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    Clara Mosch war in Annaberg

    Anlässlich einer Filmvorführung, einer Talkrunde, einer Ausstellungseröffnung und auf Einladung des Fördervereins Carlfriedrich Claus - Lebens- und Arbeitsort in Annaberg-Buchholz e.V. kamen am vergangenen Freitag die Mitglieder der ehemaligen Künstlergruppe Clara Mosch in die Heimatstadt des utopischen Kommunisten. Sie wurden von der OB Barbara Klepsch herzlich begrüßt.
    2013-04-26 19.31.51


    Noch immer glaubt man landesweit, dass Clara Mosch ein Künstlerin sei, die da und dort ausstelle. Nur bei den Insidern und bei denen, die am vergangenen Freitag das kleine Kino Nr. 3 im Gloria-Palast bevölkerten, hat sich inzwischen herumgesprochen, dass sich hinter der “Dame” von 1977 bis 1982 eine Gruppe von Künstlern verborgen hatte, die die Anfangsbuchstaben ihrer Namen zu diesem Markenzeichen zusammen fügten und damit nicht nur unter den Kunstfreunden für Verwirrung und Aufregung sorgten. Das “C” steht dabei für Carlfriedrich Claus, der sich zwar inhaltlich der Gruppe zugehörig fühlte, aber an künstlerischen Befreiungsaktionen, wie sie im Film zu sehen waren, kaum teil nahm. 2013-04-26 19.27.34
    Im Gespräch, das durch viele gescheite Fragen seitens der Vorsitzenden des Annaberger Fördervereins, Margit Kreißl (auf Foto links), zu einer sehr informativen Plauderstunde über stürmische, stets beobachtete, aber auch fröhliche Jahre geriet, gingen dann Thomas Ranft, Michael Morgner, Gregor-Torsten Kozik und Dagmar Schinke, die einstig Frau von Ranft, auch auf ihre Bekanntschaft und die Zusammenarbeit mit dem introvertierten utopischen Kommunisten aus Annaberg ein. Dagmar Ranft-Schinke vertrat dabei die Meinung, dass der Utopist Carlfriedrich heute durchaus wieder gebraucht werden könnte, in einer Zeit, in der Utopien abhanden gekommen scheinen. Unter zustimmendem Nicken bestätigten die übrigen Mitglieder der Gruppe diesen Charakterzug an Carlfriedrich Claus. Aus ihren Schilderungen u.a. im Umgang mit der Staatsmacht, und die mit ihnen, wurde deutlich, dass es diesen nach Freiheit strebenden Individualisten nicht in erster Linie um Kunst ging, sondern vielmehr, um andere Lebensentwürfe leben zu können, ihre Individualität anerkennt zu bekommen und sie ausleben zu dürfen - was sich dann am stärksten wohl in ihrer unterschiedlichen Zeichen-Sprache und in ihren künstlerischen Aktionen ausdrückte. Sie schilderten dabei auch ihre Grenzerfahrungen, die bis in die intimsten Bereiche hinein spürbar wurden. Dass die Gruppenmitglieder, trotz mehrfacher Denunziation, nicht im Knast landeten, hatten sie ihrer Meinung nach nur der Tatsache zu verdanken, dass sie frühzeitig zu westlichen Medien und Politikern Kontakte herstellten und sich somit eine derartige Öffentlichkeitsarbeit auch als Schutz erwies.

    Leider war die Talkrunde nach einer knappen Stunde schon beendet, obwohl sicherlich im Auditorium noch Fragen schlummerten. Die hätten dann im Studienraum noch an die Gruppenmitglieder - auch angesichts ihrer dort ausgestellten Werke - gestellt werden können. Jedoch wegen des starken Besucherandrangs zur Vernissage und der kräftigen Jazz-Klänge im kleinen Raum, war das kaum mehr möglich. Es wäre daher ratsam, wenn die Erlebnisse und Geschichten der einstigen Clara-Mosch-Mitglieder im Umgang und in der Zusammenarbeit mit Carlfriedrich Claus - einschließlich der zielführenden Fragen von Frau Kreißl - dokumentiert würden. Es dürfte daraus bestimmt ein sehr informativer Band entstehen, der auch das Verständnis für diese Zeit und für den Schöpfer des “Aurora-Zyklus” in ihr,nachhaltig beleuchten und so auch für die kommenden Generationen bewahren würde. 

    Zum Hintergrund und zur Ausstellung:

    Carlfriedrich Claus ist der einzige ostdeutsche Künstler, dessen Werke als ständige Ausstellung im Deutschen Bundestag zu sehen sind. In seiner speziellen Kunstrichtung erlangte er bereits zu DDR-Zeiten weltweite Aufmerksamkeit. Namhafte Künstler aus zahlreichen Ländern korrespondierten mit ihm. In seiner Art, sich durch „Sprachblätter“ und „Lautprozesse“ zu artikulieren, betrat er ein außergewöhnliches Feld der Kunst.
    Am 4. August 1930 in Annaberg-Buchholz geboren, lebte er rund 60 Jahre in seiner Heimatstadt als Philosoph, Philologe, Schriftsteller und Grafiker, bevor er in den letzten Lebensjahren seinen Lebensmittelpunkt nach Chemnitz verlegte.Clara Mosch 1

    Ende der siebziger Jahre wurde Carlfriedrich Claus Mitglied der unabhängigen Künstlergruppe Clara Mosch (Fotos), der auch Michael Morgner, Thomas Ranft, Gregor-Torsten Kozik und Dagmar Ranft-Schinke angehörten. Mit der Gruppe, die aufgrund ihres Auftretens und ihrer unorthodoxen Aktionen über Jahre ins Blickfeld des MfS geriet, verband ihn kreativer Austausch.

    Erstmals werden nun in Annaberg-Buchholz die Ergebnisse und Konvolute dieser fruchtbaren Partnerschaft vorgestellt. In enger Zusammenarbeit mit den Kunstsammlungen Chemnitz, Stiftung Carlfriedrich-Claus-Archiv und ihrer Kuratorin Brigitta Milde ist es dem Förderverein Carlfriedrich Claus – Lebens- und Arbeitsort in Annaberg-Buchholz e. V. gelungen, Gebrauchsgrafik, Druckgrafiken, Fotos, aber auch Privatleihgaben der Künstler einem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Ermöglicht haben das Kooperationsvereinbarungen zwischen Chemnitz und Annaberg-Buchholz.Clara Mosch 2

    Die Ausstellung ist in vier Etappen gegliedert.
    Bis zum 31. März 2014 sind wechselnde Werkaspekte zu sehen.
    Es lohnt sich also immer wieder, den Studienraum Carlfriedrich Claus an der Johannisgasse 10 in Annaberg-Buchholz zu besuchen.

    G.B.S. / Matthias Förster

    Kontakt:

    Förderverein Carlfriedrich Claus - Lebens- und Arbeitsort
    Annaberg-Buchholz e.V. Johannisgasse 10, 09456 Annaberg-Buchholz
    Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 11:00 bis 16:00 Uhr
    Außerhalb dieser Öffnungszeiten nach Vereinbarung.
    Telefon: (03733) 676777
    mobil: 0160 674 2177
    Internet:
    www.carlfriedrich-claus.de

    Persönliche Erinnerungen von G.B.S. an Carlfriedrich Claus - hier