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Feuriges Nachtspektakel

Mit Mystik, Musik, Musical und einem potentem Ensemble lockt das Eduard-von Winterstein-Theater viele Zuschauer auf die zauberhafte Naturbühne der Greifensteine zur Premiere von „Elfenfeuer zwischen Felsen“

Zur Premiere am 6. Juli 2014 war alles perfekt: Soll heißen, auch der Wettergott der Elfen und Trolle hat mitgespielt und alles in eine sanfte, laue Sommernacht gehüllt. Tamara Korber, die Regisseurin, und Annelen Hasselwander, Dramaturgie, hatte sich eine verschlungen Geschichte um Camper im Erzgebirge (Gisa Kümmerling, Oliver Baesler, Dennis Pfuhl und Udo Prucha) ausgedacht, die Elfen und Trollen begegnen, deren Zaubertricks ausgeliefert sind, sie hineinziehen in die internen Auseinandersetzungen der Hofintrigen und Dominanzgebärden. Die konkrete Geschichte, auch auf Handzetteln nachzulesen, ist verzichtbar. Die Zuschauer sollen sich lieber zurücklehnen und die vielfältige Musicalmelodien und Rocktitel über sich rieseln lassen und die wenigen, aber umso wohlklingenderen Klassik-Adaptionen genießen, die man alle in Reihenfolge der Auftritte gerne auf Handzettel nachgelesen hätte (schade!).
Die Musik wurde von Rudolf Hild zusammengestellt, arrangiert und vom Ceyboard aus die Band leitend, mit Temperament und instrumentaler Verve live gespielt. Tolle Truppe (Andreas Gemeinhardt/Hans-Peter Marx, Jan Grebling/Ronny Wiese, Robert Korward, Benjamin Richter)!
Die Ausstattung (Tilo Staudte) hatte sich auf der Bühne zunächst ungewohnt sparsam reduziert. Mammutzähne wie aus dem Drei-D-Drucker, ein paar Giftpilze auf halber Höhe und ein Riesen-Greif am Band-Haus zu vielen Licht-Farb-Reflexen zwischen Felsen und Nadelgehölz waren ausreichend. Doch schnell wurde es üppig durch die wuselnden, tanzende, agierende Schar des Ensembles aus Schauspielern, singenden Darstellern, darstellenden Sängern in wirklich zauberhaften Kostümen. Dazu kam ein unerwartetes babylonisches Sprachgewirr: Haben doch Elfen und Trolle einst auf den Greifensteinen vorrangig wohl Englisch, Indianisch, Italienisch, ja sogar Ungarisch parliert. Udo Prucha jedenfalls konnte mit seinem sächsch´n Versatzstücken und im Spiel mit Kollegen in der alten „Neuen deutschen Welle“-Nummer die eher seltenen Lacher auf seiner Seite sammeln.
Die Ausstattung war mit den verschiedenen phantasievollen Kostümen für die gemischte Truppe dann doch am Erfolg vorn mit dabei, und an manchen Kreationen hatte man richtig Spaß. Die Elfenkönigin (Mezzosopranistin Therese Fauser) hatte nicht nur wirklich ein Krönchen, sie war es auch stimmlich mit ihrer italienischen Barockarie und zusammen mit dem Hüter des Feuers (Tenor Frank Unger) im Duett, der selbst langhaarig, türkis glitzernd stimmlich glänzte. Die Schamanin des Abends (Bass László Varga) hatte man als eine Art alternde Conchita Wurst verkleidet. Zum Glück sang er die Soli und  Duette nicht mit Damenbass, sondern gewohnt gekonnt, auch im Musicalsound. Die Microports, übrigens diesmal gut ausgesteuert (!), trugen deshalb zur Unterstreichung der Stimmcharaktere bei.
In der Hauptrolle der Elfe Galida war Musicalsängerin und Rockröhre Elisabeth Markstein - wie schon gewohnt – auf der Bühnen präsent. Figürlich wie sängerisch genretypisch die Schar der Elfen und Trolle anführend. Dazu stimmlich beachtlich als Elfenkönig Thorin Kuhn. Spielerischund stimmlich  agil und in Irokesen-Maske Nenad Žanić auffällig. In zwei Rollen Marie-Luis Pühlhorn witzig bewegt und stimmlich im Duett mit Einhorn-Elfe (Helen Aderhold) führend. Letztere überraschte dafür auch noch akrobatisch-tänzerisch! Neben Pühlhorns Hofnarr-Troll war der Part als verliebter Troll der Marie-Louise von Gottberg außerordentlich reizend mit dem hübschesten Kostümchen dargestellt und getanzt - ein kleiner Sommernachts-Traum-Puck. Die konzeptionell verzichtbarsten, weil unbegründeten Figuren im Elfen-Reigen waren wohl dann Don Quichote (Christian Härtig, gut als kriegerischer Troll), da half stimmlich in der nicht bewältigten Höhe auch kein Mikroport mehr, und auch kaum Sancho Panza (Olaf Kaden, auch als Zaubertroll).
Der Chor agierte, in neutrales Schwarz gehüllt, diesmal „nur“ als Backround, aber wirkungsvoll und gewohnt gut geschult (Leitung: Uwe Hanke).
Anerkennung auch für das Extraballett (Choreographie: Sigrun Kressmann), die es wieder einmal verstanden hat, den weiten Raum der Felsenbühne bewegt zu füllen und reichlich originelle Blickfänge zu schaffen.
Aber dass ein Sänger - als die sonore Stimme des Greifen aus dem Lautsprecher-Hintergrund - nicht aufgesetzt, sondern honorig wohlklingend das Märchen umrahmt, das gelingt so vermutlich nur Leander de Marel.
Die neue Mythen-Musical-Revue auf den Greifensteinfestspielen vereint die Potenzen des Ensembles mit bewährten Gästen, Soundvielfalt und Sommernachts-Traum-Romantik für Jung und Alt.
Und dennoch darf da doch auch der vielfach geäußerte Publikums-Wunsch aufkeimen und weitergereicht werden, den wirklichen „Sommernachtstraum“ mit den starken Worten Shakespeares, der Poesie und Komik schauspielerischer Kunst, wie sie in unsrem Ensemble zuhauf vorhanden ist und der Musik Mendelssohn Bartoldys - auch adaptiert oder kombiniert mit den bekannten Musicalmelodien - auf dieser schönen Bühne recht bald zu erleben...

Eveline Figura

Fotos: Theater Annaberg

Weitere Vorstellungen: 11./18.7.,16./22.8., 21 Uhr,
Service-Büro: 03733-1407-131, service@winterstein-theater.de