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THEATER ABC

 

 


 

 
Highschool-Atmosphäre auf Theaterbrettern

Umjubelte „Fame“-Premiere im Eduard von Winterstein-Theater.
Gezeigt wird die emotionale Kreativität von Schülern, quer durch das soziale Spektrum, wenn man sie nur motiviert und fördert. Überzeugendes Zusammenwirken von Profis und Laien. Manch schräge Töne trugen zur Authentizität des Themas „Talentefindung“ genauso bei wie große Schauspieler-Stimmen, komödiantische Blüten und viel Gefühl.
Fame

Diese Inszenierung „Fame“, die am am 22.März 2015 Premiere hatte, wird mal wieder ein Dauerbrenner, nicht nur beim jungen Publikum, auf dem Spielplan werden. Tamara Korber hatte die Regie auf der ständig vollbesetzten, funktional gestalteten Bühne (Ausstattung: Robert Schrag) und die Fäden der temporeichen Inszenierung in der Hand behalten.
Das sind Stoffe, die ihr als Regisseurin besonders liegen, wie sie es z.B. in „Linie 1“ gezeigt hat. Das Hightscool-Musical „Fame“ mit Echtheitszertifikat (als The Highschool of Performing Arts-1946 am Times Square in New York gegründet) aus dem Jahre 1988 hat von seinem ursprünglichen Esprit bis heute nichts eingebüßt. Es zehrt auch von den groß gewordenen Absolventen dieser Schule bis heute: Liza Minelli und Al Pacino, bekannte Songs und Fernseh-Serien. Aber live is live!
Und diese Musik-Produktion des Schauspielensembles hat gesangliche Herausforderung für die sonst überwiegend sprechenden Protagonisten genug. Es bilden sich Pärchen, die nicht so recht zu passen scheinen, sich zusammenraufen, Prüfungen bestehen müssen, Spaß haben, Sehnsüchte ausleben und daran zerbrechen. Die zarte Serena und ihr Nick (Stephanie Braune und Sebastian Schlicht) raufen sich durch Missverständnisse zu Annäherungen und finden sich schließlich doch als Idealbesetzung in „Romeo und Julia“ wieder. Dazwischen rockt großartig Joe (Dennis Pfuhl) als Erotomane die Szenen und zeigt wie viel Darstellung einen überzeugenden Song ausmacht, Gesang durch Charakter trägt. Seine „Romeo“-Einlage war dann schon wieder Spaß am Slapstick und bekam die Lacher auf seine Seite. Jack und Iris (Brian Sommer und Rebekka Simon) gewannen das Publikum durch den gelebten Widerspruch zwischen Straßen-Rap und Balarina-Grazie. Brian Sommer, selbst eher grazil, überzeugt durch seine kraftzehrenden Tanzeinlagen wie durch seine Dünnhäutigkeit, wenn er die Schulaufgaben nicht schafft und seine Leseschwäche verheimlicht. Zart
Exzellent und die Überraschung des Abends war Christine Zart a.G (Foto). als harte Englischlehrerin, die sich als wahrer Mensch zeigt und wahrlich überwältigende Songs über die Rampe bringt: Eine sehr reife Leistung der Film-, Theater- und TV-Darstellerin.
Der jugendliche Gegenpol dazu ist die Rolle der Carmen Diaz. Kerstin Maus` erste Gesangsnummer in dieser Rolle rockt schon die Bühne. Sie spielt den kommende Star der Schule, schreibt mit ihrem eher akademisch „belasteten“ Freund  Schlomo (Benjamin Muth) Songs, die er auch selbst begleitet und mit bester Musicalstimme singt. Und sie verliebt sich natürlich, geht schließlich der Hollywood-Legende von einer schnellen Karriere auf den Leim und scheitert tragisch. Dazwischen agierte mit viel Verve und Appetit die Allrounderin Marie-Luis Kießling als Mabel, für die der Text wohl die meisten S-Konsonanten bereithielt, gesanglich aber ausdrucksstark und witzig bewegt über die Rampe kam. Englisch war übrigens auch die Sprache, die den Songs gut tat und die von den allermeisten Mitwirkenden gut über die Rampe gebracht wurde. plakat_fame
Gisa Kümmerling als Grace in der gewohnt skurrilen Attitüde und mit Spaß in der Band mitmischend, wie auch Dennis Pfuhl an der Bassgeige überraschte! Dann noch das Lehrerensemble: die dominierende Englischlehrerin (Christine Zart), die elegante Tanzlehrerin (Marie-Louise von Gottberg) mit französischem Akzent, Nenad Žanić als kroatisch akzentuierender Musiklehrer Mr. Sheinkopf wieder als eigenständiger Charakter! Und Udo Prucha als verständnisvoller Schauspiellehrer, der die Schüler auffordert, selbst herauszufinden, was für sie gut ist.
Ein großes Lob gilt  allen (Laien-)Tänzern, -SchauspielerInnen und -Musikern, die ihrem Körpercharakter gemäß agierten und in vielen Proben und in der Premieren überraschend gute Leistungen zeigten. Mit ihrer Choreographie zauberte Bernadett Resch eine ständig bewegte Bühne und verrückte Jugendlichkeit in die Charaktere.
Der Dauersound des Abends lag in den Händen der wahrlich mit Feeling ausgestatteten Band unter der Leitung von Markus Teichler und Peggy Einfeldt am Keyboard, die auch für die Einstudierung der Musiktitel zeichnete.
Auch wenn mancher Love-Song am Ende ein wenig Kürzung vertragen hätte, die erfolgreiche Stimmbildung durch Jason-Nandor Tomory nicht jeden schrägen Ton verhindern konnte, war doch die darstellerische und gesangliche Mischung auf der Bühne eine fast wahrhafte Spiegelung solch einer Schule als Talentschmiede. Mögen Lehrer und Schüler als Publikum sich davon anstecken, um in ihren Schulen solche Kreativität zu verbreiten und dabei niemanden außen vor zu lassen...

Eveline Figura