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Schlag nach bei Shakespeare....

Abendstimmung in den Greifenstein-Felsen bei der erfolgreichen „Sommer-Traum-Nacht“-Premiere des Annaberger Theaters - Shakespeares Texte, reizvolle Ausstattung und manch stimmige Musicalmelodie bekamen vom Publikum viel Applaus.

Es war auch diesmal wie so oft vor einer Freilicht-Premiere des Eduard von Winterstein-Theaters Annaberg-Buchholz auf unserer herrlichen Felsenbühne, den Greifensteinen: Aus grauen Wolken regnete es am frühen Abend, und nur die wirklich Unentwegten fuhren zur Premiere und wurden dann am Sonnabend (23. Juli 2015) um 21 Uhr bei angenehmen Temperaturen mit einer sehr gelungen Inszenierung belohnt! GP_Sommernacht-708 (Andere)
Endlich Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, ein wenig abgespeckt zwar und nicht mit Mendelssohns Wunderklängen, sondern verschiedensten Musical-Kreationen, aber die Substanz war passend und zauberhaft für laue Sommerabende auf der großartigen Felsenbühne. Das Publikum ging mit, amüsierte sich köstlich und dankte mit viel Applaus!
Die Regisseurin, Tamara Korber, hatte für das gut aus- und beleuchtete Nachtspektakel reichlich poetisches Textmaterial zur Verfügung. Die prall gefüllte Handlungen bestach trotz Kürzungen: Mit Hilfe der Elfenkönige verlieben sich zwei Paare im zeitlosen Athen über Kreuz.
In der Rahmenhandlung erscheint Herzog Theseus (Nenad Žanić) mit Amazonenkönigin Hippolyta (Gisa Kümmerling) in würdiger Noblesse und klarem Klang. Sie versuchen, die verworrenen Heiratsabsichten zweier junger Paare zu schlichten, zunächst vergeblich: Sebastian Schlicht als Lysander und Brian Sommer als Demetrius lieben jeweils die andere. Die jungen Damen: Christiane Schlott als Hermia kann hier erstmals wirklich Text und Temperament zeigen und sang angenehm „ihren“ Song. Kerstin Maus als erfahrenere Musicalsängerin und Darstellerin hatte als Helena dann allerdings den tollsten Sound des Abends in Kehle und Hüfte! Etwas viel Gerenne auf Kosten des gesprochenen Dialogs war auf der großen Bühne zu bewältigen, aber die jungen Darsteller wuchsen in ihre etwas groß klingenden Namen hinein bis zum glücklichen Ende. Im Hintergrund leisten der Elfenkönig Oberon (László Varga) und seine Titania (Elisabeth Markstein) „Beziehungsarbeit“ an sich selbst und für die verwirrten Menschenkinder. Varga war mit warmem Bassklang mehr in seine Titeln zu Hause, während Frau Markstein durch Geschmeidigkeit in den Tänzen glänzte. GP_Sommernacht-548 (Andere)
Der Oberintriganten-Elf  „Puck“ (Marie-Louise von Gottberg in Glanzverfassung!) durfte mit der Zauberblume richtige und falsche Verliebtheiten manipulieren, schäkert, zwinkert, albert, tanzt, singt und vermittelte so den Zauber der Nacht an das begeisterte Publikum. Die Solisten waren eingebettet in die sie umtanzenden Elfen (Choreographie: Kirsten Hocke). Alle zusammen agierten in wunderschönen Kostümen und vielen funkelnden und glitzernden und explodierenden Details vom Kopf bis zum Hummel-Bauch und den unterschiedlichen Ebenen des Bühnenbildes (Erneutes Bravo an Robert Schrag!)
Aber was wäre Elfenreigen und Verliebtheit ohne den Bruch durch den deftigen Humor sich selbst überschätzenden Künstlertums der Handwerker, die ihrem Fürsten ein Theaterstück widmen wollen.
Glücklicherweise haben Dramaturgie (Silvia Giese) und die einfallsreiche Regisseurin Tamara Korber den Darstellern keine Grenzen gesetzt. Voran der Squenz (Udo Prucha) als Regisseur auf der Bühne, der seine Ideen immer wieder den Schrullen der Kollegen unterordnet und am Schluss jenes Chaos verantwortet, welches das Publikum zum Toben brachte.
Marvin Thiede als Zettel ebenfalls wieder in Hochform, aber immer im menschelnden Duktus, singt sogar die Königin der Nacht, spielt den Helden Pyramus und allen anderen die Rollen vor. Er ist zudem Titanias Liebes-Esel und lässt kein noch so großes Detail aus! Kongenial Denis Pfuhl als Flaut, der die Tispe gibt (zu Shakespeares Zeiten waren Frauen auf der Bühne noch verboten). Falsettstimme, Stöckelschuhe, wuchtige Oberweite und Blumenperücke – eine von ihm großartig gespielte Klamotte. Und Pfuhl kann extemporieren - mit dem Text und im Schrittmaß und auch noch während des Applauses.
Benjamin Muth als Schnauz (und alternierend auch als Demetrius) gab die „Wand mit dem Schlitz“ und damit seinen Abschied aus dem Ensemble. Die anderen Handwerker waren Schnock (Olaf Kaden) und Schlucker (Max Fischer) als sanft schnurrender Löwe und als Mond - alles mit dem Hintersinn des Genies Shakespeares gespielt!
Die Musicaltitel (deren Auflistung trotz ihrer Bekanntheit im Programmzettel manchen Besucher interessiert hätte) waren ausgesucht von Rudolf Hild, der am Keyboard mit Markus Teichler die vortreffliche Liveband anführte: Andreas Gemeinhardt (git), Ronny Wiese/Ive Kanew (sax,fl), Krzyszof Zurad (dr), Benjamin Richter/Matthias Kramp (B) müssen erwähnt werden, weil sie alle als exzellente Solisten an ihren Instrumenten den Songs jenen Herzschlag gaben, der die Solisten beflügelte und diese wunderbare Inszenierung zu einer wirklichen Sommer-Traum-Zauber-Nacht á la Shakespeare gestaltete.

Eveline Figura
Fotos: Dirk Rückschloß/Theater

Weitere Vorstellungen:
30.7., 13./19.8., 21. Uhr; 27.8., 20 Uhr
Tel. des Servicebüros des Theaters: 03733 1407-131,
 
www.winterstein-theater.de