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125 Jahre jüdische Gemeinde Annaberg

Marsch des Lebens am 8. Mai und Gedenkveranstaltungen am 7. und 12. Mai

Die Geschichte der Stadt Annaberg-Buchholz war seit dem 19. Jahrhundert eng mit dem Wirken jüdischer Bürger verbunden. Vor 125 Jahren, am 12. Mai 1890, wurde die jüdische Gemeinde Annaberg gegründet. Durch rege Wirtschafts- und Handelstätigkeit trugen jüdische Unternehmer entscheidend zur Entwicklung der Posamentenindustrie bei, mit der die Erzgebirgsstadt weltweit bekannt wurde. Die jüdische Gemeinde, die bis zu 150 Mitglieder zählte, brachte sich aktiv in das städtische Leben ein. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden jüdische Mitbürger aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen, ihre Unternehmen boykottiert und enteignet. Am 9. November 1938 zerstörten Nationalsozialisten den
jüdischen Friedhof der Stadt. Annaberger Juden wurden verhaftet, in Vernichtungslager deportiert und ermordet. Heute gibt es in Annaberg-Buchholz keine jüdischen Bürger mehr. Dennoch will die Stadt die Erinnerung an sie wach halten.

Am 12. Mai
begeht Annaberg-Buchholz den 125. Jahrestag der Gründung der jüdischen Gemeinde Annaberg. Der Auftakt wird mit einer Gedenkstunde ab 9.30 Uhr im jüdischen Ehrenhain auf dem städtischen Friedhof gegeben. Dabei erhält die Stadt von der jüdischen Gemeinde Chemnitz zwei Grabsteine des ehemaligen jüdischen Friedhofs in Annaberg zurück. Darunter befindet sich der Grabstein des Gründers der jüdischen Gemeinde Annaberg, Isaak Chanange.
Jüdischer Friedhof (Andere)


Ab 11.00 Uhr folgt eine Gedenkveranstaltung im Haus des Gastes Erzhammer. Bürgermeister Thomas Proksch und
Dr. Jürgen Nitzsche werden dabei an die jüdische Gemeinde Annaberg sowie ihren Gründer Isaak Chanange erinnern.
Dr. Nitzsche ist promovierter Historiker, Autor und Kurator aus Mittweida. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Geschichte der Juden in Sachsen, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus.
Grußworte werden von Vertretern der jüdischen Gemeinde Chemnitz sowie von Pfarrer Karsten Loderstädt von der
Ev.-luth. Kirchgemeinde Annaberg-Buchholz gesprochen. Umrahmt wird die Veranstaltung durch den Chor der jüdischen Gemeinde Chemnitz sowie Schülern aus Annaberg-Buchholz.
Gedenkstein (Andere)


Marsch des Lebens am 8. Mai zum Gedenken an Todesmärsche

Im Gedenken an die Todesmärsche vor 70 Jahren finden 2015 in Deutschland an etwa 100 Orten Märsche des Lebens statt. Unter der Überschrift „gedenken - umkehren - beten“ erinnert in Annaberg-Buchholz ein solcher Marsch am 8. Mai an die Opfer des Holocaust und das Schicksal der Juden. Der Auftakt wird um 16.30 Uhr mit einer kurzen Gedenkfeier am jüdischen Ehrenhain auf dem städtischen Friedhof im Barbara-Uthmann-Ring gegeben. Danach startet um 17.00 Uhr ein „Marsch des Lebens“ gegenüber dem Erzgebirgsklinikum am Gedenkstein für den ehemaligen jüdischen Friedhof in Annaberg (Foto). Dieser wurde durch Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 fast vollständig zerstört.

An der Kreuzung B 95 / B 101 erinnern die Teilnehmer an das Ende eines Todesmarsches am 8. Mai 1945 in Annaberg und die Befreiung der Häftlinge durch die Rote Armee. Im April 1945 wurde damals ein Zug von 600 bis 700 Gefangenen von einem Außenlager des KZ Buchenwald etwa 375 km durch Sachsen-Anhalt und Sachsen getrieben.
Am Gedenkstein (Foto) vereinigt sich der „Marsch des Lebens“ mit einem Gedenkmarsch, der ab 12.00 Uhr von Großrückerswalde über Mauersberg, Mildenau und Plattenthal auf den letzten Kilometern des einstigen Todesmarsches unterwegs ist. Über die B 95 führt der vereinigte Gedenkmarsch danach zum Kätplatz. Dort wird am Platz des ehemaligen Schützenhauses an politisch Verfolgte erinnert, die darin während der Zeit des Nationalsozialismus gefoltert wurden. Weitere Orte des Gedenkens sind der Untere Kirchplatz an der Annenkirche und die Siebenhäuserapotheke, wo sich einst der Saal der Jüdischen Gemeinde Annaberg befand. Auf dem Annaberger Markt findet die Gedenkveranstaltung ihren Abschluss.

Gedenkveranstaltung in der Evangelischen Schulgemeinschaft Erzgebirge

Bereits am 7. Mai lädt um 18.00 Uhr eine Gedenkveranstaltung in die Turnhalle der Evangelischen Schulgemeinschaft Erzgebirge ebenfalls nach Annaberg-Buchholz ein. Im Gebäude zwischen der Straße der Freundschaft und er B 101  erinnern Überlebende und Zeitzeugen sowie die Ausstellung „Juden in Sachsen“ an die unsäglichen Leiden ehemaliger KZ-Häftlinge.
In Wort und Bild spannen die Tafeln der Ausstellung einen Bogen von der relativen Integration der Juden über die stetig wachsende Ausgrenzung bis hin zur Massenvernichtung. Außerdem geht die Schau auf die Anfänge jüdischen Lebens auf dem Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen in der Zeit zwischen 1000 und 1350 ein. Weitere Kapitel widmeten sich der Entwicklung jüdischer Gemeinden in der DDR und nach 1990.

Neben der Ausstellung und den Zeitzeugenberichten bilden die Bitten um Vergebung in verschiedenen Sprachen einen ebenso wichtigen Bestandteil des Abends. Sie sollen Zeichen setzen, dass sich die Deutschen der Schuld ihres Volkes bewusst sind und dafür einstehen, dass sich solche schrecklichen Dinge nie wiederholen. Umrahmt wird die Gedenkveranstaltung u. a. durch Chorsänger der jüdischen Gemeinde Chemnitz.

M. Förster