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Oktober 2018


Annaberg-Buchholz, bald Finanzhauptstadt

Der Um-, Aus- und Neubau des Finanzamtes des Erzgebirgskreises hat begonnen. Die Immobilien-Verwaltung aus Dresden erstattete ausführlich Bericht im Stadtrat. Es ist das Großprojekt in der Kreisstadt und wird mehr als 400 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes hier konzentrieren. Ein wahrer Push für das Zentrum - auch für Gewerbe und Gastronomie?

Keine Angst, die Großbanken kommen noch nicht zu uns und auch Konzernzentralen bleiben im Westen, obwohl, sie wissen nicht, was sie hier verpassen, im künftigen Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge und an Ruhe und Konzentration auf die Arbeit.

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Entwurf Außenbereich Finanzamt Annaberg, Landschaftsarchtiekten Otto + Richter

Immerhin das Großprojekt „Finanzamt des Erzgebirgskreises“ (30 Mio Euro Budget) ist nun beschlossen, wie der Leiter des SIB (Staatssekretariat für Immobilien Dresden) vor versammeltem Stadtrat am Donnerstag, dem 27.9.2018, bestätigte. Und daran kann auch keine noch so ausgefallen ausgehende Landtagswahl etwas ändern: „Das sei noch nie passiert, dass ein einmal beschlossenes und schon begonnenes Projekt geändert worden sei."

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Altes Gerichtsgebäude, E.F. (c) annaberger.info

Die kompletten Bauplänen und Finanzen sind bilanziert und die Umgestaltung hat auch bereits begonnen. Wie man in der Klosterstraße an den Gerüsten, Bauarbeitern und Verkehrseinschränkungen beobachten kann, wird bereits gebaut. Da hat die Bevölkerung das Landratsamt, „Vogelhaus“ genannt, längst vergessen, welche Mehrkosten damals entstanden.

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Alte Post

Die Alte Post in der Klosterstraße, die vom Freistaat erworben wurde, ist sichtbar in Arbeit; soll heißen: Rekonstruktion der altehrwürdigen Bausubstanz, Stabilisierung von Deckenkonstrukten, behindertengerechter Umbau mit Fahrstuhl und Modernisierung im Innern. Bei dieser ersten Fertigstellung des Finanzamt-Komplexes sollen dort die Betriebsprüfer einziehen und mit vermehrter Akribie an ihr beliebtes Tun und Trachten gehen. Das bisherige Finanzamt arbeitet erstmal weiter und wird später einbezogen.

2019 beginnt dann auch schon die bauliche Integration des alten Amtsgerichtes, wo unten eine Art verglaster Laubengang an den ehemals zu vermutenden Kreuzgang der nebenan gelegenen Klosterkirchenruine erinnern soll. Dort waren jahrelange archäologische Grabungen im Gange, wo viele Artefacte aus Jahrhunderten, dem 15./16. insbesondere, ans Tageslicht gefördert wurden, wird ein L-förmiger Neubau entstehen mit einem torförmigen Über- und Eingang in die anderen Bereiche. Die zeichnerischen Entwürfe, schöne ruhige Grünflächen im Inneren des Komplexes ausweisend, sind vielversprechend, ja elegant und trotz des baulichen Umfangs nicht „großfressig“- wie man hier gerne mal sagt.

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Gaubenförmige Dachkonstruktionen, wo dann auch der Leitungsbereich sitzen soll, erinnert vielleicht dezent an städtebauliche Ähnlichkeiten aus der Annaberger Gründungszeit. Die Klosterkirche aus dieser Zeit wird nicht wieder entstehen, obwohl manch Beichtstuhl dort in diesem Metier hilfreich wäre. Im Gesamtbudget sind 2,8 Mio EU-Fördermittel integriert. 2% der Gesamtkosten , also 600.000 Euro werden als Kunst am und im Bau veranschlagt.

Es mutete wieder sehr seltsam an, dass hiesige Künstler in der Anfrage des Stadtrates wiedermal selbst für sich kämpfen müssen, Aufträge zu erhalten. Die Bauverantwortlichen betonten, dass im Freistaat Sachsen Entwürfe ausgeschrieben werden sollen. Die Meinung des Sächsischen Künstlerbundes wird dazu eingeholt werden. Der sitzt in Dresden und da wird das Hemd wieder näher als die Hose sein. Immerhin ist beabsichtigt zu vermeiden, was einst an Kunstmitteln nach München ging als das Arbeitsamt bekunstet ward mit rostenden Großplastiken. Den Volksnamen dafür darf man sich hier schenken; - bekannt.
Innenausstattungen des Projektes sind noch Zukunftsmusik, nur dass kein Großrestaurant, sondern ausschließlich „Teeküchen“ geplant seien, lässt unsere Gastronomen und auch die Kaffeehausbesitzer aufatmen und hoffen. Tagsüber wird sich die Innenstadt durch die gleitende Arbeitszeit der Beamten und Angestellten beleben. Wie viele davon hierher ziehen und auch abends für Prosperität sorgen, steht in den Sternen. Sterne-Restaurants werden sich sicher auch weiterhin suchen lassen. Aber eventuell wäre die alte „Gerichtsschänke“ wieder zu aktivieren.

Doch es sind doch insgesamt schöne Aussichten allenthalben für unsere Erzgebirgs-Hauptstadt mit ihrem Adam-Ries-Image. Gleichzeitig stehen einige Energie effiziente Bauvorhaben des Finanzamtes, nämlich der Verbund der Heizungssysteme an die Nahwärme mit einem weiteren Schwerpunkt der Ratssitzung im Zusammenhang. Auch weitere Areale der Innenstadt sollen an das Nahwärme-Netz angeschlossen werden; dazu wird das Rathaus ebenfalls einbezogen. Vertrag und Fördermittel sowie Prüfungen durch die Stadtwerke liegen vor, betonte Bürgermeister Proksch.

Die energetische Sanierung des Rathauses (Strom) soll in der Zukunft 64% Einsparungen bringen, was 117 t C02-Ausstoß weniger bedeutet. Dem Antrag dafür wurde einstimmig zugestimmt, obwohl StR Dahms bemerkte, dass technische Parameter und Konsequenzen nicht von allen Stadträten zu überschauen und kontrollieren seien. Deshalb gab es auch einige wenige Gegenstimmen und Enthaltungen bei der Abstimmung zum Konzept zur Nachhaltigen Stadtentwicklung im Energiesektor bis 2030 durch die Seecon. Diese langfristigen Aufgabenstellungen seien notwendig, um Fördermittel zu generieren. Zu diesen langfristigen Maßnahmen gehören: Die effektivere Nutzung der Abwärme der Industrie, eine Machbarkeitsstudie zum Anschluss von Buchholz an die Nahwärme, das Anlegen eines Solar-Katasters, Verbesserung von Energiemanagements, u.a. auch die effizientere Beleuchtung der Silberlandhalle und von Straßenbeleuchtungen. (Umstellungs-und Ausbaukosten amortisierten sich berechenbar.) sind enthalten. Weitere Maßnahmen seien zu planen bei den Voraussetzungen für die E-Mobiltät, e-Anschlüsse, Carsharing, Park and Ride und die „Mobilitätsschnittstelle“ Unterer Bahnhof müssten befördert werden.

Kritisch angefragt wurde von Stadträten, wann endlich das Radwegesystem in Angriff genommen wird. Einig ist sich der Rat darüber, dass wichtige Projekte langfristig konzipiert und schrittweise kontrolliert angegangen werden müssen.

Ein weitere Schwerpunkt des Rates war die Änderung der Satzung für Kindertagesstätten (Paragraph 13): Möchten Sie die gute oder die schlechte Nachricht zuerst hören? Die gute also: Die Stadt unterstützt mit Kostendämpfung die zu große Erhöhung der Beiträge für die Eltern. Die schlechte: Die Elternbeiträge steigen ab 2019.

Ausbaumaßnahmen an der B101 wurden bewilligt am Sauberg/Ehrenfriedersdorf. Im Zusammenhang mit dem Straßenbau wurden sehr kritisch die Kosten , die für Erdarbeiten anfielen vermerkt.  Lt. Gesetz werden ausgehobene Erdschichten als Sondermüll behandelt, die dann schon mal mit 50.000 Euro zu Buche schlagen. Der OB, Rolf Schmidt, sprach sich temperamentvoll für andere Lösungen aus, die die Stadt entlasten könnten. Ein Expertenproblem, dass an die übergeordneten Verwaltungen gestellt ist.

Weitere Einzelentscheidungen wurden genannt und diskutiert:

- So soll 2018 nicht über Auslobungen der Stadtpreise entschieden werden, sondern später und mit neuen Schwerpunkten.
- Jahrmarkt in Buchholz soll 2018 ausfallen (Org.-und Personalfragen). Dafür sei am 2.10.18 das in Eigenleistung renovierte Aussichtstürmchen einzuweihen und am 6.10.18 ist eine Tanzveranstaltung in der Turnhalle geplant.
- Ursachen für Fehlalarmierungen der Feuerwehr im Stadtgebiet soll nachgegangen werden (Tiefgarage, Erzhammer)
- Die positiven Städtepartnerschaft werden fortgesetzt; gegenwärtig gäbe es am meisten Defizite mit der nächstgelegenen in Chomutov, wo sich in den vergangenen Jahrzehnten so viele intensive Kontakte entwickelt hätten. Man müssen dran bleiben. Personaländerungen vorort könnten eine Ursache sein.
- Langwierige Baumaßnahmen an der Scheibnerstraße, Mauer- und Straßenbau hofft man bis Mitte Dezember abzuschließen.

Eine gehaltvolle Tagung des Stadtrats mit großen Budgets war zu erleben, dabei großes Interesse an der Kontrolle und Überwachung von Maßnahmen. Manche (eher seltene) Gegenstimme oder Stimmenthaltung ist für Beobachter nicht immer verständlich oder durchsichtig. Immerhin tut sich vieles im Stadtgebiet auch in Richtung Vorweihnachtszeit. Die Wichtel-Werkstätten am Weihnachtsmarkt bekommen teure Hintergründe. Diese wenigstens werden für alle ab Ende November  sichtbar und erlebbar sein.

Eveline Figura

(Der Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der Themen.)