Vorkommen (Steinbruch, Flussbett, Feldsteine) zur Verfügung. Verdrängt wurden diese Materialien vom Baustoff Beton, der Ende des 19. Jahrhunderts durch die Verbilligung des Zements erschwinglich wurde. Die exakte Maßhaltigkeit und die Formenvielfalt sowie der geringe Preis sorgten dafür, dass sich Betonpflastersteine anteilsmäßig zum meistverwendeten Pflasterbelag entwickelte.Markt

Die Bedeutung von Pflasterbelägen sank allgemein im ersten Teil des 20. Jahrhunderts wieder, weil der zunehmende Fahrzeugverkehr nach ebenen und tragfähigeren Teer- und Asphaltstraßen verlangte. Mit der zunehmenden Bedeutung der Stadtdenkmalpflege und der Verkehrsberuhigung seit den 1970er Jahren wird es vermehrt in Fußgängerzonen, Altstädten und auf Plätzen angelegt bzw. vorhandene Pflasterungen auch aus kulturhistorischen Gründen aufwändig gepflegt.
Pflastersteine wurden aber auch in den Revolutionen des 19. Jahrhunderts als Mittel zum Bau von Barrikaden verwendet. Durch die rasche Errichtung eines Hindernisses und Schutzwalles sollte die Offensive des Gegners vereitelt werden. Die Steine der Straßenbepflasterung boten den Vorteil, direkt vor Ort, notfalls auch im Gefecht, als Baumaterial verfügbar zu sein. Sie wurden etwa mit Hilfe von Brechstangen aus der Bepflasterung gerissen und provisorisch aufgeschichtet.

Heute werden Pflastersteine bei Demonstrationen und Straßenschlachten von gewaltbereiten Teilnehmern bei Auseinandersetzungen mit der Polizei oder zur Sachbeschädigung häufig als Wurfgeschosse verwendet, was zu lebensgefährlichen Verletzungen führen kann. Während harte Gegenstände wie Glasflaschen meist nicht bei einer Demonstration mitgeführt werden dürfen und in der Regel bereits bei Sicherheitskontrollen vor der Veranstaltung abgewiesen werden, können Pflastersteine meist vor Ort gesammelt werden, was es der Polizei erheblich erschwert, die Verwendung von Wurfgeschossen gänzlich zu verhindern.

Ein besonderes Problem der Pflasterbeläge, darunter besonders großformatig angelegter Natursteinpflaster mit breitem Fugenabstand, ist der erhöhte Geräuschpegel, der bei entsprechender Verkehrsbelastung verursacht wird. Dagegen stehen ökologische Vorteile wie bessere Regenversickerung und bewuchsfreundlicher, da atmungsaktiver und für Wurzeln durchdringbar. Langfristig ist das Pflaster auch reparatur- und umbaufreundlicher.

Der Anteil der Pflasterflächen beläuft sich in Deutschland im Bereich von Gemeindestraßen auf nahezu ein Viertel der befestigten Straßendecken. Dabei ist die Verwendung auf privaten Grundstücksflächen nicht berücksichtigt.

Pflege von Pflasterstraßen in Annaberg-Buchholz
Pflasterstraße (Andere)


Auch unsere Stadt verfügt über historische Pflasterungen von Straßen und Plätzen, die es - auch im Rahmen des Weltkulturerbers - zu erhalten gilt. In der Zeit von Ende Mai bis September 2015 werden in Annaberg-Buchholz in Abhängigkeit der Witterung deshalb die Arbeiten zur Pflege von Pflasterstraßen fortgeführt.

Ziel ist es, die Straßen so lange wie möglich zu erhalten, Ausbrüche von Pflastersteinen zu verhindern, eine gute Befahrbarkeit zu sichern sowie Lärmemissionen zu vermindern. Für die Pflasterpflege sind die Kleine Kirchgasse zwischen Mariengasse und Quergasse, die Kupferstraße zwischen Oberer Badergasse und Barbara-Uthmann-Platz sowie der Kreuzungsbereich Kupferstraße/ Untere Badergasse vorgesehen. Hier werden die Arbeiten im Rahmen einer Wanderbaustelle realisiert, so dass es lediglich zu lokal begrenzten Verkehrseinschränkungen kommen wird. Um die Maßnahmen sachgerecht ausführen und auch Parkflächen mit pflegen zu können, werden spätestens 72 Stunden vor dem Beginn der Arbeiten Haltverbote bzw. Sperrschilder aufgestellt. Diese müssen unbedingt beachtet werden.

Voraussichtlich vom 16. bis 18. Juni folgt die Pflasterpflege auf der Großen Kirchgasse zwischen Barbara-Uthmann-Platz und Markt sowie am 1. und 2. Juli in den Bereichen Obere Schmiedegasse, Fleischergasse und Schlachthofplatz. Abschnittsweise sind dabei Vollsperrungen notwendig. Der Linienbusverkehr wird aufrecht erhalten.

Während des Einsandens sowie in den darauf folgenden zwei bis drei Wochen kann es je nach Witterung zu einer erhöhten Staubbildung kommen. Trotz sorgfältiger Arbeitsweise und dem Einschlämmen des Fugenmaterials lässt es sich nicht gänzlich vermeiden, dass nicht gebundenes Material durch Fußgänger und den Fahrverkehr fortgetragen wird. Inhaber von Geschäften
wird empfohlen, an den Eingängen dafür zu sorgen, dass Kunden Schmutz von ihren Schuhen abstreifen können. Geplante Reinigungsarbeiten an Fenstern und Fassaden sollten nach Möglichkeit nach der Pflasterpflege vorgenommen werden.

M.F. / red.