LESERPOST
ÜBER UNS
IMPRESSUM
WERBEN

Gegründet 1807

www.annaberger.info

Wiedergegründet 2011

    POLITIK   WIRTSCHAFT   KULTUR   LOKALES   HISTORISCHES   STADTFÜHRER    WEIHNACHTEN    GASTRO

 

THEATER ABC

 

 

Juni 2019


Gemalte Ereignisse

Der Städte- und Ereignismaler Carl Gotthold Groß aus Frohnau gilt als Wiederentdeckung und hat bis zum 8. September 2019 im ErzgebirgsMuseum Annaberg eine sehenswerte Ausstellung seiner und paralleler Werke.

ausstellunggross (Small)
Dem begabten und Detail verliebten Maler Carl Gotthold Groß war kein leichtes Leben beschieden als er 1786 als taubes Kind geboren ward. Nicht selten wurden diese Kinder zwar aufgezogen, aber mangels spezieller Bildungseinrichtungen, wie heute selbstverständlich, wenig gefördert.  So konnte er vermutlich kaum sprechen, Bildungsinhalte waren schwer vermittelbar. Und trotzdem wurde sein zeichnerisches und malerisches Talent erkannt und bescheiden ausgebildet.

Er malte, was er sah: Landschaften, Städtebilder, Ereignis- und Augenblicksschilderungen wie Brände, Aufmärsche, Getreidelieferungen, Märkte, bergmännische Orte- und das alles wie durch die Lupe gesehen und vergrößert. Die Landschaften sind oft die, wo er wohnte oder die er erreichen konnte. Frohnau, natürlich, in das er 1819 wieder zurück kam, das damals bedeutenden Annaberg mit dem Brand des Kirchturms von 1817, Buchholz im Feuer, Sachsenfeld 1822, dann viel in und um Eibenstock, wo seine Familie hinzog und er selbst dort sogar heiratete.

Die Bergstädte Freiberg, Schwarzenberg, Schneeberg, Breitenbrunn u.a. dabei und entstanden auch ziemlich genaue Katasterpläne wie der von Annaberg eben. Manches darunter wie die  Perspektive, ist nicht immer perfekt, aber alles mit Genauigkeit und liebenswerter Hinwendung ins Bild gesetzt. Wie ein roter Faden scheint das Auffinden eines der Werke zum nächsten zu führen. Die Kommunikation der Heimatforscher, die besser sortierten Archive und die vergleichende Bildforschung macht aus Zufallsfunden nun wieder eine Sammlung, die zumindest auf Zeit bei uns zu sehen ist.

Der Leiter der Städtischen Museen Annaberg, Wolfgang Blaschke dankte allen Beteiligten für die viele Arbeit, die in einer solchen Schau steckt, besonders auch den Leihgebern aus o.g. Orten und gab das Wort u.a. an Dr. Götz Altzmann aus Eibenstock, wo der Maler 30 Jahre gelebt hatte. Der berichtete über Suche und Funde nach den Bildern sowie den Lebensweg des Künstlers, der viele seiner Alterswerke nicht immer datierte, was das Auffinden natürlich erschwert. Besonders interessant ist, dass bei einigen Bildern mehrere Ausführungen nebeneinander gezeigt werden können, wie eine erste Zeichnung, dann das farbige Gemälde, eine danach angefertigte Lithographie für die Vervielfältigung und schließlich auch „abgekupferte“ Kopien anderer nach der Originalvorlage.

So wird nun Zeitgeschichte vieler Orte, künstlerisch dokumentiert, erlebbar und auch deutlich, dass selbst früher aus einem behinderten Dasein durch Talent ein beachtetes Lebenswerk entstehen konnte.

E. Figura