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Spätes Weihnachtskonzert

Obwohl in der katholischen Kirche der Weihnachtsfestkreis seit der Liturgiereform des II. Vaticanums (1965) mit dem Fest der Taufe des Herrn am Sonntag nach Epiphanie (Dreikönige) endet, bleiben die Bäume und Krippen meist bis Lichtmess stehen. Die Fenster des Rathauses sind in der auch von Katholiken geleiteten Stadt bis zum 2. Februar mit Schwibbogen beleuchtet. Da wundert es also nicht, wenn die Hl.- Kreuz-Kirche am 4. Januar noch zu einer „Festlichen Weihnachtsmusik“ einlädt, zu der Pfarrer Schumann wieder weitaus mehr Besucher begrüßen konnte als zu manchem Hochamt.
Chor Heilig Kreuz


Weihnachtlich war das Konzert und festlich allemal. Dafür sorgte diesmal insbesondere Kantor Matthias Böhm aus Chemnitz, der unserer 1992 geweihten Jehmlich-Orgel ein Feuerwerk an Tönen entlockte, die u.a. bei Buxtehude, Pachelbel oder Bach das kleine Kirchenschiff in der Diaspora nahezu ins Schwanken brachten. Aber auch die zarten Töne der Orgel (z.b. im basso continuo) mischten sich ausgezeichnet mit der Klangschönheit der Oboe, die von Ilka Stöß aus Chemnitz gespielt wurde und mit Werken von Geminiani und Telemann überzeugte.
Wiederholt kann dem Chor unter Benno Tietz (Gesamtleitung des Konzertes) ein großes Lob ausgesprochen werden. Wer die Entwicklung des nunmehr 111 Jahren alten “Kirchenchores Cäcilia Annaberg” über eine geraume Zeit verfolgt hat, weiß ein Lied zu singen von den einstigen Höhen bei seiner Gründung durch Pfarrer Edmund Grohmann, seinem Niedergang und künstlerischen Depressionen während der beiden Weltkriege, der Erholungsphase auf Grund der katholischen Zuwanderer ab 1946 aus Böhmen, sein momentanes Erblühen zu DDR-Zeiten und seine Nach-Wende-Resignation, in der „die schönen Stimmen leider führerlos sind“, wie im Hl.-Kreuz-Spiegel 1994 festgestellt wurde.
Aber getreu seiner Namenspatronin, der man laut Legende auch nicht den Kopf abschlagen und der das Überbrühen mit kochendem Wasser nichts anhaben konnte, so ist auch diese Chorgemeinschaft nicht klein zu bekommen. Und sie hat mit dem ehrenamtlichen Kantor Benno Tietz nunmehr einen engagierten und fachlich versierten Chormeister zur Seite, der das Niveau des Chores seh- und hörbar voran gebracht hat. 0[1]
Wenn auch die historische Hl. Cäcilia – sollte sie je gelebt haben – mit der Orgelmusik kaum etwas zu tun hatte, schließlich handelt es sich bei der Übersetzung der Antiphone „Cantantibus organis Caecilia Domino decantabat“ um einen Fehler, bei dem „organis“ mit Orgel übersetzt wurde. „Cäcilia sang das Lob des Herrn“ - muss es demnach richtiger heißen, und das trifft ja auf den Annaberger Hl.-Kreuz-Chor unumwunden zu, wie im besagten Konzert klangschön – aber leider in zu wenig Eigen-Beiträgen - zu erleben war. Händels Judas-Maccabäus-Chor „Tochter Zion“ steht noch heute stimmstark im kleinen Kirchenraum, unterstützt von László Vargas raumfüllendem Bass. Der kam noch einmal bei den beiden Bach-Chorälen mit einem „Süßen Jesulein“ zum Einsatz, wobei man sich von ihm eher die Arie aus dem Bachschen Weihnachtsoratorium „Großer Herr und starker König“ gewünscht hätte.
Insgesamt war es wieder ein berührendes Konzert für konziltreue Katholiken, Altgläubige, Fremdgläubige oder Heiden... - aus Nah und Fern, wie man dies auch bei Begegnungen am Krippenberg von 1912 im Gartenhaus der Pfarrei vor oder auch nach der festlichen Weihnachtsmusik erleben konnte.

red.